Flink testet erste Eigenmarke „Flink’s Finest“, Gorillas druckst noch rum

Flink testet erste Eigenmarke „Flink’s Finest“, Gorillas druckst noch rum

Foto: Supermarktblog
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Fruchtaufstriche in Bio-Qualität unter dem eigenen Markennamen; Schokolade, Kombucha und Toilettenpapier in speziellen „Limited Editions“: Die Quick-Commerce-Anbieter loten aus, ob es sich für sie lohnt, Eigenmarken für besondere Produkte aufzulegen.

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An zwei Dingen scheint es den in den vergangenen Monaten stark gewachsenen Sofortlieferdiensten nicht zu mangeln: Investorengelder und Selbstbewusstsein. Dabei geht es nicht nur um die schnelle Expansion in neue Städte (die gerade etwas ins Stocken gekommen zu sein scheint), sondern auch um den Feinschliff der Sortimente, in die zunehmend Händlermarken Einzug finden.

Bei Flink sind dank der Beteiligung von Rewe (siehe Supermarktblog) bekanntlich Produkte der Labels Rewe Beste Wahl und Rewe Bio ins Sortiment aufgenommen worden.

Wettbewerber Gorillas verfolgt im europäischen Ausland inzwischen eine ähnliche Strategie und hat sich über Kooperationen mit Tesco (Großbritannien), Casino (Frankreich) und – seit voriger Woche – Jumbo (in den Niederlanden) Zugriff auf deren Eigenmarken gesichert, um Kund:innen Alternativen zu klassischen Marken- und Start-up-Produkten bieten zu können.

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Mit großem Selbstbewusstsein steuern die Dienste derweil auf den nächsten Schritt zu – für den es eine gehörige Portion Überzeugung braucht, sich nach so kurzer Zeit bereits als Marke im Bewusstsein der Großstadtkundschaft etabliert zu haben.

Startschuss für „Flink’s Finest“

Ende des vergangenen Jahres hat Flink erstmals Produkte seiner neuen Eigenmarke unter dem Namen „Flink’s Finest“ ins Angebot aufgenommen: Fruchtaufstriche in Bio-Qualität. Die Gläser sind dezent, aber gut sichtbar mit dem neuen Markennamen gelabelt. Die knalligen Flink-Signalfarben Hellblau und Pink kommen dabei nicht zum Einsatz. Das Produktdesign ist zurückhaltend und vergleichsweise klassisch – was zum verkauften Inhalt passt, der „Aus Liebe zum Handwerk“ hergestellt wird, wie es auf den Gläsern heißt.

Fruchtaufstriche von „Flink’s Finest“; Foto: Smb

Als Produzent ist die FrüchteMeer Konfitüremanufaktur in Wankendorf („für FLINK SE Berlin“) angegeben.

Erhältlich sind die Aufstriche in den – vom Standard abweichenden – Geschmacksrichtungen Erdbeer-Holunderblüte, Apfel-Rosine-Zimt („Apfelstrudel“), Kirsch-Schoko („Black Forest“), Kirsch-Banane und Orange zu jeweils 2,79 Euro für 160 Gramm. Damit positioniert sich Flink’s Finest am oberen Ende der Preis- und Qualitätsskala.

Weiterer Produkte in Vorbereitung

Auf Supermarktblog-Anfrage bestätigt Flink:

„Wie der Name schon impliziert, möchten wir mit unserer Eigenmarke besonders hochwertige Produkte anbieten, die sich unsere Kunden wünschen. Wir legen hier ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl der Produzenten, Zutaten und ökologische Aspekte.“

Bislang seien die fünf genannten Auftstriche verfügbar, „[wir] planen jedoch weitere Produkte und Produktkategorien“, heißt es weiter. Flink habe es sich zum Ziel gesetzt, „mit Eigenmarken […] besondere Produkte mit bestmöglicher Qualität zu schaffen“.

Welche weiteren Kategorien dafür in Frage kommen und ob es bereits Vereinbarungen mit Herstellern gibt, lässt ein Flink-Sprecher offen. Gleichwohl testet man aber Kooperationen mit etablierten Marken, um gemeinsam gelabelte Produkte anzubieten. Dazu gehört aktuell etwa das „mymuesli2go Flink-Müsli Go Nuts Bio”, das es ausschließlich über den Sofortlieferdienst zu kaufen gibt (1,85 Euro für 85 Gramm).

Kombucha und Toilettenpapier als Limited Edition

In dieser Hinsicht hat Wettbewerber Gorillas bereits umfassend Erfahrungen sammeln können. Seit einiger Zeit werden in regelmäßigen Abständen Produkte mit Kooperationspartnern aufgelegt, die speziell für den Verkauf über den Quick-Commerce-Anbieter entwickelt oder zumindest verpackt wurden.

Dazu gehören etwa der Banana Kombucha – „made in collaboration with Gorillas and represents the taste of the jungle in a can“ – der Berliner Kombucha-Brewery Roy (auch im Sixpack erhältlich), die „Dark Banana Bread & Almonds“-Schokolade von Johnny Doodle in der Gorillas-Edition und – seit neustem – mit Gorillas-Logo verpackungsbedruckte(s) Toilettenpapier und Küchentücher von The Good Roll, das „100% baumschonend und nachhaltig“ zu arbeiten angibt („Weil uns Nachhaltigkeit nicht am Arsch vorbeigeht“).

Gorillas-Markenkooperationen in der „Limited Edition“; Foto: Smb

Bei den in der Regel als „Limited Editions“ angebotenen Produkten (für jeweils nicht ganz günstige 2,99 Euro) handelt es sich freilich eher um – durchaus markenkonsistente – Marketingaktionen; mit einer klassischen Händlermarke, die alleine das Gorillas-Logo trüge, hält sich das Start-up bislang zurück und gibt sich auf Supermarktblog-Anfrage bedeckt.

Eigene Gorillas-Produkte seien „a great topic that we’d like to explore more in the future“, heißt es von einer Sprecherin dazu; konkrete Antworten lassen sich die Berliner aber ebenso wenig entlocken wie Absichtserklärungen.

Eine schlaue Ergänzung?

Ohnehin wären die Anbieter gut damit beraten, ihre Sortimentsauswahl in Zukunft nicht ins Beliebige wachsen zu lassen: um den Platz in den Stadtlagern nicht zu sprengen, die zeitnahe Zustellung nicht zu gefährden und Kund:innen nicht ewig durch die App scrollen zu lassen, bis sie fündig werden. Dazu ließe sich durchaus die Frage stellen, welche Kund:innenwünsche eigene Marken bedienen könnten, die durch klassische Hersteller-, Start-up- und Händlermarken bislang unerfüllt bleiben (sofern Flink und Gorillas darauf Zugriff erhalten).

Am Ende wären neu entwickelte Handelsmarken für die Sofortlieferdienste aber schon zur Demonstration des eigenen Ehrgeizes eine verlockende Ergänzung – erst recht, wenn dafür Kooperationen mit kleineren und lokalen Herstellern vereinbart würden, die sonst niemals die von großen Handelsketten benötigten Mengen liefern könnten.

Vielleicht wird 2022 also das Jahr, in dem es im Quick Commerce nicht mehr nur darauf ankommt, wer eigentlich am schnellsten bei seinen Kund:innen ist (siehe Supermarktblog).

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