City-Supermärkte (2): Der Alnatura Express nach Snackingen steht jetzt einkaufsbereit in Leipzig Hbf

City-Supermärkte (2): Der Alnatura Express nach Snackingen steht jetzt einkaufsbereit in Leipzig Hbf

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Auch Bio-Befürworter wollen zeitsparend einkaufen, anstatt sich zwischen Regionallieferanten-Schmuckporträts zu verbummeln? In Leipzig hat Alnatura dafür die Lösung parat.

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Um die Einfahrt seines ersten Superbiomarkts im Leipziger Hauptbahnhof anzukündigen, hat Alnatura im Frühjahr dieses Jahres einen improvisierten Minisuperbiomarkt im Leipziger Hauptbahnhof eröffnet: zwei schrägstehende Regalreihen, zwei Aktionsartikelkörbe, eine Kaffeemaschine. Direkt in der Fußgängerpassage, zum schonmal Drangewöhnen.

Auf den Bannern in der einkaufszentrumgewordenen Haupthalle ging die Werbung für den neuen Laden dann  ein bisschen unter, weil auch Burger- und Kaffeeketten daneben sich in sympathisches Grün tunkten.

Und selbst mit Ortsangabe muss man ein bisschen suchen, um die im April eröffnete reguläre Filiale im seitlichen Erdgeschoss zwischen Esprit und Rossmann zu finden.

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Aber das lohnt sich: Nicht nur, weil Alnatura für seinen (erstaunlich späten) Leipzig-Auftakt und die Premiere seines „Express“-Formats mal keine gemütliche Stadtteillage bezogen hat – und stattdessen mitten im Bahnhofsrummel auftaucht. Sondern auch, weil der Laden zeigt, dass sich der Biofachhandel nicht hinter der konventionellen Konkurrenz verstecken braucht, wenn es um die Konstruktion praktischer Stadtsupermärkte geht.

Nächster Halt: Servicetheke

Gerade mal 385 Quadratmeter sind dafür in Leipzig-Hauptbahnhof Platz (rund 160 weniger als bei Alnataura sonst im Schnitt). Und um das Beste draus zu machen, hat der hessische Händler kurzerhand das rausgeworfen, was wirklich niemand mehr braucht, der auf dem Weg schnell noch ein paar Besorgungen machen möchte: klobige Kassen mit Förderbändern (wie Budni in Berlin).

Stattdessen empfängt der Markt seine Kunden am fusionierten Ein- und Ausgang mit einer großzügigen Multifunktionstheke, die meherere Kunststücke auf einmal antrainiert bekommen hat: Bistro-Küche, Café-Ausgabe, Kassentresen, Aufbackzentrale.

Das hat den Vorteil, dass Mitarbeiter dort mehrere Tätigkeiten erledigen können, ohne ständig quer durch den Laden eilen zu müssen: Wenn gerade Kundschaft ansteht, wird abkassiert und Kaffee gebrüht; ist nicht so viel los, werden Brötchen in den großen Ofen geschoben oder neue Snacks vorbereitet.

Auf der gegenüberliegenden Seite hat der Händler eine Vitaminwand installiert, die so manchen regulären Supermarkt erblassen ließe. Weißkohl, Kürbis, Brokkoli, Aubergine, Granatapfel, Papaya? Alles da.

Nächster Halt: Snackingen

Seine eigentliche Stärke spielt der Laden aber dazwischen aus: In zwei gläsernen Niederflur-Kühlhippos,  dekoriert mit Kräutertöpfen, wartet eine Sofortessen-Auswahl in Bio-Qualität, bei der die wenige Meter um die Ecke gelegene Rewe-to-go-Filiale erblassen muss.

Trinkjoghurt und Kefir, Salami und Seitan-Snackriegel, Guacamole und Antipasti, Sushi und Salate, Kimchi und Onigri, frisch geschnittenes Obst und Säfte, Smoothies zum Fertigmixenlassen – dazu Besteck aus Holz, nicht aus Plastik. Wer hier einmal durch ist, steigt gewiss nicht mehr hungrig in den nächsten Zug.

Erst recht nicht, wenn er sich aus dem Bio-Brötchenknast schräg gegenüber (wenn ich mich recht entsinne: eine SB-Premiere für Alnatura) ein Brötchen oder ein frisch gebackenes Croissant herausgeangelt hat.

