Vor gut zwei Monaten standen sie zuerst in Mannheim: zwei hellgrüne Säulen mit Scan-Feld und Monitor, zwischen denen ein Korbaufsteller zum Erwerb der „Alnatura Jubiläums-Tasche“ für 7,99 Euro aufforderte. Inzwischen ist aus dem Pilotprojekt eine kleine Offensive geworden: An neun Standorten können Kunden der Darmstädter Biosupermarktkette Alnatura ihre Einkäufe inzwischen selbst scannen.
Neben Mannheim geht das auch in Köln, Mainz, Frankfurt, Hamburg, Berlin, Freiburg, Tübingen und München.
Für den deutschen Bio-Fachhandel, der sich lange gegen den Self-Checkout gesträubt hat, ist das eine kleine Revolution. Aber nach der Zurückhaltung der Kunndschaft in den vergangenen Jahren müssen die Unternehmen neue Wege finden, um Besuchszahlen und Bonmengen zu steigern.
Keine Schranken, keine Barzahlung
Alnatura scheint gewillt, mit dem bisherigen SB-Tabu zu brechen. Zurecht: Self-Checkouts könnten vor allem für kleine Bio-Einkäufe eine attraktive Option sein. Wer nur schnell ein paar Artikel braucht, verzichtet vielleicht lieber ganz auf den Einkauf, wenn dafür längeres Schlangestehen droht und an der einzigen offenen Kasse gerade wieder eine:e Kund:in die unverpackte gelbe Beete einzeln abgewogen kriegt. Besonders in kleineren Stadtfilialen wären SB-Kassen eine Möglichkeit, solche Warteschlangen zu entzerren.
Bei der technischen Umsetzung hat Alnatura einen eigenen Weg gewählt: Die bestehende Kassensoftware wurde von der hauseigenen IT-Abteilung für die Selbstbedienung angepasst.
An den neuen Kassen ist ausschließlich Kartenzahlung möglich, Bargeld wird nicht akzeptiert. Je nach Markt fallen dafür mindestens ein regulärer Kassenplatz weg, dafür gibt es dann zwei SB-Terminals. Die Aufsicht übernimmt das Kassenpersonal. Auf Auslassschranken, wie sie viele konventionelle Händler inzwischen nutzen, verzichtet Alnatura bisher – in vielen der kleineren Märkte wäre dafür auch kaum Platz.
Umständliche Bon-Ausgabe
Die ersten Erfahrungen sind den Angaben des Unternehmens zufolge positiv: Die Kund:innen nähmen die neuen Kassen gut an, und die Mitarbeiter:innen freuten sich über mehr Zeit für andere Aufgaben im Markt, heißt es auf Supermarktblog-Anfrage. (Das ist freilich die Standard-Auskunft von Handelsketten, die nach Erfahrungen mit Self-Checkouts gefragt werden.)
Allerdings wirkt die technische Lösung schon jetzt etwas altbacken. Die Self-Checkout-Säulen sehen klobig und zusammengeschustert aus; die umständliche Bonausgabe an der Seite, die von dem überstehenden Monitor verdeckt wird, ist ein unpraktisches Detail. In der Branche wären inzwischen deutlich elegantere (aber vermutlich auch kostenintensivere) Self-Checkout-Lösungen verfügbar.
Auch die Überwachung dürfte durch die Positionierung im Markt oft nur eingeschränkt möglich.
Wie viele weitere Filialen mit SB-Kassen ausgestattet werden sollen, verrät Alnatura bisher nicht. Die Standorte würden nach Kund:innenfrequenz und lokalen Rahmenbedingungen ausgewählt. Trotz aller Kinderkrankheiten ist die Initiative aber ein begrüßenswerter Anfang, um auch kleine Bio-Einkäufe schneller abwickeln zu können.
In Basel beim Alnatura schön länger möglich. Anderes Terminal als in D (in der Schweiz werden die Läden von der Migros geführt, für den Kunden aber als reine Alnatura Laden gebranded