1. Der To-Go-Truck
Wenn die Kunden nicht zum To-Go-Essen in den Laden kommen, muss das To-Go-Essen eben aus dem Laden zu den Kunden kommen. Muss sich Penny gedacht haben und hat seiner Sofortessen-Eigenmarke „penny to go“ einen kleinen Roadtrip spendiert. Der führte die ausführlich bezuckerten Knatschwaren auf den Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs, wo die Passanten das Mittagessen in dem mintgrünen Ausgabefahrzeug ausführlich ignorieren konnten.
Das mag auch daran gelegen haben, dass von den beworbenen „frischen Snacks für schnelle Genießer“ auf dem Aufsteller quasi nichts anderes zu sehen war als deren Verpackung – was ungefähr so clever ist, wie wenn eine beliebige Fastfood-Schleuder ihre pappigen Burger auf der Menükarte in der verschlossenen Pappschachtel abbilden würde. Immerhin besteht so die Chance, dass sich die Frankfurter erinnern, wenn sie demnächst bei Penny am To-Go-Regal vorbeilaufen: Hey, das sind doch die Verpackungen mit den Sachen, die ich neulich schon nicht gekauft habe!
Danke an Supermarktblog-Leser S. für die Fotos!
2. Der begehbare Kühlschrank
Die Supermarktbranche ist gespalten: Die eine Hälfte baut sich Glastüren vor die Kühltheken, um Energie zu sparen – die andere sagt, das ewige Tür-auf-Tür-zu spare überhaupt nix und nerve bloß die Kunden. Unser niederländischer Discount-Nachbar Dirk ist schon einen Schritt weiter und hat sich einfach für beides entschieden: Tür-auf-Tür-zu ist kein Problem – wenn die Kunden danach einfach komplett im Kühlschrank drinstehen.
3. Die fastgesunde Kasse
Süßwarenfrei kann ja jeder! Nach der behutsamen Einführung der Quengelfreiheit an (einzelnen) Kassen versuchte sich Lidl kürzlich am nächsten Level und positionierte Pappaufsteller vor dem Kassenband, auf denen zwei Comic-Kinder (die Vorbild-Nichtquengler „Max & Lena“) für die einsortierten Schalen mit Tomätchen, Minigürkchen, Karöttchen und Paprikächen warben.
Und vermutlich würden sich deutsche Krankenkassen jetzt schon darum reißen, wer Lidl für diese Erziehungsmaßnahme zuerst mit einem hässlichen Krankenkassenpreis auszeichnen darf – hätte der Discounter nicht einen schwerwiegenden Fehler begangen. Und direkt neben dem elternhohen Aufsteller mit Snack-Gemüse einen in Kinderhöhe geschoben, aus dem die Kleinen beim Anstehen tütenweise Kitkat-Sondereditionen rausbaggern können, während ihre Erziehungsberechtigten noch die gesunden Gürkchen in Augenschein nehmen.
Im Moment ihrer Erfindung war die Gesunde Kasse also sofort wieder gescheitert.
In Großbritannien hat Tesco übrigens kürzlich in einem Supermarkt die erste Kasse für Kunden eröffnet, die an Demenz erkrankt sind. Dort sind über dem Kassenband groß sämtliche Münzen mit deren Wert abgebildet und Mitarbeiter haben an Kursen für Demenzerkrankte teilgenommen, um zu verstehen, wie man den Kunden den Bezahlvorgang erleichtern kann.
Die Kasse soll auch von allen anderen (z.B. älteren) Kunden genutzt werden, die sich nicht stressen lassen wollen.
Introducing Tesco’s first dementia-friendly checkout. Our latest blog: https://t.co/pWkx4T8J4d pic.twitter.com/7BUdI8lcH7
— Tesco News (@TescoMedia) 16. Juli 2015
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Mehr zum Thema: 5 Gadgets, die Sie unbedingt haben müssen (wenn Sie ein Supermarkt sind)
Wo wir gerade bei Gadgets für Discounter sind: Hier in Rhein-Main bekommen die Aldi-Süd-Märkte derzeit neue Kartenlesegeräte mit Empfänger für kontaktloses Bezahlen spendiert. Angeblich soll man demnächst mit Kreditkarte bezahlen können (was bei manch einem Lidl hier schon geht).
Nicht nur angeblich.
Mit der kontaktlosen Karte zu bezahlen ist bei Aldi Nord übrigens ein wirkliches Erlebnis. Das führt zu Kommentaren von „das hab ich jetzt noch nie gemacht“ bis zu „die Karte wird nicht erkannt“ (weil das Gerät früher piepst als bei EC-mit-PIN-Zahlung). Aber schick, wenn’s funktioniert – spart Aldi und mir die Kleingeld-Sucherei.