Abgetrennt wird der vielleicht 100 Quadratmeter umfassende Marktteil für Bio-affine Sofortesser mit Kaltgetränken: Die Kühlregalreihe hält außer Limonaden und „Infused Water“ auch Bier und Sekt bereit.

Und das würde schon reichen, um allen Umsteigern den Laden als Anlaufstelle für den kleinen Zwischendurchhunger zu empfehlen; aber dann versteckt sich auf den übrigen Quadratmetern dahinter tatsächlich noch ein kompletter Bio-Supermarkt.

Nächster Halt: Bio City

Durch besondere Schönheit zeichnen sich die Regalreihen im typischen Alnatura-Design zwar nicht aus; aber der Versuch, dort ein Bio-Sortiment mit fast 6.000 Artikeln unterzubringen ohne Kunden in die Klaustrophobie zu treiben, darf durchaus als gelungen bezeichnet werden. (Zumal auch an Kleinigkeiten gedacht wurde: z.B. Einkaufskörbe am hinteren Ladenende.)

Für ein Deko-Weinfässchen als Hingucker, die erprobte Korbbeschüttung mit Aktionsartikeln und ein Regal mit Produkten „Aus der Region“ – (ganz hervorragend schmeckende) lokale Saftmarmelade, Honig, Senf, Rapsöl, Bier und Corned Beef – war auch noch ausreichend Platz.

7,50 Euro sollen Kunden im Schnitt pro Einkauf ausgeben, hat Stefan Mayer, Alnatura-Bereichsleiter Vertrieb Filialen, der Fachpresse verraten; und das ist – angesichts der Auswahl – durchaus realistisch, sofern nicht die Hälfte der Kundschaft direkt wieder zum Zug muss. Schließlich ist durch frisches Gemüse und Backwaren in Selbstbedienung („aus regionalen Biobetrieben“) auch die Abendessen-Vorsorge kein Problem.

Verzögerungen im Betriebsablauf

Ein paar Schwachstellen gibt’s dann aber doch:

  • Wenn der Laden richtig voll ist und in der Schlange vor der eilig zahlen wollenden Pendlerschaft diverse Kunden Sonderwünsche anmelden oder Smoothies in der (SEHR LAUT ARBEITENDEN) Maschine gemixt kriegen, kommt’s an der Servicetheke ziemlich schnell zu ungeplanten Verzögerungen im Betriebsablauf – und nervösen Schlangestehern. (Zwei zusätzliche Mini-SB-Kassen wie bei Spar enjoy in Wien wären dafür die perfekte Lösung gewesen.)
  • Und es mag ja sein, dass das „Express“-Label Schnelligkeit suggeriert; dass ein Markt mit diesem Namen aber zugleich ein fast vollständiges Bio-Sortiment anbietet, dürften wohl die wenigsten Kunden erwarten – und deshalb gar nicht erst für den regulären Einkauf vorbeikommen. Dadurch beschränkt sich Alnatura unnötig selbst.

Endstation, bitte aussteigen!

Dabei empfiehlt sich die in Leipzig erprobte Kompaktheit, die gut zum Alnatura-Grundkonzept passt, durchaus dafür, auch anderswo  – ähm: zum Zug zu kommen. Weil das der Handelskette die Möglichkeit gäbe, sich mit neuen Sortimentsbausteinen sowie dem Service-Allzwecktresen – fürs Belegen, Bestellen, Bezahlen – stärker von anderen Bio-Fachmarktkonzepten abzuheben.

Weil am Ende auch Bio-Befürworter zackig einkaufen wollen, ohne sich jedes Mal zwischen Regionallieferanten-Schmuckporträts verbummeln zu müssen.

Fotos: Supermarktblog


Supermärkte müssen flexibel sein, um kleinere Flächen in der Stadt zu belegen. Das Supermarktblog stellt eine Auswahl interessanter Läden vor.

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4 Kommentare
  • Ich kann Bio absolut nichts abgewinnen und halte es für eine riesige Geldabzockindustrie. ABER: So ansprechend und einladend, wie der Laden auf den Fotos aussieht, würde ich ihm auf jeden Fall einen Besuch abstatten und sicher auch etwas Geld dort lassen. Wirklich toll gemacht und weitestgehend gut durchdacht.

  • So toll gefüllte Regale, sauber und akkurat vorgezogen, wird es wohl nur in den paar Minuten vor der Eröffnung ausgesehen haben. Im normalen Betrieb läßt sich das gar nicht umsetzen.

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