Das große Supermarktblog-Plastikvermeider-Memory

Das große Supermarktblog-Plastikvermeider-Memory

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Alle großen Handelsketten wollen dafür gelobt werden, dass sie unnötigen Müll vermeiden. Das scheint aber nur bedingt für neu ausgedachte Quatschverpackungen zu gelten.

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Heute spielen wir zur Abwechslung mal was! Kennen Sie noch Memory? Das Gedächtnisspiel, in dem niemand über zwanzig mehr gegen Mitspieler unter acht gewinnen kann? Wunderbar. Dann kann’s ja direkt losgehen beim großen …

Supermarktblog-Plastikvermeider-Legekartenspiel!

Die Karten sind gemischt und liegen verdeckt auf dem Tisch. Sie müssen nur noch die Paare finden, die zueinander passen. Die Sonderregeln erklären sich von selbst, sobald wir losgelegt haben.

Sie fangen an!

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Aldi Nord = Aldi Süd

Wunderbar, gleich Glück gehabt! Ja, das sind unterschiedliche Motive, aber die beiden Aldis sind natürlich trotzdem ein Paar (gnihihi). Vor allem bei der derzeit im deutschen Lebensmittelhandel angesagten Plastikvermeidung. Kürzlich gaben die Discount-Geschwister gemeinsam bekannt, bis Ende 2018 sämtliche Einwegtüten aus ihren Filialen verbannen zu wollen. Das heißt: Es gibt künftig auch keine Einweg-Papiertüten als Ersatz für die Einweg-Plastiktüten mehr zu kaufen.

Die „Welt“ fühlte sich dadurch prompt in ihrer Tütennutzung freiheitsberaubt und schnappatmete sich in den Sozialismus zurück:

„Denn entweder kauft man dann jedes Mal einen Jutebeutel oder ähnliche Tragehilfen zu fürstlichen Preisen, oder aber man läuft von morgens bis abends stets mit Beutel umher, eben wie damals in der DDR.“

In der ganzen Schäumerei hat der Autor dummerweise seine eigene Exklusivnachricht übersehen: dass Aldi künftig „fürstliche“ Tragetaschenpreise verlangen wolle. Davon weiß man nämlich nicht mal in den Aldi-Zentralen was.

Der Discounter selbst verspricht, es gebe demnächst eine „neue langlebige Tragetasche aus über 80 Prozent Recycling-Material“, die sich als „preisgünstigste Alternative im bestehenden Mehrwegtaschenangebot positionieren“ solle. Wie „preisgünstig“, kann Aldi Süd auf Supermarktblog-Anfrage aber erstaunlicherweise noch gar nicht sagen:

„Einen genauen Preis können wir aktuell noch nicht nennen. Die Tasche wird derzeit noch designt und produziert.“

(Da hatte es jemand offensichtlich ziemlich einig mit der entsprechenden Pressemitteilung, um den Wettbewerbern das Nachhaltigkeitsthema nicht komplett alleine zu überlassen.)

Das Problem der Initiative wäre – anders als die „Welt“ schäumt – wohl eher, dass die Taschen zu billig verkauft werden. Weil Kunden dann auf die Idee kommen könnten, Mehrwegtüten wie ihre Einwegkumpel zu nutzen, wenn sie taschenlos in den Laden gekommen sind. Und sich deshalb zuhause mit der Zeit ein Taschenberg ansammelt, für dessen Herstellung ein sehr viel höherer Energieaufwand betrieben wurde als vorher.

Immerhin hat’s Aldi inzwischen geschafft, Obst und Gemüse nicht mehr ausschließlich vorgepackt zu verkaufen. Aldi Süd bestätigt auf Anfrage:

„Seit Mai 2017 bieten wir grundsätzlich in allen unseren 1870 ALDI SÜD Filialen lose Obst- und Gemüseartikel an. Das Angebot kann jedoch saisonal und regional variieren.“

Variieren Sie schnell mal zwei neue Kärtchen?

Klebeband-Bio-Bananen = Klebeband-Bio-Bananen

Schon wieder zwei passende! Nicht die Bananen vielleicht, die sind aller Wahrscheinlichkeit nach an unterschiedlichen Stauden gewachsen. Aber sowohl Lidl (links) als auch Penny (rechts) haben erkannt, dass sich die Früchte in Bio-Qualität auch ohne aufwändige Plastikeintütung von ihren konventionellen Geschwistern unterscheiden lassen – indem man sie zur Kennzeichnung einfach per Klebeband umwickelt (wie bereits anno 2015 im Supermarktblog vorgeschlagen). Penny erklärt dazu:

„Die Bananen-Banderole gibt es seit April in Norddeutschland. Im August sind wir dann mit dem nationalen Roll-Out in allen 2.150 Märkten durch.“

Die nächsten Karten, bitte.

