Rewe Drive vs. Kaiser’s Bringmeister (3): Warum kostet das im Laden weniger?

Rewe Drive vs. Kaiser’s Bringmeister (3): Warum kostet das im Laden weniger?

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Das Supermarktblog testet, welches Online-Supermarkt-Konzept die Nase vorn hat: Rewes Abholservice oder Kaiser’s Bringdienst. Im ersten Teil stand schon, wie die Lieferung geklappt hat, im zweiten Teil alles zum umständlichen Bestellprozess. Und gleich folgt das Fazit. Vorher kommen aber noch …

IV. Die Preise

Kaum ist die „Bringmeister“-Lieferung da, steht der nervige Kunde schon zum Preisvergleich in der nächsten Kaiser’s-Filiale und macht eine unschöne Entdeckung: Er hat für seinen Online-Einkauf ganz schön draufgezahlt. Fast alle bestellten Produkte sind in der Filiale günstiger – kurioserweise mit Ausnahme des frischen Gemüses. Meistens beträgt der Unterschied zum Ladenpreis zehn Cent. Bei Pudding, Toilettenpapier, Nutella und Abfallsäcken fällt der Aufschlag noch höher aus – jeweils bis zu 30 Cent. Das heißt: Wer bei Kaiser’s Lebensmittel im Netz bestellt, zahlt nicht nur für Kommissionierung und Lieferung (zur Erinnerung: immerhin schon mit bis zu 6 Euro), sondern auch für jedes weitere Produkt nochmal drauf. Der Kasten Mineralwasser ist im Laden im Angebot: 4,79 Euro statt 7,19 Euro online. Einen Hinweis auf die 2,40 Euro Preisunterschied gibt es im Netz nicht. Wer sich darüber nicht ärgert, der ruht schon sehr in sich selbst.

Ich hab bei den „Bringmeistern“ auf Facebook nachgefragt, wie das sein kann, und folgende Antwort bekommen:

„Hi Peer, wir orientieren uns an den Filialpreisen. Genau wie die Preise von Filiale zu Filiale schwanken, bepreisen auch wir unsere Artikel unterschiedlich. Es kann also vorkommen, dass einige Produkte teurer sind als in deiner Filiale, aber genauso auch, dass einige Produkte günstiger sind. Wir hoffen, dass wir dir mit unserem Angebot einen tollen Service bieten können und freuen uns, dass du unser Kunde bist. Viele Grüße, Cindy“

(Hi Cindy, in meiner Bestellung war leider kein einziges Produkt günstiger als im Laden.) Über die Beschwerde direkt auf bringmeister.de kommt von „Frau Tömek“ (genau so steht’s drunter) diese Antwort:

„Die Bringmeister von Kaiser’s Tengelmann arbeiten unabhängig/eigenständig von den Filialen. Von daher können sich die Preise gegenüber eines Supermarktes unterscheiden. Preise können höher oder niedriger sein.“

Moment mal: Kaiser’s wirbt in seinen Filialen stark für den Online-Service, hat im Liefergebiet Berlin Anfang des Jahres massig Werbeplakate aufgehängt und Gutscheine auf seine Kassenbons gedruckt, also alles getan, damit die Bekanntheit des Ladens auf Online abstrahlt? Aber wenn nachher alles teurer ist als im Laden, liegt das plötzlich an der – Unabhängigkeit? Da fühlt man sich als Kunde, um’s mit Frau Tömek zu formulieren, leider übersOhrgehauen/hintersLichtgeführt.

Rewe verspricht seinen Drive-Kunden (z.B. in den FAQ), „Preise wie im Markt“ zu berechnen. (Das ist aber auch leicht, weil die Sachen in einem anderen Markt ja ebenfalls günstiger sein können, die Kunden aber nur in dieser speziellen Filiale abholen können.)

V. Das Fazit: Welcher Online-Supermarkt ist besser?

Das müssen Sie schon selbst ausprobieren. Aber ein paar Dinge sind klar: Der Einkauf im Netz ist technisch noch stark verbesserungsbedürftig. Rewe ist bei Nachbestellungen oder Korrekturen unkomplizierter als Kaiser’s. Abholen und liefern klappt problemlos, wobei Rewe Drive wegen der kuriosen Sonderbehandlung an der Abholstation ein bisschen mehr Spaß macht, die Lieferung samt schweren und sperrigen Sachen an die Haustür aber viel praktischer ist.

Damit würden Rewe Drive und die „Bringmeister“ eigentlich fast gleichauf liegen – wenn sich bei letzteren nicht der fatale Eindruck festgesetzt hätte, ziemlich stark zur Kasse gebeten zu werden, und zwar ohne das vorher kommuniziert zu bekommen. Wer bei bringmeister.de bestellt, muss annehmen können, dass mit dem Lieferbetrag die Zusatzkosten für die Bestellung abgedeckt sind. Und wenn es nicht so ist, sollte Kaiser’s das klipp und klar sagen, weil der Kunde das Aha-Erlebnis irgendwann selbst hat und nicht mal eine plausible Erklärung dafür bekommt, sondern bloß vorformulierte Werbebotschaften entgegengeschleudert. (Wer sich bei den „Bringmeistern“ über den Service beschwert, kriegt als Antwort, dass der Service toll ist? Ähm.)

Solange Kaiser’s da nicht einlenkt, ist das Fazit eindeutig: Wer keine Lust auf Einkaufswagenschieben hat und sowieso mobil ist, für den klappt Rewe Drive ganz gut. Die Dienste der „Bringmeister“ sind nur was für Leute, denen es völlig egal ist, was sie dafür ausgeben.

Genau das scheint auch das Hauptproblem des Online-Einkaufens in Deutschland zu sein: Die Unternehmen haben als Zielgruppe offensichtlich nur Leute im Blick, denen günstiges Einkaufen schnuppe ist. Das ist – vor allem in Städten, wo immer ein Aldi, ein Lidl, ein Netto oder ein Penny um die Ecke ist – aber Quatsch: Noch dazu haben die Supermärkte ihre Kundschaft selbst so erzogen, dass sie gewohnt ist, sich ihren eigenen Einkaufsmix aus Marke und Billig zusammenstellen kann. Die Internet-Supermärkte wollen hingegen, dass wir bei ihnen Produkte bestellen, die teurer sind als in der Filiale, bieten aber gefühlt nur eine Auswahl wie im Discounter. Und veranstalten, anstatt die Grundprobleme zu beseitigen, quatschige Facebook-Wettbewerbe.

So wird das ganz bestimmt nix mit der Lebensmittel-Revolution im Netz.

Und was haben Sie für Erfahrungen beim Online-Einkauf gemacht?

Fotos: Supermarktblog

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