Von der Stickerkarte zur App? Aldi Nord testet Treuepunkte auch in Deutschland

Von der Stickerkarte zur App? Aldi Nord testet Treuepunkte auch in Deutschland

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Während die Konkurrenz voll auf digitale Programme setzt, lässt Aldi Nord seine Kundschaft testweise rote Sticker auf Sammelkarten kleben, um sie für ihre Einkaufstreue zu belohnen. Der Test ist vorerst zeitlich und örtlich begrenzt – er könnte aber die Erfolgsaussichten einer Folgelösung in der App ausloten.

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Es gibt ja mehrere Urängste, die die Kundschaft im deutschen Lebensmitteleinzelhandel umtreiben. Der Moment, wenn jemand in der Schlange vor einem sagt: „Ich hab’s passend.“ Wenn der Einkaufswagen wieder ein Rad hat, das in alle Richtungen rollt, nur nicht in die gewünschte. Wenn die SB-Kasse dauermeckert, dass man ihr die Ware falsch auf die Kontrollwaage gebettet hat.

Oder die wohl schlimmste: Wenn die Kassenkraft wieder mit müdem Lächeln abfragt, ob man bereits Mitglied des aktuellen Bonusprogramms ist, Treuepunkte sammelt oder schon die supernützliche Spar-App auf dem Smartphone installiert hat.

Bislang gab es eine letzte Bastion, die Kund:innen zumindest vor diesen Fragen verschonte – und die könnte jetzt fallen: Aldi. Denn die Zeiten, in denen es sich bei den Brüdern Albrecht einkaufen ließ, ohne QR-Codes zu scannen oder Sammelheftchen zu zücken, scheint sich dem Ende zuzuneigen

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Belgien sammelt schon

Eigentlich ist das jetzt schon der Fall – zumindest in Belgien. Dort hat der Discounter seinen im vergangenen Jahr gestarteten Test mit digitalen „ALDI Punkten“, die in der App gesammelt und für Gratisartikel oder Rabatte genutzt werden können (siehe Supermarktblog), inzwischen deutlich ausgeweitet. Auf der Aldi-Belgien-Seite steht:

„Wir rollen das ALDI-Treueprogramm schrittweise in ganz Belgien aus. In vielen Geschäften können Sie bereits Punkte sammeln. Und täglich werden es mehr!Entdecken Sie hier alle teilnehmenden Märkte! Ihr Geschäft ist noch nicht dabei? Kein Grund zur Panik, bald ist das ALDI-Treueprogramm in allen ALDI-Geschäften in Belgien verfügbar.“

Nach Medienberichten soll das in allen 440 Filialen bis zum Ende des Sommers der Fall sein. Also: Kein Grund zur Panik (falls Sie derselben zugeneigt waren)!

Gleichzeitig animiert man Punktesammler:innen inzwischen dazu, so genannte „Challenges“ zu absolvieren, um den Punkteerwerb spielerischer zu gestalten: Aktuell erhält man etwa 500 Bonuspunkte, wenn man im August vier mal in einer belgischen Aldi-Filiale einkauft bzw. dort mindestens vier Käse-Eigenmarkenartikel erwirbt. (In Deutschland versucht sich Penny an einer ähnlichen Funktion, den „Sparaktionen“, bei denen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums bestimmte Artikel gekauft werden müssen, um anschließend einen Rabatt-Coupon zu erhalten.)

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30 Euro Rabatt für den Treue-Einkauf

Im Heimatmarkt hielt sich Aldi Nord bislang mit ähnlichen Initiativen zurück. Und zwar, obwohl rundherum sämtliche Wettbewerber digital basierte Programme zur Kund:innenbindung aufgeschaltet haben und fortlaufend verkomplizieren, Pardon: verfeinern.

Nach Supermarktblog-Informationen testet der Discounter derzeit aber sehr wohl, wie das Punktesammeln von der eigenen Kundschaft angenommen wird.

In (mindestens) einem Markt am Berliner Stadtrand läuft seit Anfang Juni eine Treuepunkte-Aktion, bei der teilnehmenden Kund:innen Gutschriften in Höhe von 30 Euro versprochen wird, wenn sie zuvor entsprechend oft bei Aldi eingekauft haben. Dafür gibt der Discounter in der Filiale analoge Sammelkarten aus, auf die Treuepunkte geklebt werden können. Das darauf erklärte Prinzip ist denkbar einfach:

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„ab 30 Euro Einkaufswert = 1 Treuepunkt
10 Treuepunkte = 30 Rabatt auf den nächsten Einkauf“

„Hol dir hier deine Treuepunkte“: Aldi-Sammelkarte in Berlin; Foto: Smb

Wer also zehnmal für mindestens 30 Euro einkauft, bekommt einmalig 30 Euro Rabatt – das entspricht im Idealfall rund 10 Prozent Rückvergütung, wenn man knapp über dem Mindestbetrag einkauft.