„To go“ heißt anscheinend immer noch „zum weglaufen“ (pardon, steinalter Witz).
„Begehbarer Kühlschrank“:
Sah ich schon vor …. hm …. ca. 15 Jahren schon in einem Metro-Markt.
In einem Bio-Markt am Chiemsee gibt es übrigens eine abgetrennte, begehbare Gemüse-Obst-Abteilung mit Glastüren. Scheinbar besonders klimatisiert.
„Kasse für Demenzkranke“:
Würde ich vielleicht – obwohl ich weder dement noch uralt bin – auch nutzen. Diese (z.B.) Aldi Kassen ohne Warenauffangbereich nach dem Durchziehen nerven total. Gerade wenn man nicht nach „konservativer Hausfrauen-Manier“ (sorry für den Begriff) mit Einkaufswagen den WOcheneinkauf macht, sondern einfach schnell mal ein paar Produkte holt und die in der Hand tragen will. Dann muss man sich nach dem Kassieren / Bezahlen immer sputen, weil die oft schon den nächsten Kunden durchziehen… ich mache dann aber immer extra langsam *ggg*
Unser Geld-/Gewinngeilen Discounter mit ihrer „schnell weg nach dem Bezahlen, Kunde“ und „ja kein Platz an der Kasse für Komfort verschwenden“ Strategie (sprich: fehlendes Förderband & Sammelbereich nach der Kasse) sollten mal nach Frankreich schauen. Da wartet im Cora die Kassiererin in aller Seelenruhe, bis der Kunde seine Waren in die Plastiktüten gepackt hat und das Restgeld im Geldbeutel und dieser in der Tasche gelandet ist … bevor der nächste Kunde dran kommt. War zumindest mal vor 5-10 Jahren noch so dort…
Das mit der Seelenruhe in der Einpackzone geht freilich nur, wenn auch ausreichend Kassen geöffnet sind und sich so keine Schlangen bis an die Fleischtheke bilden. Ich wundere mich übrigens immer wieder, wie bei Aldi die Kassen wieder geschlossen werden, sobald der Kundenstrom nur ein kleines Bisschen nachläßt, um in der Regel fünf Minuten später wieder geöffnet zu werden, weil an der einzigen besetzten Kasse plötzlich 20 Kunden stehen. Aber in der Zeit muss die Kassierin wahrscheinlich drei Dutzend Kartons aufreißen oder wasweißichwas.
Begehbare Kühlschränke sind nun wahrlich keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Das hatte der divi (gaaaaaanz früher, so bis Anfang der 80er) schon. Derselbe Bau wurde dann später von Real übernommen (mit dem begehbaren Kühlschrank) und in diesem Jahrhundert dann zu einem Edeka/Marktkauf (ohne begehbaren Kühlschrank) umgebaut.
Nichtstressenlasskasse? Naja… Mich streßt es deutlich mehr, wenn die Leute vor mir sich im Schneckentempo bewegen und für ihre drei Teile wegzupacken und zu bezahlen eine gefühlte Viertelstunde brauchen. Gerade Frankreich hat mich in dieser Hinsicht mit der Seelenruhe der Kassierer/innen und dem damit einhergehenden Schneckentempo immer aus den Socken genervt.
Noch eben fix ein Teil holen kann dann nämlich locker eine gute halbe Stunde dauern bei einem Relation von Kundenaufkommen zu geöffneten Kassen, bei dem das hierzulande eine Sache von allerhöchstens zehn Minuten ist.
Aber ich bin ja auch ein fürchterlicher Effizienzhamster beim Einkaufen. (Jeden Gang einmal längs, alles einsacken, alles strategisch in der Reihenfolge aufs Kassenband packen, in der es hinterher in Taschen und Körbe wandert und „rückwärts“ bezahlen, sprich Kleingeld zuerst, so daß ich möglichst wenig Münzen rauskriege.) Das irritiert auch genug Leute.
Kein Demenzkranker wird sich an eine speziell für Demente aausgewiesene Kasse anstellen, da bei diesem Krankheitsbild natürlich i.d.R. jegliche Krankheitseinsicht fehlt. Wer um Himmels willen denkt sich so etwas aus?
Tesco in Kooperation mit der Inititaive „Dementia Friends“. War zuviel Arbeit, auf den Link zu klicken, um mehr zu erfahren bevor man den Besserwisserkommentar absetzt?
