Pennys Valentins-Initiative und Nettos Antwort
Jaha, Valentinstag. Tag der Liebe und der schlechten Discounter-Werbung. Während sich im albernen Konkurrenzgestichel sonst vor allem Edeka und Lidl gegenseitig beharken, hat diesmal Penny den öffentlichen Zwist angefangen und Anzeigen im Design der größeren Konkurrenten publiziert, die Kund:innen zum Discounter-Fremdgehen auffordern, um mit „5 € Rabatt* für deine Untreue“ belohnt zu werden – natürlich bei Penny.
„Neue Liebe am Valentinstag? Dann geh doch zu Penny“,
imitiert die Rewe-Tochter z.B. den Werbeclaim von Netto (ohne Hund) im rot-gelben Design inklusive abgeguckter Schrift. Die Antwort des Rivalen ließ nicht lange auf sich warten:
„Alte Liebe rostet nicht? Dann geh doch zu Netto“,
hielt die Edeka-Tochter dagegen, zwar mit eigenem Claim, aber um die Irritation komplett zu machen: im Penny-Design, und mit dem Versprechen, den „Untreue“-Rabatt für einen Treueeinkauf zu verdoppeln:
„Wir belohnen deine Treue und lösen deinen Penny-Untreue-Rabatt im Wert von 10 € ab einem Einkaufswert von 40 € bei uns ein.“
Ausrisse [M]: BamS/Bild, Smb
„Das ist echte Liebe“, steht drüber, aber eigentlich ist das natürlich bloß Vernichtung von Marketingbudget. Nicht auszudenken, was sich damit für fantastische Qualitätsinitiativen finanzieren ließen, um Kund:innen mit guten Argumenten und besseren Produkten zu sich zu locken, anstatt über halbseitige Anzeigen das Erscheinen der „Bild“-Zeitung mit zu subventionieren!
Aber gut, man kann auch mit viel Geld diejenigen locken, die morgen wieder weg sind, wenn’s keinen Rabatt mehr gibt. Der deutsche Discount scheint – um im Sprachbild der werbenden Unternehmen zu bleiben – halt besonders affin für One-Night-Stands zu sein. (Huch, fast schon Edeka-Niveau!)
Danke an Stefan und Hans Jürgen!
Budni schafft Tresenkassen in Berlin wieder ab
„Die Berliner sind besonders offen für alles, was neu ist“, verriet Budni-Geschäftsführer Christoph Wöhlke der „Welt am Sonntag“ im vergangenen Sommer beim gemeinsamen Rad-Interview. Ein Dreivierteljahr später lässt sich sagen: Diese Einschätzung ist nicht gut gealtert.
Vor zwei Wochen hat die Drogeriefachmarktkette die modernen Kurzkassen, die 2018 zur Eröffnung in die erste Berliner Filiale integriert wurden (siehe Supermarktblog), wieder abgebaut und im laufenden Betrieb durch zwei reguläre Kassen mit Förderbändern ersetzt. Schade, die lassen den Laden jetzt sehr viel zugestellter wirken. Aber vielleicht glaubt Budni ja, dass sie auch der Förderung größerer Einkäufe zuträglich sind, die sich Kund:innen an den Kompaktkassen vorher vielleicht nicht getraut haben? (Könnte aber auch einfach am Standort liegen, der eher Schnelleinkäufe begünstigt.)
Nachteil des Umbaus: Am Café-Tresen gegenüber wird man jetzt von Mitarbeiter:innen mit großen Augen angeschaut, wenn man dort seine Drogerieratikel zahlen möchte ohne einen Kaffee zu bestellen – genau so, wie’s Budni der Nachbarschaft in den vergangenen Monaten beigebracht hat, weil die Kurzkassen nie besetzt waren. Kommando zurück: Geht jetzt nicht mehr.
Ich werd den Eindruck nicht los, dass die Hamburger in Berlin eher unglücklich agieren. Und es sich damit selbst schwer machen, Fuß zu fassen.
Zu den weiteren Änderungen gehört, dass der Brötchenknast aus dem mittleren Ladenteil ganz nach vorne neben die Café-Theke gewandert ist. Ergibt auf den ersten Blick auch Sinn, weil die Backwaren und Snacks dort besser sichtbar sind. Gleichzeitig mussten dafür halt ausgerechnet die Café-Sitzplätze weichen, die zuletzt am häufigsten besetzt waren.
