„Aldi-Punkte“: So funktioniert der Treueprogramm-Test von Aldi Nord

„Aldi-Punkte“: So funktioniert der Treueprogramm-Test von Aldi Nord

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In Belgien erhalten Aldi-Kund:innen in ausgewählten Filialen neuerdings Gratisprodukte und Rabatte, wenn sie zuvor per Smartphone-App fleißig Punkte an der Kasse gesammelt haben. Der Nutzwert ist überschaubar – doch der Test könnte die Blaupause für einen länderübergreifenden Einsatz sein.

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Während Aldi Süd in ersten Filialen die technologischen Voraussetzungen schafft, um künftig digitale Kunden:inndenkarten an der Kasse scannen zu lassen (siehe Supermarktblog), ist Aldi Nord schon einen Schritt weiter: Seit Anfang des Monats testet der Discounter in Belgien erstmals ein Treueprogramm, das auf der Vergabe von „Aldi-Punkten“ (bzw. „Aldi-Points“) basiert.

Die Nutzung ist zum Start zunächst auf knapp 70 Filialen in den Regionen Westflandern, Ostflandern und Hennegau beschränkt.

Zur Teilnahme müssen Kund:innen sich die (belgische) Aldi-Nord-App aufs Smartphone laden und darin einen Registrierungsprozess durchlaufen, um für das Programm freigeschaltet zu werden. Anschließend heißt es:

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„Willkommen beim ALDI-Treueprogramm! Mit jedem Einkauf Punkte sammeln QR-Code an der Kasse scannen, um Punkte zu sammeln.“

Das Grundprinzip besteht darin, ähnlich wie bei Payback für einen bestimmten Einkaufswert virtuelle Punkte auf dem eigenen Konto gutgeschrieben zu bekommen, die sich später in Gratisprodukte oder Rabatte umwandeln lassen. Dafür muss die „Aldi-Karte“ – so heißt der via App aufrufbare QR-Code – beim Einkauf an der Kasse gescannt werden.

5 Punkte für 2 Euro Warenwert

Die Höhe der Punktegutschrift ist abhängig vom konkreten Einkaufswert. Nach Supermarktblog-Informationen vergibt der Discounter derzeit für 0,40 Euro einen Punkt. Für einen Einkauf im Warenwert von 50 Euro gibt es also 125 Aldi-Points. Das Unternehmen behält sich laut AGB aber vor, dieses Verhältnis jederzeit zu ändern.

Aldi-Punkte sind aktuell für drei Jahre gültig, danach verfallen sie automatisch. Nicht gepunktet werden kann mit Tabakwaren, Gutscheinen und Restmüllsäcken.


Nach erfolgreicher Registrierung erfolgt für jede:n Nutzer:in die Direktgutschrift von 500 Aldi-Punkten („Hurra! Ihre ersten Punkte sind da. Niemand fängt gerne bei Null an.“)

Um das Sammeln zu beschleunigen, müssen in der App „Coupons“ für bestimmte Produkte aktiviert werden, die beim Kauf eine Art Punkte-Boost generieren: Wer vegane Falafel kauft, erhält 40 Aldi-Points obendrauf; Parmaschinken, Bio-Basilikum und Kaffeepads vierzwanzigfachen die Punkte des jeweiligen Warenwerts; Artikel der Eigenmarke Trader Joe’s werden sogar mal 40 angerechnet.

Aldi-Nord-Treueprogramm in Belgien: Test mit Gratisprodukten für Punktesammler:innen; Screenshots [M]: Aldi Nord / Smb

Geschenke nur für Vieleinkäufer:innen

Die Einlösung erfolgt ebenfalls über die App durch Aktivierung ausgewählter Gratisartikel oder Rabatte: für 600 gesammelte Aldi-Punkte gibt’s derzeit eine Packung Abschminktücher gratis, für 750 ein Latte-macchiato-Getränk aus der Kühltheke und für 1.100 einen Gemüsesalat.

Ob sich der Aufwand und die Datenherausgabe lohnen, müssen die Kund:innen individuell für sich selbst entscheiden. Fakt ist: Um in den Genuss eines Gratisartikels zu kommen, muss man zuvor äußerst umfangreich bei Aldi eingekauft haben.

Um einen Pott Instant-Cupnudeln zu erhalten (850 Points), muss man zuvor 340 Euro an der Aldi-Kasse gelassen haben; für eine Tüte Chips Funny Zoo (1.100 Points) 440 Euro; und wer sich eine Flasche Champagner ausgeben lassen möchte (2.750 Points), muss beim Erfinder von Billig zuvor im Wert von 1.100 Euro eingekauft haben (jeweils ohne produktindividuellen Punkte-Boost eingerechnet).

