Passen Discounter und Rabattkarten zusammen? Während sich Aldi und Lidl bislang skeptisch sind, belohnt Wettbewerber Netto (ohne Hund) seit anderthalb Jahren regelmäßig wiederkehrende Kunden mit Treuepunkten auf der „DeutschlandCard“, die auch bei Edeka zum Einsatz kommt. Die Erfolge mit den Bonussystemen in den Supermärkten haben aber auch kleinere Handelsketten hellhörig werden lassen.
Netto (mit Hund), das zum dänischen Unternehmen Dansk Supermarked gehört, verteilte seit dem vergangenen Jahr die „MehrSparKarte“ an seine Kunden.
Wer das Treueplastik regelmäßig beim Bezahlen an der Kasse vorzeigte, sammelte ebenfalls Punkte und konnte die an aufgestellten Touchscreen-Säulen in Coupons verwandeln, auf denen individualisierte Rabatte angezeigt wurden – angeblich dem Einkaufsverhalten des jeweiligen Kunden entsprechend.
Nach einem Jahr ist vorerst wieder Schluss damit. An den Säulen kleben Zettel mit dem Hinweis „Achtung! Punkte werden Gutscheine“.
Und auf dem Bildschirm steht:
„Lieber Kunde, wir haben die MehrSpar-Aktion beendet. (…) Als Gegenwert für deine Punkte kannst du dir einen NETTO-Einkaufsgutschein ausdrucken und sofort zum Einkauf beliebiger Artikel verwenden.“
Zu den Gründen für die Einstellung der Rabattkarte erklärt Netto (mit Hund) auf Supermarktblog-Anfrage:
„Die Testphase war vorab auf insgesamt 9 Monate begrenzt. Nach Ablauf des Zeitraums wurde das Projekt nun beendet, um die gewonnenen Resultate auszuwerten.“
Dabei kennt man das Ergebnis dieser Auswertung eigentlich schon:
„Unsere Kunden haben durchweg positiv auf die MehrSparkarte reagiert und diese sehr gut angenommen.“
Ja, ähm – so positiv, dass sie sie jetzt wieder weggenommen kriegen?
Eine„finale Entscheidung“, ob es die Karte künftig wieder geben werde, „steht derzeit noch aus“, heißt es aus dem Unternehmen.
Der kommunikative Schlamassel passt ganz gut zu den bewegten Monaten, die Deutschlands kleinste Discountkette hinter sich hat: Nach einer großen, mehr oder weniger gelungenen Image-Kampagne im vergangenen Sommer wurden zahlreiche Läden modernisiert; im Supermarktblog-Interview vom Oktober kündigte der damalige Deutschland-Chef Paul Martin Berg eine sanfte Modernisierung des Discount-Konzepts und eine Mini-Expansion an. Wenige Wochen darauf gingen Dansk Supermarked und Berg getrennte Wege. Die lange Zeit bestehende Einkaufskooperation mit Edeka (u.a. für Markenartikel) wurde nicht fortgeführt. Erst kürzlich traten die Dänen mit ihren vornehmlich in Ostdeutschland gelegenen Märkten der neu gegründeten Einkaufsallianz RTG Retail Trade Group bei (mit Real, Bartels-Langness, Bünting, Klaas & Kock und Kaes). In welche Richtung Netto (mit Hund) künftig steuert, ist ungewiss.
Individuelle Angebote – oder Werbung?
Sicher ist dagegen, dass mit dem Aus für die „MehrSparKarte“ zum zweiten Mal ein Bonusprogramm aus dem deutschen Handel verschwindet, das auf kundenindividuell errechnete Rabatte setzte.
Zuerst hatte die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann Ende 2014 dieses Prinzip mit ihrer „Extrakarte“ getestet: Punkte an der Kasse, Rabatte auf dem „Sparschein“. Der größte Vorteil war, dass die Daten zum Einkaufsverhalten nicht direkt personenbezogenen gesammelt wurden, eine Anmeldung war für das Programm nicht nötig; der Nachteil: die angeblich „persönlichen Angebote“ waren eigentlich bloß Werbung (siehe Supermarktblog). Oder wie’s bei So1 heißt: „Programmatic Promotion“.
Wie bei Netto (mit Hund) stammte die Technik für die „Extrakarte“ vom Berliner Unternehmen So1. Nach der Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka (und Rewe) war das Bonusprogramm obsolet: Die Touchscreen-Säulen wurden auf DeutschlandCard bzw. Payback umgestellt.
Von den länderübergreifend agierenden Handelsketten bleibt So1 damit nur noch Penny als Partner für die Technik. Dort können Kunden die „Sparkarte“ seit August 2016 scannen – derzeit allerdings nur in 96 von rund 1.200 deutschen Filialen (in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen). Penny erklärt auf Anfrage, man sei „mit der Akzeptanz der Kunden zufrieden“. Deshalb sei das Testgebiet von ursprünglich 55 Märkten erweitert worden.
„Ziel ist es, ein übergreifendes Stimmungsbild zu bekommen, das unterschiedliche Bundesländer ebenso abdeckt wie verschiedene Umfelder (zum Beispiel Stadt vs. Land). Der Test läuft also noch.“
Eine Entscheidung, ob das Bonusprogramm bundesweit eingeführt werde, sei deshalb bislang nicht gefallen.
Kann also gut sein, dass sich die Discounter ihre Rabattkarten künftig einfach wieder sparen.
Vielen Dank an Sven E. für den Hinweis!
Fotos: Supermarktblog
guten morgen!
kann es sein dass ihnen im zweiten absatz ein tippfehler unterlaufen ist? heißen die nicht danSk supermarket?
Richtig, danke!
Netto ohne Hund prasst (für Discounterverhältnisse) bereits seit Jahren mit wöchentlich wechselnden Barcoupons über die Smartphone App, deren Nutzung ebenfalls anonym möglich ist. 2€ Sofortrabatt an der Kasse ab einem Einkauf von 40€ o. ä. haben in der Marge eines Discounters eigentlich kaum noch Platz, da fragt man sich wie sich das trägt. Punkte zur Deutschlandcard gibt’s oben drauf.
Das frage ich mich an jedem verkaufsoffenen Sonntag. Da gibt Netto ohne Hund 10 % auf fast das gesamte Sortiment und zusätzlich gibt es noch 100 Deutschlandcard-Punkte ab 10 Euro Einkaufswert, bei Aufteilung der Einkäufe in 10-Euro-Häppchen auch mehrfach. Immerhin sind die 100 Punkte nicht mehr Mehrfach-Coupons kombinierbar. Aber ob sich das dann bei den geringen Margen im Lebensmittelhandel noch lohnt, bezweifel ich.