Nach dem Deutschland-Aus: Foodpanda verleiht die eigene Kurierflotte an Gorillas

Nach dem Deutschland-Aus: Foodpanda verleiht die eigene Kurierflotte an Gorillas

Foto: Supermarktblog
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Mit einer Blitzabschaltung sämtlicher Services verabschiedete sich Foodpanda am Mittwoch überraschend vom deutschen Markt. Die Fahrer:innen in den Magenta-farbenen Uniformen sind inzwischen teilweise für Gorillas unterwegs, an dem die Foodpanda-Mutter Delivery Hero beteiligt ist.

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Nur wenige Stunden nach der Pressemitteilung vom Mittwochmorgen herrschte in der Foodpanda-Liefer-App am frühen Abend schon gähnende Leere: „Leider konnten wir keine Restaurants in Deiner Nähe finden.“ Kurz zuvor hatte Delivery Hero bekannt gegeben, den Universallieferdienst einstellen zu wollen – und zwar offensichtlich: mit sofortiger Wirkung.

Nicht einmal fünf Monate nach dem Neustart ist das Deutschlandgeschäft von Delivery Hero, das die Lieferung von Restaurantessen und Lebensmittelbestellungen aus eigenen „Pandamarts“ umfasste, damit bereits zum zweiten Mal Geschichte. Im August hatte Foodpanda-Deutschland-CEO Artur Schreiber in den „Hero News“ noch erklärt:

„We do believe that we can offer the best service, that we can be better than all our competitors (…) Germany really is a longterm commitment for us.“

Foodpanda wollte sich in Deutschland als Alles-Lieferdienst etablieren; Foto: Smb

Nun heißt es: Die Marktsituation habe sich in entscheidender Weise („significantly“) geändert, dieser „neuen Realität“ müsse man sich stellen und werde Foodpanda in allen bis dahin eröffneten Städten – Frankfurt, Hamburg, München – wieder schließen. Auch Berlin ist größtenteils wieder dicht, nur in Mitte um die Unternehmenszentrale soll der Dienst für das Team weiter zur Verfügung stehen.

Damit verschwinden die Kurierfahrer:innen mit den weißen Pandas auf den Magenta-farbenen Rucksäcken schon wieder aus dem Straßenbild – also, jedenfalls: demnächst.

Magenta trifft schwarz

Die Konkurrenz witterte sofort die Gelegenheit, Foodpanda-Fahrer:innen für sich zu gewinnen. Der Lebensmittel-Schnelllieferdienst Getir, der ohnehin gerade massiv um Fahrerinnen wirbt, twitterte am Donnerstag Vormittag: „Der Weg von Pink zu Lila ist nicht weit… Du brauchst schnell ’nen Job? Fang morgen bei uns an!“

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Aber da standen die ersten Foodpanda-Fahrer:innen schon in den Stadtlagern ihres neuen Auftraggebers: dem Getir-Rivalen Gorillas.

Vor einzelnen Berliner Gorillas-Standorten versammelten sich nach Supermarktblog-Informationen gleich mehrere Foodpanda-Angestellte samt Rucksäcken und Fahrrädern, und zwar: offensichtlich auf Ansage ihres bisherigen Arbeitgebers.

Delivery Heros Foodpanda überträgt seine Kurierlogistik auf den bisherigen Konkurrenten Gorillas; Foto: Supermarktblog

Nach Angaben des Twitter-Accounts Rider Support, der sich für bessere Arbeitsbedingungen von Kurierfahrer:innen einsetzt, werden die Fahrer:innen quasi an Gorillas ausgeliehen. In einem Mailing, das auszugsweise veröffentlicht wurde, heißt es:

„From today onwards you will be riding for Gorillas as a part of a logistics-as-a-service agreement between Gorillas & pandalogistics.“

(Foodpanda war „powered by Pandalogistics“.)

Bestehende Arbeitsverträge sollen für höchstens zwei Monate ihre Gültigkeit behalten, neuer Einsatzort für die Ex-Foodpanda-Fahrer:innen ist ab sofort das Gorillas-Lager, das ihnen zu Schichtbeginn zugewiesen wird. Wer über den Februar des kommenden Jahres hinaus dabei bleibt, soll 200 Euro „Winter Bonus“ erhalten. Der Stundenlohn erhöhe sich ab 1. Januar 2022 auf 12 Euro, Boni sollen gleich bleiben – null Fehltage und im Schnitt 2,1 gelieferte Bestellungen pro Stunde vorausgesetzt.

Außerdem heißt es:

„Please come in pink. Wear your usual jacket, backpack, gloves you got from pandalogistics during onboarding. Please also bring your vehicle as normal.“

Vor einem Lager in Prenzlauer Berg waren am Nachmittag mehrere (private und Leih-) Fahrräder mit Foodpanda-Rucksäcken geparkt; deren Besitzer dürften zu diesem Zeitpunkt bereits für Gorillas unterwegs gewesen sein. Das Start-up stellt seinen „Ridern“ für gewöhnlich selbst angemietete E-Bikes zur Verfügung.

Delivery Hero investiert in Gorillas

Die ungewöhnliche Kooperation ist dadurch möglich, dass Delivery Hero kürzlich als Investor bei Gorillas eingestiegen ist (siehe Supermarktblog) – und deshalb indirekt davon profitiert, wenn der Dienst sich einen Vorteil gegenüber der zunehmenden Konkurrenz in deutschen Großstädten sichern kann, in denen alle Anbieter händeringend nach Fahrer:innen suchen.

Der Mitarbeiter:innen-Transfer erklärt auch, warum Foodpanda nach der Bekanntgabe der Einstellung am Vortag so plötzlich abgeschaltet wurde – mit geringstmöglichem Vorlauf für Angestellte, Restaurantpartner und Kund:innen, denen nicht mal mehr die Zeit blieb, App-Guthaben in ein geliefertes Abendessen umzusetzen.

Das Vorgehen mag aus Unternehmenssicht nachvollziehbar sein, hinterlässt aber in vielerlei Hinsicht einen bitteren Beigeschmack – zumal Delivery Hero in den vergangenen Monaten stets betont hatte, wie sehr man sich dem neu gestarteten Deutschlandgeschäft diesmal verpflichtet fühle.

Mehr dazu bald im Supermarktblog.

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