Das Aldi-Nord-Treueprogramm ist damit zunächst deutlich einfacher gestaltet als das rivalisierende Lidl Plus, dessen Rabattversprechen zunehmend unübersichtlicher werden (siehe Supermarktblog). Es erfordert von Kund:innen jedoch einen relativ hohen Interaktionsgrad für einen eher überschaubaren Nutzwert. (Dafür ist es in die bestehende Aldi-App integriert und erfordert keinen zusätzlichen Download.)

E-Bons und Eigenmarken-Vorschläge

Wahrscheinlich ist, dass Aldi Nord das Treueprogramm im Laufe des Tests um weitere Funktionen ergänzt. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen ist bereits von „Gewinnspielen“ die Rede.

Von Anfang an nutzbar sind die in der App gespeicherten E-Bons, die für zwei Jahre gespeichert bleiben.

Für Diskussionsstoff unter Markenartikelherstellern, die mit Aldi kooperieren, könnte derweil eine besondere Funktion der virtuellen „Einkaufsliste“ in der App sorgen: Die schlägt nämlich aktiv vor, zum Kauf ausgewählte Markenprodukte durch Eigenmarken zu ersetzen, um noch größere Sparpotenziale zu erschließen („Produktalternativen anzeigen“).

Ob und wann das Treueprogramm auf weitere Filialen im In- und Ausland ausgeweitet werden soll, kann das Unternehmen derzeit nicht sagen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es dazu kommen wird, um ähnlich wie Wettbewerber Lidl mit Lidl Plus personalisierte Daten zu generieren, die Rückschlüsse auf das Einkaufsverhalten und die mögliche Ausgestaltung des Sortiments erlauben. Nahe läge auch, die Nutzung des Programms auf Filialen der Schwester Aldi Süd auszuweiten.

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5 Kommentare
  • Danke für den Artikel. Da es im letzten Absatz und auch sonst von allen Medien immer geschrieben wird: nutzen Lidl, Kaufland und Co die Nutzerdaten wirklich sinnvoll? Gibt es dazu öffentliche Äußerungen? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich Unternehmen extrem schwer tun, aus einer großen Datenmenge überhaupt belastbare Rückschlüsse zu ziehen, die über Fun Facts hinaus gehen. Was hat man konkret heraus gefunden, was verändert, wie hat diese Veränderung sich auf den Umsatz ausgewirkt? Vllt findet sich ja ein Unternehmen, das dem SMB dazu bereitwillig Fragen beantworten würde?

    • Die meisten deiner Fragen werden natürlich unter das Betriebsgeheimnis fallen und genaue Angaben wird die Öffentlichkeit kaum erfahren.
      Aber für den Kunden sinnvoll werden die erhobenen Daten offensichtlich nicht genutzt. Statt der Gratis-Artikel, die dann doch nie verfügbar sind, könnte man den Kunden auch mit einem individuell häufig gekauften Produkt für umme beglücken. So weit denken die Leute in Neckarsulm aber erst gar nicht.

  • 0,40 Euro pro Punkt? Hört sich erstmal sehr viel an. Mit so einem Betrag lässt sich aber auch schwer rechnen.

    Bei Payback erhält man 1 Punkt pro 2 Euro, macht 0,5% Standardrabatt. Allerdings kann man dort auch die Punkte zum gleichen Kurs in Guthaben tauschen.

    Bei Aldi scheints dagegen nur überteuerten Ramsch zu geben, den man eventuell nicht mal braucht und keine Guthaben, also es gibt gar keine seriösen Wechselkurse.

    Wer als Kunde rechnen oder sparen muss, sollte sich auch so ein Programm lieber sparen.

    Ausgehend von dem sehr unattraktivem Bonus, würde ich solche Programme eher als Malusprogramme beschreiben, zumindest für die Kunden.

    • Oh, man kann ja doch Punkte in Guthaben tauschen. 2,50 Euro für 2500 Punkte. Dafür muss man vorher 1000 Euro ausgeben.

      Das sind umgerechnet 0,25% Rabatt!

      So ein Treueprogramm ist schon eine Frechheit, wenn man bedenkt, dass die Kunden sich dafür über ihre Daten vor Aldi nackig machen müssen.

  • Es ist echt spannend, wie bisher solche Unternehmen nun auch anfangen ein Kundenbindungsprogramm zu etablieren. Dies vorher wie der Teufel das Weihwasser vermieden haben. Selbst ikea laut aktueller Email beginnt ab September 2024 ein Punkte System einzuführen.

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