Für seine Hipsterigkeit ist Kaufland bislang nicht gerade bekannt. Trotz sanfter Modernisierungsbemühungen sind die meisten Läden der Kette aus Designsicht weniger Einkaufsparadies als vielmehr traditioneller Discountrummel; manchmal auch mit vorgeschaltetem Bratwurstwagen. Ein kleines bisschen möchte der Großflächen-Discounter aber doch mit der Zeit gehen und bereitet derzeit fürs kommende Jahr einen Lebensmittel-Lieferdienst inklusive Abholstationen vor (siehe Supermarktblog).
Da hülfe es natürlich enorm, sich vorher ein bisschen schick zu machen. Muss ja nicht gleich eine Schönheits-OP sein. Ein neuer Haarschnitt reicht auch.
Das Ergebnis lässt sich seit Ende Juli bereits bei Facebook und in der neuen Kaufland-App begutachten. Dort präsentiert sich das Unternehmen mit einem überarbeiteten Logo. Die Unterschiede zum bisherigen fallen auf den ersten Blick kaum auf. Das rote Kaufland-K und der Schriftzug stehen schließlich weiterhin im Mittelpunkt; dafür ist der doppelte Gitterrahmen verschwunden und hat die Unterstreichung des Schriftzugs glücklicherweise gleich mit ins Nichts gerissen.
Beim zweiten Hinsehen stechen noch weitere Änderungen ins Auge: Zum einen ist das rote K quadratischer geworden. Der Kaufland-Schriftzug ist weniger gedrängt gesetzt, auch die Schrift selbst wurde leicht verändert (am besten sieht man’s am u und f). Dazu ist das Erkennungszeichen großzügig von Weißraum umgeben und sieht dadurch deutlich fokussierter und moderner aus. (Vor allem im Vergleich zur zusätzlich beschmückten alten Version in den Werbeprospekten.)
Ob das herausgeputzte Logo künftig auch an den Läden hängen und in der Werbung auftauchen wird, ist derzeit unklar. Auf Supermarkt-Anfrage erklärt eine Unternehmenssprecherin:
„Da wir uns momentan noch in der Abstimmungsphase hinsichtlich der Überarbeitung unseres Logos befinden, bitten wir um Ihr Verständnis, dass wir Ihnen derzeit noch keine konkreten Auskünfte hierzu erteilen können.“
Auf Nachfrage will Kaufland nicht mal bestätigen, dass es sich tatsächlich um das neue Logo des Unternehmens handelt. (Aber auch nicht dementieren.)
Möglich wäre, dass die luftigere Variante ausschließlich digital verwendet wird. Zahlreiche Unternehmen legen sich derzeit ein separates „Icon“ zu, eine Art reduziertes Erkennungszeichen, das sich als App-Symbol und für die Verwendung in sozialen Medien eignet. (Ein aktuelles Beispiel ist die Sandwichkette Subway; das Designtagebuch hat Details dazu aufgeschrieben). Freilich hätte es dafür nicht die ganze Feinarbeit gebraucht.
Dringende Design-Entstaubung
Für Kaufland wäre es durchaus von Vorteil, das aufgepeppte Logo auch in der Filialwelt auftauchen zu lassen: Weil der Wiedererkennungseffekt riesig ist, aber zugleich die Grundlage für einen moderneren Markenauftritt geschaffen würde.
Den haben auch andere Discounter dringend nötig. Viele arbeiten kontinuierlich daran, ihre Filialen und Sortimente zu modernisieren, um den Kunden zu gefallen. Die eigene Markenidentität passt aber oft nur noch eingeschränkt zu den Ergebnissen. Dabei reichen – wie bei Kaufland – häufig schon kleinere Änderungen zur Design-Entstaubung.
Als Aldi Nord in den vergangenen Jahren seine Märkte renovierte, strich die Kette zum Beispiel das „Markt“ aus ihrem Logo, einen überflüssigen Wortballast.