Ich sehe da weniger die Krankheitsseinsicht sondern eher die Scham als Hindernis für Kunden, eine solche Kasse zu nutzen. Wer geht freiwillig an eine Kasse über der quasi „Ich stehe hier an weil ich eine Krankheit habe“ prangt? Davon würden sich meiner Meinung nach auch nicht-demenzkranke Kunden abschrecken lassen weil Sie nicht als krank „abgestempelt“ werden möchten. Ich würde lieber die „normalen“ Kassen nutzen wenn ich betroffen wäre.
@Peer Schader
Eine ein bisschen zu patzig gereizte Antwort auf eine unter Umständen rhetorische Frage. Für mich war es jedenfalls gerade nicht zu viel Arbeit auf den Link zu klicken (und das folgende zu lesen), aber wirklich viel schlauer bin ich jetzt nicht, abgesehen davon, dass ich jetzt die abgebildeten Münzen gesehen habe, deren nicht maßstabsgetreue Größenverhältnisse vielleicht nicht unbedingt weiterhelfen. (Ich kann auch übrigens gut Englisch, eine Barriere, über die Sie auch nicht nachgedacht haben, nicht wahr?)
Neben vielen werbewirksamen Mitarbeiterin-des-Monats-Blasen steht da wenig zu dem, was man an dieser Kasse geändert hat und warum. Im Besonderen steht in dem Text nichts, das den naheliegenden und (bei einigen, aber nicht allen Arten der Demenz) begründeten Einwand aufgreift oder entkräftigt. Vielleicht wird es also beim Gadget bleiben, das mehr der Aufmerksamkeit für die „Dementia Friends“ und dem Image des Supermarktes hilft – was ja auch ein nicht von der Hand zu weisender Erfolg wäre.
Ich weiß gar nicht, wann Sie offizieller Patzigkeitsbewerter für dieses Blog geworden sind, andererseits kennen Sie sich ja auch ganz gut damit aus.
Ich bin nicht Ihr offizieller Patzigkeitsbewerter. Ich habe aber eine Meinung dazu, wie Sie hier manchmal Leute abkanzeln. (Das dürfen Sie zweifelsohne, denn es ist Ihr Revier.) Und ich sehe qualitativ einen Unterschied zwischen kommissarzufall, der ein valides Argument etwas grob vorträgt, und jemandem, der Arbeitnehmerrechte als „Rotz“ bezeichnet.
Und Sie glauben, dass gebe Ihnen das Recht, mit der Patzigkeit auf solche Kommentatoren zu antworten, für die Sie mich ermahnen wollen. Darauf kann ich verzichten, danke.
Das Verwenden des Wortes „patzig“ als an sich patzige Ermahnung zu kennzeichnen, ist ein dialektischer Totschlag. Denn im Weiteren des Kommentars habe ich eigentlich nur erklären wollen, weshalb man halt nicht unbedingt voll informiert von der verlinkten Seite zurückkommt. Und ich habe auf eine Sprachbarriere hingewiesen, die auch mir oft genug nicht auffällt – weil das nunmal so ist, wenn man auf der anderen Seite steht.
Ich schätze Ihre journalistische Arbeit sehr und schaue gerne auf Ihrem Blog vorbei. Mir liegt es fern Sie zu ermahnen, aus Respekt vor Ihnen und weil ich im Übrigen nicht wüsste warum. Ich empfand Ihre Reaktion als ein wenig zu gereizt, wohlgemerkt nicht als total überzogen, aber auch nicht als voll angebracht. Das habe ich als einen Satz unter anderen als meine Meinung kundgetan. Ein solches Fass wollte ich damit bestimmt nicht aufmachen.
Noch ein wichtiges neues Gadget fehlt: Bei Aldi Süd tragen nun alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Arbeit kleine Headsets am Ohr. Dadurch soll die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern erleichtert werden. (z. B. Kann dann leichter ein Mitarbeiter zur Kasse gerufen werden, um eine zweite Kasse zu öffnen…)
Die begehbaren Kühlschränke gibt es in Deutschland mindestens seit den ersten MAGNET Märkten. Die 70er-Jahre-Bauten wurden ja inzwischen größtenteils von Famila übernommen. An den Kühlkammern lässt sich die tengelmännische Herkunft leicht herauslesen.
Demenzfreundliche Kasse? Sicherlich eine sinnvolle Einrichtung, aber die Namenswohl ist doch eher suboptimal. Wer möchte sich gerne selbst so bezeichnen? Wird wohl eher ruhig werden dort. Aber gut, das ist ja auch so gewollt.