„Edeka und Alnatura gehen jetzt gemeinsame Wege – die beliebte Lebensmittelmarke ist ab sofort in zahlreichen Edeka-Märkten zu finden“, meldete Deutschlands größter Lebensmittelhändler im Herbst 2015. Die Integration der Artikel ins Sortiment ist aber von Region zu Region und von Markt zu Markt höchst verschieden. Vier Beispiele.
1. Scheck-In Center / Marktkauf, Weinheim
(selbstständiger Kaufmann)
Grüner wird’s nicht. Jedenfalls nicht im Marktkauf der Familie des bisherigen Edeka-Chefaufsehers Adolf Scheck in Weinheim. Im dortigen Scheck-In Center – das tatsächlich so heißt – genießt Alnatura eine Vorzugsbehandlung, auf die so mancher Markenartikel-Hersteller neidisch sein dürfte. Schon von weitem sehen Kunden, wo es die Produkte der Bio-Marke zu kaufen gibt, weil dort das Alnatura-Logo unter der (sonst völlig freien) Decke hängt (Foto oben).
Wer seinen Einkaufswagen durch die Flure schiebt, kann die Produkte kaum übersehen: Ganze Meter belegt Alnatura im Regal, die Preisschienen sind komplett eingegrünt worden, dazwischen hängen grüne Bannerfähnchen.
Oder alternativ: grüne Schildchen.
Besonders freundlich ist die Platzierung an den Regalenden („Gondelköpfe“ genannt), zumindest zum Zeitpunkt meines Ladenrundgangs.
Die Präsentation dort ist sonst in der Regel Aktionsartikeln vorbehalten – oder Produkten bzw. Marken, die besonders angeschoben werden sollen. Weil sie dort vielen Kunden auffallen und häufig gekauft werden.
Manche Sortimente haben einen zusätzlichen Sonderstatus: Nicht nur die Babynahrung an sich, sondern auch ihre Preisschilder sind zur Hervorhebung freundlicherweise grün eingerahmt worden.
Und die Alnatura-Frühstücksartikel wohnen in einem Holzimitat-vertäfelten Regalkubus, an dem jeder, der im Weinheimer Scheck-In-Center einkauft, auf dem Weg zur Kühlabteilung vorbei muss.
Es ist ein kleines Wunder, dass Mitarbeiter die Alnatura-Produkte zwischen den Kunden nicht auf kleinen Sänften zur Regalauffüllung tragen. (Kann aber natürlich passiert sein, nachdem ich dort gewesen bin.)
Der Markt macht den Eindruck, als habe er eine halbe Alnatura-Filiale auf seiner Fläche untergebracht. Dafür müssen zuvor massiv andere Artikel aussortiert oder in ihrer Regalfläche begrenzt worden sein. Die Center-Betreiber wollen sich dazu ebenso wenig äußern wie zur Produktzahl. Alnatura zufolge sind bei Edeka jedoch generell „zwischen 250 und 800 Produkte aus dem Trocken- und Baby-Sortiment (…) gelistet.“ An die 800er-Marke dürfte das Scheck-In Center locker rankommen.
2. E-Center, Berlin-Moabit
(Regiemarkt Edeka Minden-Hannover)
Ein hübsches Kontrastprogramm liefert die Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover in einem Berliner Regiemarkt („Regiemärkte“ sind solche, die nicht von selbstständigen Kaufleuten, sondern von Edeka selbst betrieben werden). Dort ist das Bio-Sortiment in einer eigenen Abteilung zusammengefasst, besteht vor allem aus den unabhängigen Marken Biozentrale und Bio Gourmet und sieht so aus:
(Also: so – mal zwei, plus um die Ecke nochmal ein bisschen was dazu.)
Alnatura-Produkte spielten in dem 3700 Quadratmeter großen Laden Ende des vergangenen Jahres, drei Monate nach der Bekanntgabe der Kooperation, überhaupt keine Rolle. Das hat sich inzwischen geändert, wenn auch zögerlich. Alnatura ist zur Bio-Abteilung hinzu gerückt, allerdings ins rechte Seitenregal, das nicht besonders auffällig positioniert ist, wenn man aus der Obst – und Gemüseabteilung kommt.
Die übrige Bio-Auswahl (auf vielen Metern mehr) scheint weitgehend gleich geblieben zu sein.
Wer Alnatura im Berliner E-Center sucht, wird jetzt also fündig. Aber mit großem Enthusiasmus verkauft man die Marke dort eher nicht. Daran ändern auch die Bannerfähnchen nix.
3. E Schallenberg, Köln
(selbstständiger Kaufmann)
In der Rewe-Hochburg Köln betreibt Edeka-Kaufmann Gerd Schallenberg einen kleinen, aber ziemlich guten Markt mitten in der Stadt.
Und zwar mit durchaus üppigem Bio-Sortiment. Alnatura kommt, obwohl sich Schallenberg damit von den vielen roten Rewes in der Umgebung abheben könnte, aber mit Augenmaß zum Einsatz. Artikel in Bio-Qualität sind im Regal den jeweiligen Sortimenten zusortiert, das geht angesichts der Ladengröße auch gar nicht anders. Dort muss sich Alnatura den Platz mit etablierten Konkurrenten teilen: der Edeka-Bio-Eigenmarke natürlich, aber auch Biozentrale, Bio Gourmet und anderen.
Sonderbehandlung fällt hier flach. Alnatura muss sich aus eigener Kraft durchsetzen, mit einer Mischung aus Standardprodukten und solchen, die vermutlich eher als Sortimentsergänzung gedacht sind, weil sie die anderen Bio-Marken so nicht anbieten.
