Lidl forciert Personalisierung von Angeboten bei Lidl Plus

Lidl forciert Personalisierung von Angeboten bei Lidl Plus

Foto [M]: Lidl, Smb
Inhalt:

Veganer:in oder Fleischeresser:in? Junge Familie oder Single-Haushalt? Bio-Fan oder Rabatt-Liebhaber:in? Um Rabatte zielgerichteter ausspielen zu können, schubst Lidl die Nutzer:innen seiner Plus-App an, um zu verraten, wie und was die gerne einkaufen.

Partner:

Als Lidl sein digitales Kund:innenbindungsprogramm Lidl Plus nach längerem Testlauf vor gut drei Jahren offiziell in Deutschland startete (siehe Supermarktblog), gaben sich die Verantwortlichen der zuständigen Tochter Lidl Digital noch arg vorsichtig, was eine über das Programm mögliche Ausgabe kund:innenindividueller Angebote und Coupons betraf.

Mit einer Personalisierung von Lidl Plus (alle Blogartikel zum Thema hier) wolle man „sehr behutsam“ umgehen, hieß es damals gegenüber der Fachpresse.

Diese Vorsichtsmaßnahme diente in erste Linie dazu, „dass sich Kunden übervorteilt fühlen könnten, wenn sie Angebote nicht erhalten, die das System für andere Käuferprofile automatisiert ausgespielt hat“, berichtete die „Lebensmittel Zeitung“. Diese Schonfrist scheint jetzt abgelaufen zu sein. Derzeit werden Nutzer:innen von Lild Plus via E-Mail und Pop-up innerhalb der App aufgefordert, dem Discounter mehr über sich und ihre Vorlieben zu verraten:

ANZEIGE

„[D]u bist einzigartig – und so soll auch deine Lidl Plus App sein. Und das ist auch ganz einfach! Vervollständige jetzt dein ‚Über mich‘ Profil! Erzähle uns von deinen Interessen und erhalte speziell auf dich zugeschnittene Coupons.“

Die Erlaubnis, diese Art Informationen verwerten zu dürfen, holt Lidl separat über eine notwendige Zustimmung zu „personalisierten Inhalten und Angeboten“ ein.

Wer sind Sie denn bitte?

In der „Über mich“-Rubrik werden Informationen zum Haushalt, Einkaufsgewohnheiten und „Lifestyle“ abgefragt. So ermittelt Lidl u.a., für wieviele Personen ein:e Lidl-Plus-Nutzer:in potenziell miteinkauft, ob und wieviele Kinder unter 18 Jahren zur Familie gehören, wann das älteste Kind geboren wurde, ob es Haustiere gibt und ein eigenes Fahrzeug (Benzin/Diesel, E-Auto, Hybrid, sogar Fahrrad) bereitsteht.

Außerdem lässt sich angeben, ob man als App-Nutzer:in „hauptsächlich für den Einkauf in deinem Haushalt zuständig“ ist oder sich diese Aufgabe mit einer anderen Person teilt bzw. wie oft Lebensmittel eingekauft werden.

Ansonsten lassen sich Faktoren und Themen auswählen, die für den eigenen Einkauf besonders wichtig sind (z.B. Nähe des Geschäfts, große Auswahl, Rabatte, frische, innovative Produkte, einfacher Einkauf bzw. Verzehrfertigkeit, Regionalität, Bio-Qualität, nachhaltige Verpackung, natürliche Inhaltsstoffe).

Lieber Veggie als Fisch?

Unter „Lifestyle“ fragt der Discounter – abhängig von den gewählten Faktoren – aktiv nach, von welchen Lebensmittelarten die bzw. der Nutzer:in „eher Angebote erhalten“ möchte: z.B. vegane und vegetarische Produkte, Bio, laktosefreie oder glutenfreie bzw. von welchen eher nicht: z.B. Fleisch, Fisch, Alkohol. Zum Schluss lassen sich noch Themengebiete aussuchen, für die man sich besonders interessiert, um Nonfood-Angebote zu erhalten (Kochen, Mode, Garten & Balkon, Auto usw.).

Die Antworten sind derzeit freiwillig und lassen sich nachträglich anpassen oder ändern.

Mit diesen Angaben ist es Lidl Plus endlich möglich, Vegetarierinnen nicht mehr mit Rabattcoupons für Metzgerfrisch-Hamburger vom Rind und grobe Bratwurst zu überraschen; und Kund:innen, die vornehmlich wenig verarbeitete Lebensmittel einkaufen wollen, nicht mit Zusatzstoffbomben. Bis sich die Angaben auf die tatsächlich in der App ausgespielten Angebote auswirken, scheint es allerdings etwas zu dauern.

Erst Ende September hatte die „Lebensmittel Zeitung“ den Stillstand bei Lidl Plus beklagt und eine Personalisierung als „wichtige Weiterentwicklung“ bezeichnet.

Neuer Deutschland-Chef im Januar

Lidl scheint sich für Plus an der „Segmentierung“ zu orientieren, die auch die Schwester Kaufland bereits für ihr Kund:innenbindungssystem K-Card nutzt, um z.B. zwischen „junge Familien“ und „Veganer:in“ zu differenzieren.

Zum neuen Jahr bekommt der Discounter derweil mal wieder einen neuen Geschäftsführer, nachdem sich der bisherige – Christian Hartnägl – aus „persönlichen Gründen“ verabschiedet hatte und sich stattdessen ums Onlinegeschäft von Lidl zu kümmern.

Neuer Chef wird Friedrich Fuchs von Lidl Frankreich, der gleich noch ein bisschen Coupon-Experimentierbereitschaft an seine neue Wirkungsstätte mitbringen kann: Als Anti-Inflationsmaßnahme gewährt die französische Landesgesellschaft dortigen Plus-Nutzer:innen aktuell einen zeitlich begrenzten 10-Prozent-Rabatt auf individuell ausgewählte Artikel; in Großbritannien gibt’s derweil 30 Prozent „Happy Hour“-Rabatt auf Artikel aus dem Brötchenknast, die noch am selben Tag verkauft werden müssen (verfügbar ab 20 Uhr bis Ladenschluss).

Kommentieren

Datenschutzhinweis: Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Eine Freischaltung erfolgt nur unter Angabe einer validen E-Mail-Adresse (die nicht veröffentlicht wird). Mehr Informationen.

3 Kommentare
  • Solange man gezwungen wird die Smartphone-App zu nutzen, werde ich Lidl Plus nicht nutzen – eine App für die Smartwatch wäre wesentlich praktischer bei dem hektischen Vorgang an der Kasse. Wenn ich den Barcode vom Smartphone einscanne an der vorgesehenen Stelle, verliere ich wertvolle Sekunden, in denen sich die vom Kassierer gescannte Ware bereits mahnend auftürmt 😉 Und Kreditkarte hinterlegen bei Lidl Pay sollte auch möglich sein.

    • Pay Funktionen meide ich aufgrund der Sicherheitskriterien der App Betreiber.

      Payback sperrt ja schon seine Kunden aus dem eigenen Konto aus, wenn diese einen zu hohen Punktewert in Guthaben umtauschen wollen. Von dort warte ich bis heute auf eine ausserordentlich freundliche Entschuldigung. Wer das mal erlebt hat, tut sich Payback Pay erst gar nicht an.

Blog-Unterstützer:innen können sich über Steady einloggen, um Support-Hinweise und Werbung im Text auszublenden:

Archiv