Wie Rewe mit seinen Abholpunkten den Wettbewerber Edeka noch besser ärgern könnte

Wie Rewe mit seinen Abholpunkten den Wettbewerber Edeka noch besser ärgern könnte

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Mangelnde Ausprobierlaune braucht sich Rewe nun wirklich nicht vorwerfen lassen: In Hamburg sind ab sofort niedliche Lieferbots unterwegs. Abholpunkte werden dafür eher zögerlich ausgeweitet. Derzeit wird eine Kiosk-Variante mit Zusatzsortiment getestet.

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Wenn Ihnen beim eiligen Gang durch die Straßen in Hamburger Stadtteil Eimsbüttel in den nächsten Wochen was an die Knie rumst, dann ist es gut möglich, dass der freundliche kleine Lieferroboter, den Rewe ab sofort zum Einkäufenachhausebringen rausschickt, trotz seiner 360-Grad-Kamera nicht schnell genug ausweichen konnte, weil Sie wieder die ganze Zeit aufs Handy gestarrt haben.

Rewes Lieferbot unterwegs in Hamburg; Foto: Rewe

Am Montag hat die Handelskette ihr „Testprojekt“ angekündigt, das zunächst drei Monate mit „bis zu drei“ Lieferfahrzeugen laufen soll – und jede Wette: zumindest die Medien werden es LIEBEN!

Vornehmlich dafür dürfte der Test auch gemacht sein; und wenn nebenbei ein paar Erkenntnisse dazu abfallen, weshalb es nur so mittelpraktikabel ist, autonom fahrende Lieferroboter mit Mini-Einkäufen über Großstadtgehwege zu schicken, die sich dort den Platz mit Müllsäcken, Kinderwägen, E-Rollern, Leihrädern und Fußgänger:innen teilen dürfen, ist das natürlich auch nicht schlecht.

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Mittenrein ins Edeka-Revier

Aber ich kann mich auch täuschen, und in Köln wartet man bloß euphorisch darauf, eine Flotte niedlich rollender XS-Kofferräume loszulassen, die Kund:innen online getätigte Einkäufe an die Haustür bringen und vdort durch Eingabe eines Codes entnommen werden können. Also: außer im Winter, wenn die Straßenverhältnisse das eher nicht hergeben. Und auch keine Getränkekisten, keine Tiefkühlware, keinen Alkohol und kein frisches Fleisch. Vorerst auch bloß montags bis freitags zwischen 11 und 15 Uhr in Begleitung eines „Technical Supervisors“, und an ungeraden Tagen wenn die Sonne richtig steht. (Kleiner Scherz.)

Macht nichts, die Medien werden es LIEBEN!

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Nicht ganz soviel Aufmerksamkeit wurde in den vergangenen Monaten den Abholpunkten zuteil, die Rewe ebenfalls in Hamburg eingerichtet hat, und in bzw. an denen Kund:innen ihre per App bestellten Einkäufe fertig gepackt zu einer Zeit ihrer Wahl abholen können (siehe Supermarktblog).

Dabei wäre deren revolutionäres Potenzial, wenn sie sich als Erfolg herausstellten, noch deutlich größer. Der Rewe Abholpunkt in Hamburg-Rotherbaum (unweit des Einsatzgebiets der Lieferbots) ist dafür ein hübsches Beispiel: Weil er wie eine Provokation mit rotem Ladenschild überm Schaufenster direkt zwischen zwei Märkte selbständiger Edeka-Kaufleute positioniert worden ist. Gerade mal 100 Meter entfernt von Edeka Kraus und 350 Meter von Edeka Niemerszein im nahegelegenen Pöseldorf Center.

Mehr als eine reine Provokation?

Wer im Umkreis einkaufen will, kam bislang an Edeka also kaum vorbei (bzw., wenn man’s wörtlich nehmen möchte: nur an Edeka vorbei.) Dem Abholpunkt sei Dank kann sich Rewe in der Nachbarschaft nun prima als Alternative positionieren – zumal die Handelskette diesseits der Außenalster zwischen Dammtor und Eppendorf über keinerlei eigenen Markt verfügt, bei dem sich eine entsprechende Abholgelegenheit installieren ließe.

Der Abholpunkt wird mehrmals täglich vom regulären Rewe Lieferservice beliefert, der die Einkäufe genau so wie an reguläre Adressen zustellt – mit dem Unterschied, dass in diesem Fall niemand zuhause warten muss, bis geklingelt wird.

Rewes Lieferservice bringt die im Zentrallager kommissionierten Einkäufe zum Abholen in die Nachbarschaft; Foto: Smb

Zu den zunächst zwei Hamburger Teststandorten ist in der Zwischenzeit ein dritter hinzu gekommen: An der Osakaallee in der Hafencity – unweit einer Edeka-Böcker-Filiale, ebenfalls im absoluten Rewe-Niemandsland.