Der einzige Vorteil ist: Schallenberg kennzeichnet offensichtlich die günstigsten Produkte einer Kategorie mit roten Preisschildern. Und die kapert Alnatura oft mühelos für sich.
Sieht also nach friedlicher Koexistenz aus. Aber irgendwoher muss auch hier der Platz für Alnatura gekommen sein.
4. E-Center St. Pauli / Rindermarkthalle, Hamburg
(selbstständiger Kaufmann)
Ähnlich entspannt lässt es das 2014 in der (umstrittenen) Hamburger Rindermarkthalle neu eröffnete E-Center St. Pauli angehen. Auf der modern gestalteten Fläche, einer Kooperation der Kaufleute Herwig Holst und Familie Meyer, empfiehlt es sich, für die Einkaufskommunikation zwischen Getränkeabteilung und Frischetheken auf 4500 Quadratmetern ein Set Funkgeräte dabei zu haben. (Der Handyempfang ist ja immer mies in diesen Läden.)
Gleich am Eingang kriegt der Kunde eingebimst, wieviel Wert hier auf Bio gelegt wird: Bio-Obst und Bio-Gemüse haben ihre eigenen Deckenwürfel zur Kennzeichnung.
In den anschließenden Fluren steht auch Alnatura im Regal, in durchaus großer Auswahl – und, genau wie bei Schallenberg, direkt neben den in Frage kommenden Konkurrenzprodukten.
Ansonsten herrscht in den breiten Fluren jedoch absolute Wimpelfreiheit. Auch auf große Alnatura-Aufsteller hat man im E-Center verzichtet.
Anders formuliert: Die „gemeinsamen Wege“, die Edeka mit Alnatura gehen will, sind von der Zentrale tatsächlich korrekt als Plural formuliert. Weil sie sich, wie oben demonstriert, massiv voneinander unterscheiden. Warum das wichtig ist, steht hier:
Die Eindrücke in diesem Blogeintrag geben nur den Stand zum Zeitpunkt meines Ladenbesuchs vor. Die Präsentation in den Läden kann sich zwischenzeitlich natürlich verändert haben. Die Besuche erfolgten im Dezember (Weinheim, Berlin), Februar (Hamburg), März (Köln) und April (nochmal Berlin).
Ich freue mich über Hinweise auf Änderungen und kurze Schilderungen, welchen Stellenwert Alnatura in Ihrem Edeka einnimmt: einfach in die Kommentare schreiben. Vielen Dank!
Fotos: Supermarktblog
Schöner Beispiele 🙂
Kleiner Hinweis aber zum Kölner Markt: Da dort die standardmäßigen Preisschilder der Edeka Rhein-Ruhr verwendet werden, gehe ich bei dem roten Preisschild schlicht davon aus, dass die Tomatensauce von Alnatura in der Woche deines Besuches im Angebot war. Für gewöhnlich werden die Wochenangebote nämlich im Gebiet der Edeka Rhein-Ruhr durch rote Preisschilder hervorgehoben. Schaut auf dem Bild auch ein wenig so aus, als stecke hinter dem roten auch noch das herkömmliche gelbe Schild.
Guter Hinweis, danke! (Und dann war zu diesem Zeitpunkt erstaunlich viel im Angebot.)
Hallo Herr Schader,
ich kann nur für meinen – praktisch wöchentlich – besuchten EDEKA auf dem bayerischen Land in Schrobenhausen sprechen und – nuja – von der Kooperation mit Alnatura weiß ich nur aus ihrem Blog.
Es gibt zwar ein Regal mit Bio-Sachen die aber (rein nach den Bildern oben) ziemlich flächendeckend von BioZentrale oder Verival sind. Das mir Aufsteller, Bildchen, Banner etc… habe ich nirgends gesehen.
Viele Grüße
Danke für den tollen Blog
Sebastian
Ich habe gestern in einem recht kleinen Edeka mal gesucht und nur ein Alnatura-Produkt gefunden. Und zwar Leinöl, das nicht besonders gekennzeichnet war (nur ein Bio-Preisschild) und bei dem es wohl so ist, dass es das einzige Leinöl in dem Laden war, zumindest habe ich kein anderes gefunden.
Wenn ich das auf den Bildern richtig erkenne, dann hat Edeka nicht die günstigen dm-Preise übernommen. Wenn da z. B. aus 95 Cent dort 99 Cent werden, dann sind das 4,2 % mehr. Haben Sie da Erkenntnisse zur Preisgestaltung: dm, Alnatura, Edeka?
Im Edeka bei mir sind immer 100e Produkte im Angebot. Ich habe mal gesehen, wie Samstags ab dem späten Nachmittag die Schilder ausgetauscht werden, alles in allem stecken da geschätzte 10-12 Stunden Arbeitszeit pro Woche drin.
@Ben: „Preisschilder stecken“kostet 10-12 Mannstunden in unserem kleinen Markt, ohne dass wir viele Angebote hätten. A) Preisänderungen durch Zentrale B) Änderungen am Produkt C) neue Produkte.
habe vor ca. 4 Wochen bei uns im Edeka-Markt ganze Mandeln von Alnatura gekauft, die für unsere Müslis bestimmt waren. Obwohl ich sie gleich nach dem öffnen wie immer in einem Glas mit Verschluß verwahrt habe, mußte ich heute feststellen, daß Lebensmittel-Motten in der Packung waren. Da das Glas gut und luftdicht verschlossen war, gehe ich davon aus, daß die Mandeln bereits beim Einkauf leicht und daher noch nicht sichtbar, befallen waren. Ich kaufe öfters diverse Alnatura Produkte und hatte bisher kaum Grund zu Beanstandungen. Vielleicht gibt es ja auch noch andere Kunden, die mit dem Produkt nicht zufrieden waren?