Wieviel Geduld würden Sie mitbringen, um einen in Honig-Dill-Fertigsoße ertränkten Lachs, „limitierte“ Brotaufstriche mit Comic-Faultier auf der Packung und einen Frischkäse mit Erdbeergeschmack zu probieren? Hoffentlich eine ganze Menge.
Falls nicht, kommt ein Abo des Lebensmittelprobier-Diensts Brandnooz für Sie eher nicht in Frage. Vor einigen Monaten kündigten die beiden Gründer des Hamburger Start-ups an, im Herbst erstmals eine Box mit gekühlten Produkten verschicken zu wollen. In der vergangenen Woche war’s soweit. Dem Unternehmen zufolge wurden rund 5000 Haushalte beliefert. In der Pressemitteilung (pdf) heißt es:
„Damit führt Brandnooz die bisher größte einmalige Versandaktion mit konstanter Kühlkette in Deutschland durch.“
Und weil so eine Kühlkette einen gewissen Planungsvorlauf braucht, vor allem wenn sie vom Dumpingpaketdienst Hermes eingehalten werden soll, wurden die Abonnenten bereits Mitte Oktober dazu aufgefordert, sich einen Termin auszusuchen, an dem ihnen das Paket ganz sicher zugestellt werden kann. Denn:
„Da das Paket gekühlt ist und die Produkte direkt in den Kühlschrank müssen, kann Hermes diesmal nur einen Zustellversuch unternehmen. Bei Abwesenheit ist eine zweite Zustellung kostenpflichtig (9,99 Euro) und erfolgt nur auf Wunsch.“
„Termin“ bedeutete in diesem Fall: ein Zeitfenster von 48 Stunden. Das Abonnement für einen Monat auszusetzen, um sich die Versandenttäuschung von vornherein zu ersparen, war nicht möglich. Die Box könne auch an einen Hermes-Shop geliefert werden, erklärte Brandnooz – aber nur „wenn die Box am selbigen Tag abgeholt wird“. Sollte das Paket zwei Tage nach Versand nicht angekommen und ausgepackt sein, müssten die Produkte weggeschmissen werden, weil die Kühlung dann nicht mehr ausreiche.
Anfang vergangener Woche folgte die Zuhausebleiberinnerung per Mail: Die Box werde morgen eintreffen. Vielleicht auch übermorgen. Mal sehen.
Damit hat Brandnooz nicht nur die größte einmalige Versandaktion gekühlter Lebensmittel gewuppt – sondern auch anschaulich bewiesen, wie der Online-Versand von Lebensmitteln auf keinen Fall funktionieren kann.
Nämlich über einen Versandpartner, der auch nicht so genau weiß, wann er die Lieferung hinkriegt, weil der Empfänger die bereits im Voraus bezahlten Produkte vielleicht gar nicht erhält oder gleich in die Tonne entsorgen kann. (In diesem Fall liegt das natürlich auch daran, dass keine zusätzlichen Versandkosten erhoben wurden; sonst hätte Brandnooz ja auch einen richtigen Paketdienst engagieren können. Das hätte sich aber wohl kaum rentiert.)
Das eigentliche Problem der „Coolbox“, einem mit dicken Aluwänden versehenen Pappkarton und in Plastikpads verschweißtem Eis, ist aber – der Inhalt.
Warum so viele Produkte in der Box stecken, die gar nicht wirklich „neu“ sind, stand ja bereits im Supermarktblog. Aber um eine mit Luft aufgeschlagene Margarine zu probieren, die es schon seit zehn Monaten im Supermarkt zu kaufen gibt, Kefirdrinks, die bereits seit April erhältlich sind, und diverse Aufstriche, die so ähnlich auch schon in ziemlich vielen Kühlregalen zu finden sind, lohnt sich der ganze Aufwand nun wirklich gar nicht.
(Außerdem steht hier aus den Boxen der vergangenen Monate noch haufenweise Microwellenpopcorn, Fertigreis, klebrig-süße Fassbrause, Nudeltopfkonserven und glücklich machende Obstpüreedrinks aus den Laboren der Lebensmittelindustrie rum, die weg müssen.)
Foto: Supermarktblog
Ist das der aus „Frauentausch“ berüchtigte Erdbeerkäse? Der mit den vielen gesunden Vitaminen drin? 😀
Und danke für die erneute Warnung: ich wüßte zwar ohnehin nicht, warum ich regelmäßig Geld dafür zahlen sollte, eine Wundertüte mit den neuesten Seveso-Unfällen der Lebensmittelindustrie zugeschickt zu bekommen. Aber nach der Schilderung dieser Aktion würde ich noch nicht einmal mehr bei Brandnooz Mitglied werden, wenn ich Geld dafür bekäme…
Ich sehe offensichtlich viel zu wenig „Frauentausch“.
Ich finde es bedenklich, dass Brandnooz selbst sagt, dass die Lebensmittel dann weggeworfen werden müssten. Was ist denn das für ein Umgang mit Essen? Zumal ich es grundsätzlich für Öko-Schwachsinn halte, Kartons mit Alufolie und Kühlpads vollzustopfen, um Fisch und Käse durch die Gegend zu schicken. @Peer: Hast Du etwa schon die ganzen Pulmolls geschafft? Respekt! Wir nennen den Schrank mit den Brandnooz-Produkten schon „Giftschrank“, weils keiner Essen mag … 😉
Liebe Kerstin, das ist schon richtig: Wenn die Kühlkette unterbrochen wird, ist ja nicht mehr sichergestellt, dass der Käse das übersteht. (Was dann bereits am Geruch zu erkennen sein dürfte.) Und die Pulmolls wären noch komplett übrig, weil Halsbonbons im Sommer eh nicht so mein Ding sind.
Interessanter Irrsinn, dass über Hermes zu versuchen!
Die beiden Online-Versender der grossen Schweizer Detail-Händler Migros („leshop.ch“) und coop („coop at home“) liefern beide auch Kühlartikel (und sogar Tiefkühlprodukte) aus.
Das funktioniert nach meiner persönlichen Endkundenerfahrung aus ganz einfachen Gründen:
– Ich kann die Lieferzeit auswählen (bei leshop in 3-stündigen Zeitfenstern, etwa 17-20 Uhr, oder Samstag 9-12 Uhr, bei coop sogar stundengenau).
– Die Lieferung kommt von einem eigenen Kurierdienst des Shops, der dann halt nicht komplett Schweiz-weit versendet, sondern nur in ausgewählten Städten.
– Die Kühlprodukte kommen in einer dicken Alutüte mit einer mit Eis gefüllten Plastikflasche als Kühlakku. Diese Tüten werden beim nächsten Mal wieder mitgenommen (Pfand!) und wiederverwendet.
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