Darüber hinaus hängt an vielen Nord-Märkten seitdem nicht mehr das vollständige Erkennungszeichen, sondern über dem Eingang lediglich der bekannte Aldi-Nord-Schriftzug in rot unterstrichenem Dunkelblau (der bei Dunkelheit sogar illuminiert wird, eine Revolution!). Hier zum Beispiel an einer neuen Filiale in Fahrdorf:
Das klassische Aldi-Nord-A taucht noch einmal separat an der Fassade (bzw. als Fensterschmuck) auf und ist auch ohne zusätzlichen Schriftzug von weitem sofort identifizierbar.
Diese Kombination sieht nicht nur schicker aus als vorher, sondern ist auch praktischer als sich immerzu den kompletten Logo-Quader über den Eingang zu zimmern.
Discount-Herausforderer Netto (mit Hund) hat es bei seiner kürzlich erfolgten Neupositionierung leider verpennt, sich auch einen zeitgemäßeren Außenauftritt zuzulegen. Dabei hätte es im Konzern schon eine perfekt ausgearbeitete Vorlage dafür gegeben.
2010 zog sich Netto (mit Hund) aus Großbritannien zurück und verkaufte seine 200 Filialen an den Konkurrenten Asda; 2015 folgte der überraschende Neustart auf der Insel in Kooperation mit Sainsbury’s, der zwar von kurzer Dauer war. (Gerade sind alle 16 Läden schon wieder geschlossen worden.) Übrig geblieben ist aber das dafür aufgehübschte neue Logo.
In dem hat der Schnauzer Scottish Terrier Scotty, das Maskottchen der Kette, seinen Platz am Anfang des Netto-Schriftzugs mit dem Ende getauscht und ein bunteres Körbchen verpasst bekommen; vor allem aber sind die klobigen Versalien durch Kleinbuchstaben ersetzt worden. Das Ergebnis sieht ziemlich zeitgemäß aus:
Wahrscheinlich wäre der Hundetausch an den über 300 deutschen Filialen zu teuer gekommen.
Ab zum Elektroschrott
Ein besonders harter Fall ist ausgerechnet der Discounter, der sonst am flottesten vorweg stürmt: Lidl mit seinem schon kurios anmutenden Waschmaschinen-Logo, das ganz und gar nicht mehr zu den Läden passt, die das Unternehmen künftig bauen will.
Die gute Nachricht ist: Das ließe sich ähnlich unkompliziert ändern wie bei der Schwester Kaufland. Zum Beispiel, wenn Lidl die Waschmaschine zum Elektroschrott brächte. Der Schriftzug ist eigentlich charakteristisch genug, um für sich zu stehen. Notfalls würden die Kunden ihren Discounter vermutlich alleine am schräggestellten i erkennen. Um Aldi Nord farblich nicht zu ähnlich zu werden, würde Lidl aber wohl kaum auf das gewohnte Gelb verzichten wollen.
Muss ja auch nicht, wenn man mal ein bisschen die Fantasie spielen lässt. Wie wär’s denn zum Beispiel hiermit:
Im Serviervorschlag ist der gewohnte Lidl-Schriftzug das Logo, der gelbe Kreis aus der Waschmaschine bliebe in abgewandelter Form als Hervorhebung des i erhalten. Und schon passt das Erkennungszeichen zum neuen Auftritt.
Keine Ursache, bedien dich ruhig, Lidl! Wir haben ja alle was davon, wenn die Discounter sich ein bisschen schick machen. Am Ende zählen schließlich nicht nur die inneren Werte.
Mit dank an @gu_sch für den Hinweis und @dasniveau für die Inspiration!
Logos [M]: Kaufland, Aldi Nord, Netto, Lidl / Supermarktblog; Foto: Supermarktblog
Dein Logo-Entwurf für LIDL gefällt mir sehr gut!
rewe könnte sein logo mal ändern. dieses riesige rot in megafetten lettern ist echt hässlich.