Im hinteren Ladenbereich wurde eine Parfümerie-Theke neben die Naturkosmetik gezimmert; und diverse Alltagssortimente aus Querregalen in den direkten Kundenlauf geräumt, wofür u.a. die moderne Fototheke in einen Seitengang weichen musste. Okay. Ich frag nur ungern: Kommt noch jemand auf die Idee, ein kleines Schild aufzustellen, um Stammkund:innen darauf hinzuweisen. Oder sollen wir einfach selbst suchen?
„Welches Problem können wir für den Kunden lösen? Dazu versuchen wir, für jeden Standort das am besten passende Konzept zu entwickeln“, hat Wöhlke in der „WamS“ versprochen. Ja, nee, ist klar.
Lidl sortiert gekühlte Bio-Lebensmittel zusammen
Derzeit trifft sich in Nürnberg wieder alles, was in der Bio-Branche Rang und Namen hat, um sich während der BioFach 2020 gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, wie richtig man alles macht und was die Politik wieder alles versäumt hat, um die ökologische Landwirtschaft besser dastehen zu lassen. Der BÖLW hat zudem aktuelle Zahlen zum Marktwachstum veröffentlicht: Demnach ist der Umsatz im Fachhandel im vergangenen Jahr um 8,4 Prozent gestiegen – fast acht Prozentpunkte mehr als 2018. Angesichts der großen Uneinigkeit bezüglich der Berechnungsmethode und der auffälligen Ungereimtheiten im Vorjahr (siehe Supermarktblog) muss man diese Zahlen aber wohl mit Vorsicht genießen.
Muss man nicht? Okay, dann liegt der konventionelle Handel mit seinem Bio-Wachstum weiter vor dem Fachhandel, mit 11,4 Prozent sogar ziemlich klar, und krallt sich inzwischen fast 60 Prozent des Umsatzes mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland.
Das dürfte ruhig noch ein bisschen mehr finden, findet z.B. Lidl, meldete bereits vor ein eigen Wochen stark gestiegene Bio-Umsätze durch die Partnerschaft mit Bioland – und platziert derzeit nicht nur (wie jedes Jahr um diese Zeit) Bio-Aktionsartikel im Sonderpostenregal. Sondern zieht in einigen Filialen testweise auch Bio in der Kühlung in der Blockplatzierung zusammen, ähnlich wie es Aldi vorgemacht hat.
Das ist, sagen wir: durchaus beeindruckend. Also, außer natürlich für den Fachhandel, der sich mit seiner kampagnengewordenen Selbstberuhigung weismachen möchte, „Lieber voll öko als halb Bio“ zu sein. Bis zu wieviel Metern Regalreihe gilt das denn künftig?
… und sonst:
Die unendliche Geschichte geht vorerst noch ein bisschen weiter: Metro hat Real an die Investorengruppe X+Bricks verkauft. Also: fast. Ist sozusagen schon erledigt. Muss bloß noch final unterschrieben werden. Kann jede Sekunde passieren. Und das „Handelsblatt“ weiß: Einer der größten Pluspunkte, die für die Kompetenz von Metro-Chef Olaf Koch im Handelsgeschäft spricht, ist: dass er Jeans trägt.
Der geheimnisumwitterte Lebensmittel-Lieferdienst Getnow wollte eigentlich bis Ende 2019 bereits in 100 Städten aktiv sein. Sind aber bislang nur 25, hat die „Lebensmittel Zeitung“ (Abo) nachgerechnet und sich sagen lassen, dass man jetzt doch lieber erstmal „operativ profitabel abwickeln“ wolle. Verrückt.
In London sieht sich Ocado mit seinem in London getesteten Lebensmittel-Sofortlieferdienst Zoom (siehe Supermarktblog) nach einem zweiten Kommissionierlager um. Mehr zu den aktuellen Geschäftszahlen der Briten weiß Exciting Commerce.
Und zum Schluss: Lidl Plus.
Fotos: Supermarktblog
GetNow würde wohl mehr Umsatz machen, wenn sie zur Abwechslung mal effektives Marketing betreiben würden: außer hier im SMB habe ich von denen noch nichts gehört/gelesen, obwohl sie hier (Düsseldorf) durchaus aktiv sind (eben auf deren Webseite nachgeschaut). Picnic ist da besser drauf…
GetNow ist bei mir inzwischen zur Nr. 2 als Lieferdienst aufgestiegen, Real macht es ja leider nicht mehr. GetNow müsste eben auch etwas am Sortiment arbeiten, denn mit anderen können sie nicht mithalten. Allerding bekommt man vieles auch in größeren Mengen, wohl aus dem Sortiment der Mutter Metro.