Und wo gehen Sie mittags essen? In der Kantine, wenn’s sein muss? Beim Schnellchinesen um die Ecke, einmal schön Ente mit extra Glutamat obendrauf? Doch nicht etwa beim Burgerladen? Deutschlands zweitgrößte Handelskette Rewe hätte da ab sofort noch eine Alternative zu bieten: Für Berufstätige, die als Selbststullenschmierer bisher gnadenlos versagt haben, hat am Dienstagmorgen in Köln die erste Filiale „Rewe to Go“ eröffnet, eine Mischung aus Mini-Supermarkt und Selbstversorgeranlaufstelle, die sich als Fastfood- und Imbiss-Alternative etablieren soll.
Neu ist das Konzept nicht – zumindest nicht für Großbritannien-Urlauber, die es gewohnt sind, sich in den Filialen von Tesco Express oder Sainsbury’s Local selbst mit frisch zubereiteten Häppchen einzudecken.
Für deutsche Verhältnisse ist die Neueröffnung allerdings wegweisend, weil Rewe, wenn sich das Experiment in Köln durchsetzt, auch in anderen Großstädten solche „Convenience“-Läden eröffnen will. In Frage kämen „hoch frequentierte Standorte wie Einkaufs- und Geschäftsstraßen, Bahnhöfe, U-Bahn-Stationen, Einkaufszentren oder Flughäfen“.
Das Konzept ist denkbar einfach: Statt der gewohnten Produktvielfalt im normalen Supermarkt, beschränkt sich „Rewe to Go“ auf Produkte, die gar nicht erst den heimischen Kühlschrank erreichen sollen. Sondern von den Käufern am besten sofort gefuttert werden.
130 Quadratmeter hat das Unternehmen in der Kölner Schildergasse / Ecke Hohe Straße dafür angemietet und mit einem leuchtend grünen Logo versehen. Zu kaufen geben soll es vor allem Salate, frisch geschnittenes Obst, Sandwiches, Brötchen, Süßigkeiten und Getränke – eben alles, was für die schnelle Mittagspause in Frage kommt. Damit muss sich Rewe allerdings nicht nur gegen Imbissketten, sondern auch gegen Bäckereien und Café-Ketten behaupten, wie es sie in den Stadtzentren zuhauf gibt. Und das geht vermutlich zunächst einmal über den Preis.
Cappuccino und Latte Macchiato werden zum Kampfpreis von einem Euro angeboten. Und wer bei Starbucks schon mal drei Euro für ein läppisch belegtes Käsebrötchen mit trauriger Salatgarnitur ausgegeben hat, überlegt sich künftig vielleicht zweimal, ob er nicht doch lieber auf die günstigere Sandwichalternative aus dem Mini-Markt zurückgreift. Dabei will Rewe nicht nur Mittagesser in den Laden holen: Der Testshop in Köln ist von 7 bis 22 Uhr geöffnet und soll mit sechs „Expresskassen“ vor allem dafür sorgen, dass die hungrigen Kunden nicht ewig in der Schlange stehen, sondern mit der erbeuteten Mahlzeit schnell weiterziehen können. Wer ein bisschen mehr Zeit mitbringt, darf sich Fertiggerichte in der ladeneigenen Microwelle aufwärmen – wobei das fast schon wieder Kantinenflair hat.
Rewe ist die erste deutsche Handelskette, die sich mit einem solchen Ladenkonzept aus der Deckung wagt, vor allem, um neue Kundengruppen zu gewinnen. „Rewe to Go“ ist die endgültige Umkehrung des früheren Prinzips, Supermärkte aus teuren Innenstadtlagen ganz auf die grüne Wiese zu verlegen, wo die Kunden einmal in der Woche mit dem Auto anfahren, um den Großeinkauf zu erledigen.
In Großbritannien haben die Händler schon vor Jahren gemerkt, dass sich genauso gutes Geld verdienen lässt, wenn sie mit kleinerem Angebot in der Stadt vor allem Kunden in den Laden holen, die zum Beispiel nach der Arbeit auf dem Weg zur U-Bahn noch ein paar Zutaten fürs Abendessen besorgen möchten und bereit sind, höhere Preise als beim Wocheneinkauf in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür keine Umwege fahren müssen. Als Nahversorger-Supermarkt hat Rewe dafür in Deutschland bereits die „Rewe City“-Märkte aufgebaut (gerade erst den neu eröffneten Laden direkt an der Berliner Friedrichstraße). Das neue Konzept setzt jetzt noch stärker auf Sofortesser.
Was genau der erste „Rewe to Go“ zu bieten hat, ob die Kaffeemaschine überhaupt funktioniert und inwiefern die Sandwiches tatsächlich mittagessentauglich sind, steht im Laufe der Woche an dieser Stelle – denn natürlich hat sich das Supermarktblog die Neueröffnung in Köln nicht entgehen lassen.
Foto: Rewe
So mal aus heutiger Sicht betrachtet: Was wurde denn aus diesem Experiment? Bis heute habe einen solchen Rewe noch nirgendwo gesehen…
Bzw.: Wenn ich raten soll, hat Rewe einfach generell auf mehr innenstädtische Expansion gesetzt und das Convenience-Konzept einfach als Salatbar und heiße Theke in alle Märkte integriert, oder?