Netto (ohne Hund) = Lasergurke


Fotos [M]: Netto (ohne Hund)/Smb

Schon wieder ein Treffer. Schummeln Sie etwa? Die Edeka-Discount-Tochter Netto (ohne Hund) hat auf den ersten Blick womöglich nur wenig mit der rechts abgebildeten Gurke zu tun. Aber sie beteiligt sich derzeit an Tests, auf unnötige Plastikverpackungen für Bio-Gemüse zu verzichten. Und den Produkten ihre Bio-Zugehörigkeit stattdessen direkt auf die Schale zu lasern. Für den Verzehr ist die Kennzeichnung unproblematisch (siehe Supermarktblog), Netto (ohne Hund) testet zunächst „in Filialen in Teilen von Bayern und Berlin“ mit Bio-Gurken und Bio-Ingwer.

Rewe testet bekanntlich schon länger. Als neuer Standard hat sich das Verfahren im Handel bislang noch nicht etablieren können, aber womöglich ganz gute Karten. Apropos: Sie sind nochmal dran!

Papiertüten ≠ Plastikpack-Muffins

Wird aber auch Zeit, dass diese Glückssträhne mal ein Ende findet. Diese beiden Motive passen augenscheinlich nicht zusammen.

Sie erinnern sich: Frühzeitig engagierte sich die Rewe Group mit ihren Supermärkten für die Vermeidung von Plastikabfällen und schaffte im vergangenen Jahr erst sukzessive Einweg-Tragetaschen aus Plastik ab (siehe Supermarktblog). Gleichzeitig tauchen in den riesigen Brötchenknasts, die Rewe in neue bzw. aufgemöbelte Filialen stellt, kuriose neue Plastik-Umverpackungen auf: zum Beispiel für die „Muffins mit Vanillegeschmack, aufgetaut“ oben.

Ich würd’ dann auch mal zwei Kärtchen aufdecken, ja?

Papiertüten ≠ Donutvorrat in Plastik

Okay, das war Pech. Milka-Donuts im Plastikschalen-Vorratspack passen natürlich auch nicht zu vermeintlichen Nachhaltigkeits-Initiativen. Darf ich nochmal probieren, Sie haben ja schon fast gewonnen?

Papiertüten ≠ konventionelle Plastik-Bananen

Im Ernst? Rewe verpackt zwar schon länger keine Bio-Bananen mehr in Plastik, sondern kennzeichnet sie mit Aufklebern. Stattdessen liegen konventionelle Bananen, wenn sie „gepackt“ verkauft werden, in Plastik im Regal?

Hilft ja nix: Sie dürfen ein letztes Mal.

Papiertüten ≠ Plastik-Teilchen

„Die Auslistung der Plastiktüte war für die REWE Group nur der Anfang.  Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, unnötige Verpackungen komplett aus seinen Regalen zu verbannen, ohne einen schnelleren Verderb zu riskieren oder gegen gesetzlich notwendige Deklarationen von Produkten zu verstoßen.“

Pardon, ich war kurz abgelenkt und musste nachlesen, ob ich an dem Rewe-Ruck gegen unnötigen Plastik-Verpackungsmüll was missverstanden hatte, während Sie das nächste unpassende Kartenpaar umgedreht haben: Schon wieder die Papiertüten! Und dazu klebrige Teilchen aus der Rewe-eigenen Glockenbrot-Bäckerei, verschalt in Plastik und mit ausreichend Platz für Mohnschnecken, sich einen Johannisbeer-Streuseltaler in die Bude einzuladen. Gerade so, als stünde nebendran kein großer Brötchenknast.

Immerhin bleibt Rewe damit seinem Versprechen treu, „unnötige Verpackungen komplett aus seinen Regalen zu verbannen“: Das Teilchen-Ensemble in der Plastikbehausung ist hier (in einem Wiesbadener Rewe-Markt) schließlich nicht im Regal, sondern auf umgedrehten Stapelkisten aufgebockt.

Was meinen Sie? Ob das Unternehmen nicht findet, dass es sich die Glaubwürdigkeit ruiniert, wenn es sich einerseits als Plastikvermeider inszeniert und andererseits massig neue Nutzlosverpackungen für Artikel ausdenkt, die auch prima ohne auskämen?

Nein, eher nicht. Auf Anfrage erklärt Rewe:

  • Zu den Bananen: „Aktuell sind bei Bananen nur noch die im Discountpreis-Segment foliert. Aber auch hier ist REWE dran.“
  • Zu verpackten Donuts und Muffins: „Bei den verpackten Backartikeln an den Backstationen handelt es sich um fertige und angelieferte Convenience-Artikel. Der Blister erhält die Backfrische des Produkts besser als eine Papierverpackung, verringert die Gefahr von Quetschungen, erleichtert damit den Transport und schützt die Bake Off Station und auch die Tasche des Kunden vor Verunreinigungen. Letzter Aspekt ist gerade bei glasierten Produkten wir Donuts (klebrig aufgrund des Zuckerüberzugs) oder auch Muffins (höherer Fettgehalt) für Kunden der ausschlaggebende Grund, weshalb sie mehrheitlich zu diesen verpackten Artikelvarianten greifen.“