Och, besser als das angestaubte alte Logo mit den orangen Streifen ist der rote Schriftzug allemal.
Wobei mich an REWE mehr die Fastmonopolistenstellung in manchen Gegenden stört als ihr Logo.
Das Rewe Logo finde ich ehrlich gesagt ziemlich zeitgemäß.
Das aktuelle Rewe-Signet ist keineswegs fetter als das alte. Mann hat der verwendeten Schrift lediglich Rundungen gegeben. Das derzeitige Logo empfinde ich als gelungen, weil es freundlich und familiär wirkt.
Das „neue“ Nettologo mit dem Hund am Ende ist in meinen Augen ziemlich zusammengeschustert und hat jeglichen Logocharakter verloren. Da lob ich mir den alten Hund, der mit dem „N“ zu einer markanten eigenständigen und einprägsamen Wortblidmarke verschmolzen wurde. Meinetwegen mit Kleinbuchstaben geschrieben.
Da ist aber gar nix verschmolzen, der Hund drängelt das N voll zum Gassigehen und schaut voll in die falsche Richtung!
also wenn lidl etwas an seinem logo ändert dann muß das ein kompletter neuanfang werden, sonst sollten sie es bei der waschmaschine lassen. der komische font würde ohne die umrahmung total unruhig und optisch haltlos wirken.
so chic wie das aldi a wird es lidl aber wohl nie hinbekommen.
rewe hat im moment ganz andere probleme als sein logo das auch eigentlich recht ok aussieht und bei netto wäre ein komplette umfirmierung wohl das beste, aber in dänemark ist der hund halt eine discountikone.
Das Netto-Logo aus GB mag zwar etwas moderner sein, als das aus Dutschland, aber zeitgemäß ist was anderes…
Die vorgeschlagene Lidl-Logo-Variante erinnert mich an ja!-Produkte und der gelbe Kreis lässt das ziemlich altmodisch aussehen. Retten könnte man das ganze nur, wenn man nur noch eine Farbe verwendet (am besten blau) und eine andere Schriftart verwendet.
Ja, los! Ich wäre gespannt auf Ihren Entwurf!
Ich habe nun ein paar Stunden dran gesessen und verschiedene Varianten überarbeitet. Inzwischen habe ich mir überlegt, die Farbe gelb und die Schrift zunächst doch hier zu lassen, damit Kunden die Bindung nicht verlieren. In einem zweiten Schritt würde ich die Schrift dann etwa sieben Jahre später einer dem Zeitgeist entsprechenden ersetzen. Der aktuelle Entwurf:
Zunächst hatte ich noch ein wenig mit rot rumgespielt. Das hatte aber zwischenzeitlich starke Ähnlichkeit mit Rewe und Aldi.
HTML-Code will er anscheinend nicht, hier der Link zu dem Entwurf: http://fs5.directupload.net/images/160813/q86jsl6n.png
Sorry – Farbgebung ist voll Edeka ! 😉
Das sind 1:1 die Farben von Lidl.
Hab da nun auch was rumgebastelt:
http://imgur.com/a/LOZru
Kaufland verschlankt nicht nur das Logo, sondern erheblich auch das Sortiment (und somit die Attraktivität den Kunden gegenüber). Je nach Filiale wurden bzw. werden noch bis zu mehrere tausend Artikel ersatzlos gestrichen. So wurde an allen Regalen die oberste Ebene abgeschafft, die alten grauen „Kellerregale“ wurden aber bisher nicht durch niedrigere ersetzt. Bereits jetzt sind in den Märkten erhebliche Lücken im Warenangebot festzustellen. Sogar auf der Facebook-Seite von Kaufland häufen sich die Beschwerden über die Sortimentsausdünnung. Allgemein befinden sich die „klassischen“ Kaufland-Filialen, welche nicht zu den neuen „Flagshipstores“ (wie z. B. die hier oft erwähnte Filiale in München Berg am Laim) gehören, oft in sehr renovierungsbedürftigen und schmuddligen Zuständen. So wird die Sauberkeit in und um die Filialen, sowie Instandsetzungen (Bspw. ist hier in einer Filiale die Beleuchtung in einem Gang bereits seit mindestens vier Wochen defekt und wird nicht ausgewechselt) enorm vernachlässigt. Dadurch haben die älteren Filialen teilweise gefühlt den Charme einer Tiefgarage. Meiner Meinung nach, ist das Problem von Kaufland, dass sich das Unternehmen nie richtig entscheiden konnte oder wollte, ob man nun als (Großflächen-)Discounter oder aber als SB-Warenhaus mit einem Vollsortiment und -service auftritt. Kaufland wollte in letzter Zeit immer beides gleichzeitig sein: riesiges Sortiment und Flächen mit den „genauso niedrigen“ Kosten eines Discounters führen.
