Ende der vergangenen Woche ist der Kochboxenanbieter Hello Fresh an die Börse gegangen (siehe Exciting Commerce) und fühlte sich bislang nur kurz ganz wohl da. Geschäftsführer Dominik Richter hatte sich in der Vorwoche noch zuversichtlich geäußert, dass man die Zahl der Abonnenten zukünftig steigern könne:
„Wir schätzen das Risiko, dass es bei uns ähnlich wie bei anderen läuft, als relativ gering ein.“
Das ist eine Anspielung auf den amerikanischen Wettbewerber Blue Apron, der nach dem Börsengang vor wenigen Monaten erheblich unter Druck geraten ist – zwischenzeitlich auch, weil Universalangstgegner Amazon eigene „Meal Kits“ angekündigt hat. In bestimmten Liefergebieten sind die für amerikanische Abonnenten des Amazon-Lebensmittel-Lieferdiensts Fresh bereits verfügbar.
In Deutschland gibt es ein vergleichbares Angebot noch nicht.
Weniger Komplexität, mehr Handel: GEBOS und die Cloud, die mitdenkt

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Bislang arbeitet Amazon in Berlin, München und Hamburg allerdings mit den Rezeptset-Pionieren von Kochhaus zusammen, die ihre Kochtüten nicht nur in den eigenen Läden verkauften, sondern auch über den Schnelllieferdienst Prime Now und seit dem Frühjahr auch als einer von mehreren „Lieblingsläden“ über Amazon Fresh (siehe Supermarktblog). Auch im an diesem Mittwoch frisch dazu gekommenen Fresh-Liefergebiet München ist Kochhaus mit von der Partie.
Dafür ist das Unternehmen in Berlin vor kurzem aus der Liste der „Lieblingsläden“ verschwunden. Aktuell sind dort über Fresh keine Kochhaus-Rezeptsets lieferbar.
Bei Prime Now hingegen läuft alles wie immer:
Der Stopp sei aus „logistischen“ Gründen erfolgt, heißt es bei Kochhaus auf Anfrage etwas nebulös. Wahrscheinlich in der kommenden Woche sei man wieder als einer der Berliner „Liebelingsläden“ online.
Ziemlich zeitgleich tauchte vergangene Woche in der Amazon-Smartphone-App eine neue prominent platzierte Fresh-Kategorie auf:
„Zuhause kochen – Alle Zutaten perfekt portioniert“
Der Klick darauf führte ins Leere bzw. zur (leeren) Menüauswahl „München Kochhaus“/„Frische Fertiggerichte“. Kurze Zeit später war der Verweis wieder verschwunden.
Entweder basteln die Amazon-App-Techniker wahnsinnig gerne Kategorienbildchen in ihrer Freizeit und haben sich da aus Versehen verklickt.
Oder Amazon arbeitet daran, Rezeptsets auch in Deutschland als feste Fresh-Kategorie zu etablieren, in der dann Platz für unterschiedliche Anbieter wäre – so wie in den USA. Dort heißt die Kategorie „Meal kits – Cook something new“. Das verfügbare Sortiment ist abhängig vom Bestellort.
New Yorker Kunden können derzeit aus 13 (klassischen) Kochsets auswählen, die von den Partnern Tyson Tastemakers und Martha & Marley Spoon zugeliefert werden. Günstig ist das nicht: Für 15,99 Dollar gibt’s das „Yakisoba Noodle Stir Fry with Miso Ginger Pork Meal Kit“, das „Country Fried Steak and Gravy with Mashed Potatoes and Peas Meal Kit“ reißt ein Minus von 23,99 Dollar in die Haushaltskasse hungriger Selbstkocher (jeweils zwei Personen sollen dafür satt werden).
Wer am Amazon-Stammsitz in Seattle bestellt, hat eine etwas größere Auswahl: Dort liefert der Konzern zusätzlich besagte Meal Kits unter eigenem Namen (in denselben Preisklassen): „Steak au Poivre with Parmesan Fries & Snap Peas“, „Ricotta Meatballs with Rigatoni & Arugula“, „Kung Pao Chicken with Cashews & Gai Lan“ usw. So sieht das aus:
In der Produktbeschreibung wirbt Amazon.com mit dem Versprechen:
„We do the Prep. You be the chef.“
Screenshot: amazon.com/Smb
Eine ähnliche Vielfalt würde auch im deutschen Fresh-Sortiment Sinn ergeben, zumal man eine Eigenmarken-Variante idealerweise gleich beim Partner Kochhaus in Produktionsauftrag geben könnte, um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen: solche, die’s lieber einfach mögen, mit Amazon-Kits; und alle, die sich beim Kochen von etwas ausgefalleneren Zutaten inspirieren lassen wollen, mit Kochhaus-Rezepten.
„Ausgesprochen produktiv und spannend“
Auf Anfrage erklärt Kochhaus-Sprecherin Friederike Klasen, aktuell arbeite man mit Amazon ausschließlich auf Handelsseite zusammen. Über eine weitergehende Kooperation wolle sie nicht spekulieren.
In Interviews äußerte sich Kochhaus-Gründer Ramin Goo zuletzt allerdings geradezu überschwänglich zur Partnerschaft, unter anderem gegenüber Internetworld Business:
„In der Zusammenarbeit mit Amazon treffen zwei ganz unterschiedliche Unternehmen aufeinander, was für uns ausgesprochen produktiv und spannend ist – zum Beispiel, wenn es darum geht, neue Strukturen für die Anforderungen von Amazon aufzubauen.“
„Amazon bietet uns die Möglichkeit, ganz neue Kunden zu erreichen.“
Und bei NGIN Food:
„Besonders von Amazon versprechen wir uns ein großes Wachstum.“
Rezeptsets für jeden Geschmack
Aus Kochhaus-Sicht ist die Zusammenarbeit natürlich auch deshalb so wertvoll, weil es sonst arg schwierig wäre, auf Dauer gegen einen Konkurrenten wie Hello Fresh zu bestehen, der über ganz andere finanzielle Ressourcen verfügt – und keine dauerhaften Mieten für stationäre Läden zahlen muss. (Nochmal weitergedacht wären die Läden von Kochhaus natürlich auch für Amazon interessant, um von dort aus die eigenen Dienste anzubieten.)
Deshalb muss Hello Fresh freilich noch lange nicht zittern; innerhalb des Fresh-Sortiments wären die Sets (wie bislang) nur für einen sehr eingeschränkten Großstadt-Kundenkreis verfügbar.
Unter Umständen könnte Amazon sogar dabei behilflich sein, Kochsets bei bestimmten Kundengruppen als feste Alternative zum Selbsteinkaufen im Supermarkt bzw. Auswärtsessen zu etablieren.
Titel-Illustration [M]: amazon.de/Smb
Korrektur, 8.11.: In der ursprünglichen Textversion hieß es, Hello Fresh fühle sich an der Börse bislang ganz wohl. Das war – Quatsch.
Nachtrag, 9.11.: Internetworld Business weist darauf hin, dass Amazon beim Deutschen Patent- und Markenamt kürzlich die Marke „Dinner for 2 in 30 Minutes“ registriert hat. Dazu ist übrigens kürzlich „We prep. You cook.“ gekommen.
- Auf der Preis-Achterbahn: Amazon Fresh in der Halbjahresbilanz
- Warum der Börsenerfolg von Hello Fresh auch an der Supermarktkasse entschieden wird
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