Falls Sie sich als regelmäßige Nutzerin bzw. regelmäßiger Nutzer bislang noch nicht von Amazons Schnelllieferdienst Prime Now verabschiedet haben, wäre jetzt eine gute Zeit dafür. Bereits Mitte Februar forderte der Allesversender seine Kund:innen höflich dazu auf, doch zum Schwesterangebot Fresh auf die Amazon-Hauptseite bzw. in die reguläre Amazon-App zu wechseln (siehe Supermarktblog).
Inzwischen erfolgt diese Aufforderung sehr viel nachdrücklicher – was weiter darauf hindeutet, dass die Tage von Prime Now gezählt sein dürften.
Einzelne Nutzer:innen berichten, dass die Prime-Now-App beim Start eine Aktualisierung von ihnen verlangt, die dann in Googles Play Store aber für das betroffene Smartphone-Model nicht mehr zur Verfügung steht.
Auf Geräten, mit denen Prime Now noch funktioniert, wird zum Start ein Pop-up mit der Aufforderung eingeblendet:
„WICHTIGE INFORMATION! Wechseln Sie zur Amazon-App“
Und die im Browser aufrufbare Prime-Now-Startseite sieht aktuell aus wie ein einziges riesiges Warnschild, das Kund:innen dazu anhält, sich doch jetzt gefälligst endlich umzuorientieren (ohne einfach konkret dazu zu sagen, dass Prime Now langfristig abgestellt werden dürfte):
- Ein riesiges blaues Banner ermahnt über die ganze Seitenbreite: „Jetzt Amazon Fresh auf Amazon.de einkaufen“
- Darüber heißt es: „Weitere Lieferfenster sind bei Amazon.de/Fresh verfügbar. Jetzt testen.“
- Und über den Produktboxen auf der Startseite, die den Erwerb von veganen Produkten, Spargel, „Elektronik-Topsellern“ und der „neuen Pizza-Gönnung“ empfehlen, steht in hellblauen Balken: „Jetzt bei Amazon Fresh entdecken“, „Jetzt bei Amazon Fresh sparen“, „Jetzt bei Amazon Fresh bestellen“, „Jetzt bei Amazon Fresh verfügbar“.
Okay, ich glaube, wir haben’s verstanden: Amazon Fresh ist künftig der place to shop, um sich mit frischen Lebensmitteln und Ersatzladekabeln beliefern zu lassen.
Erstaunlich ist bloß, wie sehr Amazon seine regelmäßigen Kund:innen mit dieser nun schon mehrere Monate dauernden Umstellung nervt und gängelt, anstatt den Schalter umzulegen und klipp und klar zu sagen, was künftig Sache ist. Dazu kommt, dass Kund:innen, die von Prime Now zu Fresh wechseln, ihre Einkäufe nach der Zustellung von Lieferant:innen neuerdings aus blauen Prime-Now-Kühltaschen gehoben und in blauen Papiertüten mit Prime-Now-Logo überreicht bekommen.
Was wirklich gar keinen Sinn ergibt – außer natürlich, dass die noch schnell wegmüssen, und sich Amazon den vermutlich lukrativen Werbedeal mit Disney nicht entgehen lassen wollte, das gerade auf den Prime-Now-Tüten für die Erweiterung seines Streaming-Angebots Disney+ wirbt.
Obst und Gemüse kommt übrigens schon jetzt in einfachen braunen Prime-Tüten. Die auch der neue Standard sein dürften, sobald Prime – wie in den USA – als Dachmarke für die zügige Lieferung von Lebensmitteln etabliert wird („Fast grocery pickup or delivery“).
Währenddessen ist Amazons Prime-Now-Partnerschaft mit Tegut im Großraum Frankfurt (siehe Supermarktblog) weiter offline, weil die Konsequenzen des Hacker-Angriffs auf die Fuldaer Supermarktkette auch nach fast drei Wochen offensichtlich nachwirken. (Vor wenigen Tagen hieß es, man sei „auf einem guten Weg zurück zur Normalität“.)
Und mal abgesehen davon, dass sich Fresh hierzulande in den vergangenen Monaten massiv verschlechtert hat, was Warenverfügbarkeit und Transportzuverlässigkeit angeht, ist dieses ganze Markentausch-Chaos, das Amazon da gerade veranstaltet, wahnsinnig nervig, unprofessionell – und eine Einladung an die bisherige Kundschaft, doch mal einen der zahlreichen anderen Lebensmittel-Lieferdienste auszuprobieren, die in den Großstädten derzeit aufploppen (siehe Supermarktblog).
Mit seinem Lieferschlamassel sieht Amazon dagegen aktuell nicht besonders gut aus. Es wird allerhöchste Zeit, dass man sich in München überlegt, wie man das endlich auf die Reihe kriegt. Sonst merkt selbst die treue Prime-Gefolgschaft irgendwann, dass Lebensmittel geliefert zu kriegen gar nicht so kompliziert sein muss, wie es der einstige Angstgegner der Branche derzeit macht.
Mehr zu Amazons Lebensmittel-Strategie in Europa steht in diesem Blogeintrag.
Ich bin seit Jahren Fresh-Kunde, und finde auch, dass der Service nachgelassen hat. Los ging es mit dem Coronachaos: Über WOCHEN habe ich in Hamburg keine Lieferfenster mehr bekommen – musste aber trotzdem die Gebühren zahlen, bis ich letztendlich gekündigt habe. Irgendwann ging es dann weiter – aber seither gibt es die Lieferfenster nur noch drei Tage im Voraus, und die muss man auch sofort buchen, sonst sind sie wieder weg. Das Sortiment wackelt wie ein Kuhschwanz, manchmal sind Produkte über mehrere Wochen einfach nicht erhältlich. Inzwischen ist bei mir bei fast jeder Bestellung irgendwas auch nach Bestellung nicht mehr lieferbar, was früher nie vorkam. Seit einer Shop-Umstellung vor ein paar Monaten kann man einmal bestellte Artikel nicht mehr aus der Bestellung löschen. Mit 80 Euro ist der Mindestbestellwert für kostenfreie Lieferungen inzwischen ganz schön heftig. Und die „neuen“ PrimeNow-Tüten sind von relativ schlechter Qualität, und total unförmig, mit den alten Fresh-Tüten konnte man noch was anfangen! Schade irgendwie. Ich mochte Fresh früher, inzwischen ist es irgendwie nur noch ein notwendiges Übel – weil man immerhin mehr und günstiger Lieferungen kriegt, als von REWE.
Weitgehend Zustimmung, und dass man Artikel nicht mehr löschen kann, ist mir auch aufgefallen. Aber Lieferfenster sind hier in Berlin kein Problem, schon länger nicht: Jetzt gerade zum Beispiel fast durchgängig freie Slots, heute Abend, morgen, übermorgen, über-übermorgen.