Es dürfte kein Zufall sein, dass Rewe das Konzept ausgerechnet in der Stadt testet, die der Hauptkonkurrent mit seiner Zentrale sonst als sein eigenes Revier versteht (und über eine dementsprechende Filialdichte verfügt). Wenn der Abholpunkt auf Dauer aber mehr als eine reine Provokation sein soll, müsste Rewe zügig daran arbeiten, die Idee auch für andere Standorte rentabel bzw. einsatzfähig zu machen.

Kiosk mit Zusatzartikeln im Test

Auf Supermarktblog-Anfrage heißt es bei Rewe, es sei „auch weiterhin wichtig, das Feedback der Kundinnen und Kunden einzuholen, um im weiteren Verlauf entsprechend der Nachfrage das Angebot zu skalieren“. Das Konzept wird nach wie vor als „Pilotprojekt“ begriffen, bei dem es „zu vereinzelten Ausweitungen“ kommen könne.

In der Hafencity hat man dem schicken, fast hotelartig wirkenden Abholtresen testweise Regale bzw. Kühlmöbel mit kleinem Lebensmittelsortiment hinzu gefügt: Cornflakes fürs Frühstück, Sushi und Sandwich fürs Lunch, Knabberartikel und eine Flasche Wein für den Feierabend. Alles, was bei der Bestellung vielleicht vergessen worden ist und noch schnell gebraucht werden könnte.

Zur bislang als „Kiosk“ gelabelten Lösung erklärt Rewe:

„Das zusätzliche Angebot einzelner Produkte, die spontan bei der Abholung hinzugekauft werden können, erfreut sich großer Beliebtheit. Aktuell kommunizieren wir hier keine Zwischenergebnisse, da wir innerhalb des Testsettings noch Sortimente und Angebote verproben. Mit der Ausweitung des Kiosk-Angebotes auf die beiden anderen Standorte beschäftigen wir uns zudem konkret.“

Das wäre auch insofern praktisch, weil z.B. der Rewe-Lieferservice-Fahrer, der die Einkäufe in Rotherbaum anliefert, dann für sein eigenes Mittagessen nicht mehr zwangsläufig zum Bäcker gegenüber gehen müsste. Mit dem Rewe ja auch eine lokale Partnerschaft zum Verkauf seiner frischen Backwaren auf der anderen Straßenseite eingehen könnte.

Bitte hier noch zusätzliches Convenience-Sortiment mit Backwaren einfügen, danke; Foto: Smb

Naheliegende Verschmelzung

Die Aufwertung der Abholpunkte mit Convenience-affinen Sortimenten wäre in jedem Fall naheliegend – ebenso übrigens wie die weitere Verschmelzung der Lieferservice-Auskoppelung mit einer Marke aus Rewes stationärem Geschäft: Rewe to Go. Eine gut sichtbare Kombination aus Rewe to Go und Rewe Abholservice könnte Passant:innen am ehesten signalisieren, dass sie hier schnell ein paar essenzielle Artikel einkaufen und umfassendere Bestellungen abholen können.

Kann natürlich sein, dass Rewe to Go inzwischen so sehr als Kooperation mit Aral etabliert ist, dass Kund:innen dort unvermeidlich Tankstellenpreise erwarten; für seinen ersten „Smart Kiosk“-Test auf dem Gelände der Düsseldorfer Schön Klinik nutzt Rewe die Convenience-Marke Rewe to Go aber ja auch.

Als Mini-Rewes lassen sich die Abholpunkte eher nicht branden, mindestens so lange dort keine Leergutannahme möglich ist (was die Attraktivität des Services durchaus schmälert, auch wenn vermutlich niemand kistenweise Getränke dort hinbestellen wird).

Markenparty im Rewe-Einkaufsuniversum

Auch was die hier im Blog bereits vorgestellten Abholstationen angeht, gibt man sich bei Rewe in Bezug auf eine mögliche Ausweitung mit konkreten Plänen eher zögerlich, erklärt auf Anfrage lediglich:

„Weitere Standorte auch in anderen Regionen Deutschlands sind für 2023 in Planung.“

Rewe liefert auch an Abholstationen; Foto: Smb

Zu den Stationen in Berlin und Köln sind inzwischen zwei weitere hinzugekommen: eine am Rewe-Logistikzentrum im hessischen Neu-Isenburg, die vermutlich unaufwändig zu bestücken sein wird, sowie eine im Karlspark Technologiezentrum in Karlsruhe, beide Male fernab der Innenstadt. Dafür steht in Berlin-Mitte inzwischen eine Rewe-Abholstation an einer Aral Tankstelle – die wiederum einen eigenen Rewe to Go integriert hat.

Okay, okay: viel hilft viel. Aber ein bisschen mehr Markenkonsistenz im Rewe-Einkaufsuniversum wäre für die Zukunft bestimmt auch keine schlechte Idee.

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3 Kommentare
  • Wenn Rewe den Abholpunkt mit dem Rewe To Go Smart Kiosk (z.B. in der Düsseldorfer Schön Klink) verbindet, gelingt den Kölnern ein schöner Schachzug für die Kieze in den Städten und auch im ländlichen Raum

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