Pizza mit Sushi kombinieren, und Asia-Gerichte mit einem Eis zum Dessert? So lautet das Hauptversprechen der neuen „Doppelbestell“-Funktion, die der Lieferdienst Wolt derzeit auch in Deutschland ausrollt. Seit einiger Zeit werden erste Kund:innen per E-Mail und in der App informiert.
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Dabei ist das Restaurant-Kombinieren nur die Spitze des (Dessert-)Eisbergs: Denn mit der „Double Order“-Funktion, die zuerst in Finnland ausprobiert wurde und seit einigen Wochen auch im österreichischen Markt sowie Luxemburg verfügbar ist, lässt sich deutlich mehr anstellen.
Wolt macht damit einen zentralen Schritt in Richtung Bestell-Bundling für seine Nutzer:innen. (Bei Wolt Austria heißt das: „Einkaufszentrum für die Hosentasche“.)
Das Prinzip: Nach der ersten Bestellung erscheint in der Wolt-App ein Hinweis am Bildschirmrand: „Jetzt gibt’s mehr für weniger“. Wer darauf tippt, hat ein paar Minuten Zeit, um Produkte aus einem weiteren Geschäft (oder Restaurant) in der Nähe hinzuzufügen – und zahlt dafür keine zusätzliche Liefergebühr.
Rewe + Alnatura + Budni in ein einem Rutsch bestellt
Besonders interessant wird das durch die wachsende Zahl an Händlern auf der Plattform. In Berlin zum Beispiel lassen sich Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs aus den neu gestarteten Wolt Markets ordern, die über ein Angebot an frischem Obst und Gemüse mit klassischen Marken sowie Eigenmarken von Rewe und Alnatura verfügen; das kann z.B. mit Drogerieartikeln von Budni kombiniert werden. Die Handelskette ist seit kurzem mit den ersten Testmärkten (Berlin und Hamburg) auf der Plattform vertreten und verspricht dabei Ladenpreise inklusive Aktionsrabatten.
Auch Apotheken und nah-&-gut-Märkte mit Zugriff auf das Edeka-Sortiment sind via Wolt (je nach Standort) verfügbar.
Je mehr Händler sich der Plattform anschließen, desto nützlicher wird dieses Kombi-Tool: Wenn sich die Vorteile unterschiedlicher Anbieter in einer einzigen Lieferung zusammenfassen lassen, könnte das nicht nur den Quick-Commerce neu definieren, sondern auch klassischen Lieferdiensten ernsthafte Konkurrenz machen – indem Nutzer:innen z.B. ihre Lieblings-Eigenmarken unterschiedlicher Händler via Wolt in einem gemeinsamen Einkauf ordern.
Damit setzt Wolt auch dem Quick-Commerce-Pionier Flink ein für Nutzer:innen zunehmend attraktiver werdendes Angebot entgegen; Flink hat die Wolt-Plattform gerade verlassen, um seine Plattformpräsenz im deutschen Markt auf den Wettbewerber Lieferando zu fokussieren (siehe Analyse im Supermarktblog).
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Aktion zum Liefergebühren-Sparen
Momentan lässt sich sogar die Liefergebühr mit einem einfachen Trick umgehen: Wer bei Wolt Market über 40 Euro bestellt, zahlt derzeit nichts dafür, dass der Einkauf nachhause gebracht wird. (Für meinen Testeinkauf waren 40-50 Minuten veranschlagt.)
Bis Ende des Jahres gilt dieser Gebührenerlass sogar für Bestellungen unter diesem Wert (bis 3,99 Euro). Wer zuerst gebührenfrei bei Wolt Market ordert und dann einen zweiten Händler hinzufügt, zahlt lediglich eine geringe „Servicegebühr“, die der Dienst abhängig von der Höhe des Einkaufswerts in jedem Fall berechnet.
Für Wolt+-Abonnenten ist die kombinierte Lieferung komplett kostenlos, wenn die erste Bestellung bei einem Partnerstandort aufgegeben wird (der nicht selbst liefert).
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„Es gibt in Deutschland nach unserer Wahrnehmung derzeit eine Kluft zwischen Kundenwunsch und Angebot“, hat Bassel Soukar, Head of Retail bei Wolt Deutschland, vor einiger Zeit im Supermartktblog-Interview gesagt. Mit der „Doppelbestellung“ scheint das Unternehmen nun eine smarte Antwort darauf gefunden zu haben, was sich dem entgegensetzen lässt.
Aktuell setzt Wolt in seinen Märkten jährlich Lebensmittel im Wert von 1 Milliarde Euro um und gehört damit nach Ansicht von CEO Miki Kuusi zu den 20 größten Online-Lebensmittelhändlern Europas; der Wolt-Gründer betonte gerade gegenüber „Sifted“, dass der Dienst damit größer sei als die Quick-Commerce-Anbieter auf ihrem Höhepunkt.
Wolt-Wettbewerber Uber Eats verfügt bereits seit längerem über eine vergleichbare Doppelbestellmöglichkeit in Deutschland (siehe Supermarktblog); allerdings fehlt es dem Rivalen in Grün hierzulande noch an einer vergleichbaren Zahl attraktiver Handelspartner für Lebensmittel.
- Strategiewechsel bei Flink: Alles auf Lieferando?
- Das plant Wolt für die schnelle Lebensmittel-Lieferung in Deutschland
Hm, das ist doch aber (auch in Deutschland) nicht (mehr) neu, sondern wird seit dem Spätsommer angeboten. Meine Bestellhistorie sagt, dass ich das erstmalig vor rund einem Vierteljahr – am 6. September – genutzt habe.
Das größte Problem: Natürlich versucht Wolt (wie auch Uber Eats) beide Lieferungen vom selben Fahrer bzw. von derselben Fahrerin zustellen zu lassen, aber eine Garantie, dass das auch tatsächlich passiert, gibt es nicht. Wenn es bei der zuerst angefahrenen Location Verzögerungen gibt, kann es also passieren, dass für die andere Location kurzerhand ein:e andere:r Kurier:in gebucht wird. Wer das Trinkgeld komplett einer Bestellung zugeschlagen hat, guckt dann möglicherweise in die Röhre & zahlt für eine Lieferung mehr Trinkgeld, als sie bzw. er an wegfallenden Liefergebühren gespart hat.
Besonders ärgerlich ist das für diejenigen, die Wolt+ gebucht haben, denn dann fallen ja regelmäßig sowieso keine Liefergebühren an, so dass sich die Ersparnis ausschließlich auf die nur einmalige Trinkgeldzahlung erstreckt.
Danke! Ich hab den zeitlichen Horizont im Text korrigiert.