Die unvermeidliche Kassen-Frage

Die Aktion wird an der Filiale großflächig per Banner beworben („Hier in der Filiale: Treuepunkte sammeln und 30€ sichern“). Auch Plakate vor und am Eingang weisen darauf hin. Und an der Kasse fragt die Kassierkraft beim Bezahlen nachher tatsächlich: „Sammeln Sie Treuepunkte?“ (Hilfe!)

Aldi weist an der Filiale gut sichtbar auf die noch bis Ende August laufende Treuaktion hin; Foto: Smb

Erhältlich sind die daraufhin ausgegebenen roten Sticker noch bis Ende des laufenden Monats; eine Einlösung des Rabatts ist nach Auskunft von Mitarbeitenden auch nachher noch möglich – ohne Mindesteinkaufswert, wie es auf der Karte steht. Die Barauszahlung ist ausgeschlossen. Ob es eine Verlängerung der Aktion geben wird, war dem Personal vor Ort auf Nachfrage unklar.

Das Sammeln und Einlösen ist laut Angaben auf der Sammelkarte auf diese konkrete Aldi-Filiale beschränkt. (Was freilich nicht ausschließt, dass Aldi anderswo genauso oder ähnlich testet.)

Auf Supermarktblog-Anfrage bestätigt Aldi Nord die Aktion, will sich aber nicht zu den Details des Tests oder weitergehenden Plänen äußern. Ein Sprecher sagt:

„ALDI Nord setzt in wenigen, ausgewählten Filialen im deutschen Unternehmensgebiet Treuepunkte-Aktionen um. Dabei erhalten Kundinnen und Kunden ab einem bestimmten Einkaufswert Treuepunkte, die bei künftigen Einkäufen als Rabatt eingelöst werden können. Es handelt es sich um lokal begrenzte Marketingmaßnahmen. Ziel ist es, die Kundenzufriedenheit und -bindung vor Ort zu stärken.“

Erstmal die Basics ausprobieren

Der analoge Treuepunkte-Test zeigt in jedem Fall, dass Aldi Nord das Thema Kund:innenbindung auch hierzulande nicht mehr vollständig ignorieren kann – und sich vorsichtig vorantastet. Während die Konkurrenz immer kompliziertere App-Mechanismen aufschaltet, bleibt Aldi Nord erstmal bei den Basics.

Auffällig ist vor allem die vergleichsweise hohe Rückvergütung im aktuellen Test. Der Rabatt eines regulären Treueprogramms müsste vermutlich eher im niedrigen einstelligen Bereich liegen, um sich aus Discounter-Sicht überhaupt rechnen zu können. (Bei Aldi in Belgien ist das auch der Fall.)

Möglich wäre, dass Aldi mit dem 30-Euro-Versprechen erstmal auf maximale Teilnahme zielt, um zu testen, welcher Anteil der Stammkundschaft sich überhaupt zum Punktesammeln bewegen ließe; oder ob sich Umsätze in einzelnen Warengruppen steigern lassen, die dann vielleicht nicht bei der am Standort unmittelbar gegenüberliegenden Konkurrenz erworben werden (Rewe und dm). Vielleicht will man auch einfach die Abläufe testen (Kassenschulung, Logistik der Sticker, Einlöseprozess).

Vorläufer für die App?

Sollte sich am Ende herausstellen, dass genug Kund:innen mitmachen, könnte das aus Aldi-Nord-Sicht dafür sprechen, auf das digitale System aus Belgien umzusteigen, das direkt in die bestehende Aldi-App integriert ist – auch wenn der Prozentsatz der Teilnehmenden dann vielleicht niedriger ausfallen würde.


Dann hieße es schon bald vielleicht: Alle sammeln überall beim Einkaufen Treuepunkte – auch bei Aldi. Und zumindest bei allen Treuepunkte-Skeptiker:innen wäre Panik diesmal durchaus angebracht.

Vielen Dank an Paul R., dem die Aktion zuerst aufgefallen ist!

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