Offensichtlich ist diese Kombination nicht (mehr) möglich und als gescheitert zu betrachten.
Interessanter Artikel, den ich nicht vorenthalten möchte:
http://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/region/region/sonstige-Zeitenwende-bei-Kaufland;art87698,3634334
Egal welches Logo – Hauptsache gute Produkte zu günstigen Preisen
Aber der Netto-Hund ist doch kein Schnauzer, sondern ein Scottish Terrier (darum auch Scotty)
Sie haben Recht! (Obwohl ich darauf bestehe, als Laie Ähnlichkeiten erkennen zu wollen.) Ich hab’s korrigiert oben. Danke!
Als ich diese Woche für zwei Kokosnüsse mal schnell im örtlichen Kaufland war ist mir aufgefallen das der Gesamteindruck luftiger und heller ist als früher.
Etwas gewöhnungsbedürftig erschien mir die Getränke Abteilung. Hier will man sich wohl von der Präsentation auf Euro Paletten verabschieden, hat diese Linie aber bei sich wohl schnell drehenden Produkten nicht durchgezogen. Logistisch verständlich, optisch schlimmer als vorher.
Geht es nur mir so, dass mich das neue Kaufland-Logo extrem an das aktuelle Windows-Logo erinnert? -> http://progear.guru/wp-content/uploads/sites/14/2016/08/Win10-logo.png
Wie auch immer: Es gefällt mir deutlich besser als diese alte „Design-Sünde“.
Das Lidl-Logo fand ich noch nie ansprechend. Weder jetzt, noch vor zehn Jahren. Insofern würde auch hier hier einen „Relaunch“ angemessen finden. Den Vorschlag hier finde ich schon deutlich besser. Noch besser – und auch spannender 😉 – fänd ich aber eine deutlichere Abkehr vom alten Logo. Zumindest farblich. Blau-Gelb-Rot sieht (zumindest in meinen – zugegebenermaßen farbenblinden – Augen) einfach nicht gut aus.
Mir gefällt das neue Kaufland-Logo ohne Rahmen nicht. Das erinnert mich eher an Pac-Man.
Ich denke, dass der Netto mit Hund seine Großbuchstaben im Logo beibehalten sollte. Ansonsten wird das Logo zu ähnlich dem Netto ohne Hund.
Zwar OT aber ein Vorschlag für einen nächsten Post
Kann jemand mal sagen, warum Kaufland den Samstags Werbeblättchentag geändert hat.
Das ist ja mal voll nervig – weil alle anderen eben Samstag kommen bzw. Montag starten
Stattdessen jetzt Mo-Mi Abgebote – dafür 3x minus
Es scheint als handelt es sich beim Kaufland-Logo um ein Plagiat, das bereits 1968 für »Knudsen Creamery Co.« verwendet wurde: http://logo-archive.org/post/149340783358/knudsen-creamery-co-vance-jonson-1968
der „Serviervorschlag“ ist doch eher ein Rückschritt.
Hier das Logo vom Prospekt 14.01.2002
https://abload.de/img/nbnce96.jpg