Und ganz generell:

„Richtig ist, dass REWE mit der Auslistung der Plastiktragetasche immer kommuniziert hat, weitere Schritte zur Reduzierung des Plastikeinsatzes im Markt folgen zu lassen. Daher arbeiten wir gleichzeitig an Initiativen zur Plastikvermeidung in unseren Sortimenten.“

Bei Rewe to Go würden beipielsweise Mehrwegbecher angeboten, Mehrwegbefüller kriegen 10 Cent Preisnachlass auf jeden Kaffee. Außerdem teste man an den Salatbars faltbare Pappschachteln.

Zusammengefasst bedeutet das: Plastikvermeidung hat für Rewe oberste Priorität. Außer, wenn Kundentaschen oder der eigene Brötchenknast vor „Verunreinigungen“ bewahrt werden müssen oder Artikel eingewickelt, deren Aggregatzustand mit „backfrisch“ eher euphemistisch beschrieben ist. Das lässt sich freilich nicht so schön pressemelden wie die schicken neuen Schalen aus Graspapier, die ohnehin von den Medien viel besser memoriert werden.

Apropos memorieren: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Darf ich ausnahmsweise fragen, wie alt Sie sind?

Fotos [M]: Supermarktblog"


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11 Kommentare
  • Undankbar sind bei REWE auch die Papiertüten mit Plastik „Sichtfenster“ für Backwaren. Diese müsste man eigentlich auseinander reißen bevor man sie entsorgt, macht vermutlich in der Praxis genau niemand.

    Vermutlich wäre es generell sinnvoller Backwaren den SB Bäckern zu überlassen, aber das Geschäft mit fettigem Zuckerzeug will man sich vermutlich nicht entgehen lassen. Gerade Donuts sind ja gerade schwer im Kommen:
    http://www.bz-berlin.de/berlin/dunkin-donuts-hat-in-berlin-insolvenz-angemeldet

    • nee, die kommen so in den gelben Sack, ist schließlich „Verpackung“. Gelbe Tonne ist eh bescheuert, da kommen sowohl Kartonagen als auch Zellophan, Medikamenten-Pappschachteln (ist sogar n grüner Punkt drauf), Shampooflaschen etc. rein.

    • Vermutlich ist das regional unterschiedlich, aber bei uns (Nürnberg) dürfen Pappverpackungen nicht in den gelben Sack / die gelbe Tonne (unabhängig vom grünen Punkt) sondern müssen über die Papiertonne entsorgt werden.

  • „Roll out“ fürs „Roll in“! Haaaaaaaah! Der war so platt, den konnte ich mir nicht verkneifen, sorry. Oh, nee, der hier ist vielleicht noch besser: „Roll out“ fürs „Banderol-in-g“. Gott, ich bin heute wieder eine Granate!

  • Wieso muss man Bananen eigentlich verpacken? Sind die das nicht von Natur aus?

    (Und ja, ich möchte mir manchmal nur eine oder zwei Bananen mitnehmen. Beim verpackten Zeugs geht das nicht.)

    • – man möchte nicht, dass die kunden an den bananen rumfummeln und sie so abreißen, dass womöglich eine andere banane beschädigt wird
      – es gibt einen preis pro verpackung; dann geht das scannen schneller (macht aldi vorwiegend)
      – um fair trade von normalen bananen zu unterscheiden (macht meist nen preislichen unterschied)
      – weil bananen meist eh in größeren einheiten gekauft werden (wie kartoffeln, zwiebeln, karotten….)

    • Die ersten 3 Punkte nutzen lediglich dem Verkäufer – zum Schaden des Kunden. Punkt 4 ist falsch: Gerade Zwiebel- und Kartoffelverpackungen sind in manchen Läden so überdimensioniert, dass ich dort nicht mehr einkaufe.

  • Ich weiß, ich kommentiere meistens nur, um zu loben, und das ist inhaltlich vielleicht nicht allzu konstruktiv. Sorry!

    Dennoch: Einfach nur Applaus! Für die Idee, für die Umsetzung und für das dahinterstehende Ethos!

  • Ich hab seit Jahren immer 2 kleine blaue IKEA Taschen in meiner Umhängetasche, die man nicht nur zum einkaufen nutzen kann sondern auch dann wenn man mal eben was transportieren will.

    Diese Rewe-Dauertaschen hatte Ich auch mal, die halten aber „höchstens“ ein Jahr.

    Diese Papiertüten sind schrott.

    Ich weiss noch als Ich mal durch die halbe Stadt gerannt bin um eine Plastiktüte zu ergattern um mein Mittagessen auslaufsicher is Büro zu bringen! Was für eine Odyssee!

    Grüße aus Dresden

    Philipp

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