Warum Co-op seine Minisupermärkte in „Essen für jetzt“ und „Essen für später“ aufteilt

Warum Co-op seine Minisupermärkte in „Essen für jetzt“ und „Essen für später“ aufteilt

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Mit seinen On-the-Go-Märkten will The Co-op in Großbritannien besonders eiligen Kund:innen entgegenkommen. Und braucht dafür nicht viel Platz.

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Als wichtigstes Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems reguliert der Hypothalamus unter anderem das Hungergefühl des Menschen. Glaubt man der „dualen Hypothalamustheorie des Hungers“ gibt es zwei Zentren, die dort Beginn und Ende unserer Nahrungsaufnahme steuern.

Bis zur Veröffentlichung dieses Blogeintrags relativ unbekannt war die weiterführende Annahme, dass zuvor stets ein wesentlicher Prüfmechanismus aktiviert wird, der die wichtigste aller Fragen klärt: Essen jetzt? Oder: Essen später?

Als Reaktion auf die erste Wahlmöglichkeit hat die Menschheit Schnellrestaurants, Snack-Automaten an Bahnsteigen und Kiosks erfunden, sowie in zunehmendem Maße: Mini-Supermärkte. In der Handelsbranche heißen die Hypothalamus-unterstützenden Läden etwas umständlich: Convenience Stores. Weil es so konvenient ist, dort Lunch-adäquat portionierte Lebensmittel zu erstehen. Dabei ist diese Fokussierung für Supermärkte – die ja einst erfunden wurden, um dem modernen Homo sapiens im Wesentlichen dessen Essen-später-Bedürfnisse zu erfüllen – oft kein einfaches Unterfangen (schnell, bequem und vorportioniert!?).

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Aber die Zahl der Märkte, denen das gelingt, nimmt zu.

Zwei Regalreihen, fertig

In der Hauptstadt des Noch-Vereinigten Königreichs beispielsweise eröffnete die Handels-Genossenschaft The Co-op im zurückliegenden Sommer einen Laden, der wie ein – Pardon – hirngewordenes Abbild der menschlichen Hungersteuerung gestaltet ist.

Er besteht aus exakt zwei Teilen. Über dem einen steht: „Food for now.“ Über dem anderen „Food for later.“ (Und dazwischen ist alles ein bisschen smoothie.)

Getauft hat die Kette ihr Kleinstkonzept auf den eiligen Namen „Co-op On the Go“, und zwar schon beim Test, der wenige Monate zuvor am Bahnhof Piccadilly im 300 Kilometer entfernten Manchester eröffnet hatte. „Es wird immer Bedarf für unsere normalen Supermärkte geben; allerdings helfen uns die neuen Konzeptläden dabei, Kund:innen an Orten zu versorgen, wo sie es besonders eilig haben“, ließ sich ein Manager der Handelskette zur Ersteröffnung zitieren.

Eine neue Idee ist das freilich nicht. In den USA müht sich z.B. Amazon derzeit, mit seinem ganz ähnlich heißenden, vollständig kassenlosen Minisupermarkt Amazon Go ebenfalls Berufstätige und Pendler:innen zu versorgen (siehe Supermarktblog).

Now serving – everything

Am America Square in der Nähe der Londoner Tower Bridge funktioniert das alles eine Nummer unaufwändiger. Der etwas sackrassig liegende On-the-Go-Co-Op ist dort in einem einzigen Stadtbahnbogen auf übersichtlichen 110 Quadratmetern untergebracht und ruft Passanten schon von weitem zu, dass sie an Ort und Stelle „Fast Fresh Food“ bekommen. Um ja nichts auszulassen, kündet ein Aufsteller von der frohen Speisebotschaft:

„Now serving Breakfast, Coffee, Brunch, Lunch, Snacks, Teatime, Dinner.“

Platz zum Hinsetzen ist drinnen natürlich keiner. Die linke Ladenhälfte besteht aus zwei Kühlregalreihen, links randvoll mit Getränken, rechts mit Essbarem, sauber nach Verwendungszeiten sortiert: Frühstück ganz vorne, Sandwiches gehen immer, danach Wraps, Sushi, Pasta & Salate, „Healthier Snacking“ usw.

Natürlich gibt’s Kombinationen nach Wahl auch als „Meal Deal“, bestehend aus „Main“, „Snack“ und „Drink“, die am Regal praktischerweise in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet sind, um sie sofort zu identifizieren.

Am Ladenende schließt sich in hellem Holz-Fliesen-Dekor eine SB-Theke an, wo sich Milkshakes aus Automaten herausschütteln lassen und frisch gebrühter Kaffee vom Partner Seattle’s Best Coffee in die Mitbringbecher läuft; in kleinen Holzkästchen warten aufgebackene Brötchen und Teilchen darauf, eingetütet zu werden. Das „Hot Food“ in der Warmhaltetheke daneben verspricht: „prepared instore daily, always hot“.

Der zweite Flur Richtung Kasse gehört dem Warenangebot „for Later“; alles, was man auf Reserve oder nach Feierabend für den nächsten Morgen mitnehmen möchte: Kaffee und Tee, Müsli, Säfte und Wein, Putzkram etc.

Bezahlt werden kann am Minitresen, den es vermutlich nur noch gibt, um darüber auch Tabak und Zigaretten ausgeben zu können; regulär bezahlt wird ausschließlich bargeldlos an einer der zahlreich aufgestellten Self-Checkout-Kassen, die den vorderen Bereich des Ladens komplett einnehmen (ein bisschen wie beim gar nicht so weit entfernten Pausensupermarkt Sainsbury’s Local; siehe Supermarktblog).

Alternativ lässt sich die Kasse auch komplett vermeiden – und per Smartphone-App bezahlen, wie The Co-op nicht müde wird, im Laden auszuschildern.

Im schottischen Edinburgh und in Pinhoe (bei Exeter) hat das Unternehmen weitere On-the-Go-Minimärkte eröffnet. Und plant, die Zahl der Läden im Erfolgsfall eilig zu erhöhen. Ja, prima! Vielleicht spricht sich dann ja auch im deutschen Lebensmitteleinzelhandel herum, dass Supermärkte selbst auf winzigem Raum funktionieren, wenn sie dem Hypothalamus ihrer Kund:innen die Arbeit ein klein wenig erleichtern.

Manchmal reicht dafür schon eine ganz einfache Aufteilung: Essen jetzt. Und Essen später.

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Mehr zum Thema: im Blog-Dossier Convenience Stores.

Warum es im britischen Lebensmittelhandel sonst mächtig knirscht, steht in der kommenden Woche – rechtzeitig zur Wahl – an dieser Stelle.

Fotos: Supermarktblog"

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