Danke für Nichts: Metro ist mit dem Verkauf von Real endgültig am Ziel

Danke für Nichts: Metro ist mit dem Verkauf von Real endgültig am Ziel

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Real ist verkauft und wird zerschlagen – auch weil Metro es soweit hat kommen lassen. Die SB-Warenhauskette dürfte als unendliche Geschichte der verpassten Chancen in die Handelshistorie eingehen.

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„Die unendliche Geschichte“ ist ein Roman von Michael Ende, der in einer Parallelwelt namens Phantásien spielt, die von einem zunehmend um sich greifenden „Nichts“ aufgelöst wird, das sie Stück für Stück verschwinden lässt. Die Erstverfilmung ist schon eine Weile her. Aber wahrscheinlich arbeitet die hiesige Filmbranche bereits eifrig an einer Neuadaption des Stoffs – angesiedelt im deutschen Lebensmitteleinzelhandel.

Das schreibt sich eigentlich von selbst. Und so unendlich die Geschichte der damit porträtierbaren SB-Warenhauskette Real, die schon länger in ihrer eigenen Parallelwelt lebt, bislang auch gewesen sein mag: Das traurige Finale ist in Sicht.

Und Olaf Koch endlich am Ziel: Acht Jahre, nachdem er bei Metro vom Finanz- zum Konzernchef aufstieg, wird der 49-Jährige mit der Handelskette den letzten Laden los, der zusammen mit Kaufhof, Media Markt und Saturn einst das größte deutsche Handelsunternehmen begründete.

Nach anderthalbjährigen Verhandlungen kam am Dienstagabend die endgültige Bestätigung: Real geht an die deutsch-russische SCP Group, die mit dem Immobilieninvestor X+Bricks zusammenarbeitet und nun 50 Läden für 24 Monate weiter unter der Marke Real betreiben will. Ein Großteil der Standorte wird an Rivalen wie Kaufland und Edeka weitergereicht oder „in kleinere Flächen für unterschiedliche Nutzungen aufgeteilt“; 30 Häuser werden dichtgemacht. Die Behörden müssen die Übernahme noch genehmigen.

Alte Beteuerungen, neue Märchen

„Wir schließen das Kapitel des Konglomerats ab und wir öffnen das Kapitel als reiner Großhändler“, erklärte Metro-Vorstand Koch laut „Welt“ bereits auf der Hauptversammlung am vergangenen Freitag in Düsseldorf. Und: „Dieses Jahr werden wir Vollgas geben.“

Aber man muss schon sehr an Märchen glauben, um diese Worte noch ernst zu nehmen. Insbesondere, weil sie den Beteuerungen so ähnlich sind, die Koch einst machte, als er den Job übernahm – in einer für Metro damals schon schwierigen Zeit. Auf den Dax-Rauswurf folgten Gewinnwarnung und Rating-Herabstufung; der schon einmal geplante Verkauf von Real war gerade auf Eis gelegt worden, weil sich kein Käufer fand, der den von Metro gewünschten Preis zahlen wollte bzw. eine vollständige Übernahme im Inland kartellrechtlich hätte durchkriegen können.

Also tat Koch so, als stehe er zu Real und erklärte, was zu tun sei. „Wir müssen noch umsetzungsstärker und lokaler werden“, sagte er 2012 dem „Handelsblatt“ – und verkaufte das Real-Geschäft in Osteuropa. „Wir arbeiten an einer Strategie, Real auf ein neues Niveau zu stellen“, zitierte ihn die Nachrichtenagentur dapd. „Wir werden es aber grundsätzlich anders machen müssen als bisher.“

Mehr „Vielfalt und Exklusivität“ sei gefragt, wusste Koch in der „Wirtschaftswoche“, „das Non-Food-Sortiment wird reduziert“. Und formulierte unmissverständlich: „Das Lebensmittelgeschäft hat für uns absolute Priorität.“

Kein Plan für die Zukunft

Acht Jahre später klingt das grundlegend anders: „Wir können dieses Geschäft nicht weitertragen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des zwischenzeitlich von der Gruppe zum Einzelgänger geschrumpften Unternehmens jetzt in Düsseldorf.

Und ließ weg, wer ganz wesentlich dazu beigetragen hat, dass es soweit kommen konnte: Metro selbst.

Der Niedergang von Real ist im Wesentlichen auf zwei Probleme zurückzuführen. Nummer eins: Schon zum Zeitpunkt, als Koch an die Spitze der damaligen Metro Group gewählt wurde, war absehbar, dass SB-Warenhäuser aufgrund eines tiefgreifenden Wandels im Einkaufsverhalten westlicher Konsument:innen zunehmend an Attraktivität verlieren würden. Ausländische Handelsketten wie Carrefour und Tesco waren bereits mit drastischen Rückbaumaßnahmen und Konzeptänderungen beschäftigt. Bei Real gab es jedoch lange Zeit keinen Plan, wie das Unternehmen auf diese Veränderungen reagieren und sich anpassen könnte.

Das führt unmittelbar zu Problem Nummer 2: fehlenden finanziellen Mitteln. Zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen Jahren war es bei Metro Priorität, Real so aufzustellen, dass die Kette tatsächlich auf lange Sicht im deutschen Lebensmitteleinzelhandel konkurrenzfähig hätte sein können. Allen öffentlichen Beteuerungen zum Trotz fremdelte Koch ganz offensichtlich mit dem Geschäftsmodell. Das Netteste, was er anfangs über Real zu sagen wusste, war, dass das Unternehmen „kein Sanierungsfall“ mehr sei (siehe Supermarktblog).

Styroporbuchstaben auf bunten Tapeten

Falls diese Einschätzung zum damaligen Zeitpunkt richtig gewesen sein sollte, hat Metro sich danach ziemlich angestrengt, die Handelskette doch (wieder) zu einem zu machen.

Denn egal wie sehr Koch beteuerte, Real gehöre zu Metro („Wir wollen investieren, um Real wieder auf die Beine zu stellen“): den Worten folgten keine Taten.

Dabei ist es ja nicht so, dass es in der langjährigen Real-Zentrale in Mönchengladbach nicht ausreichend Ideen und das nötige Selbstbewusstsein gegeben hätte. Ganz im Gegenteil: Auch dringend notwendige bzw. längst überfällige Konzeptmodernisierungen wurden bei Real noch als „die Zukunft des Einkaufens“, „Einkaufserlebnis der neuen Generation“ und Beginn einer „neuen Zeitrechnung“ verklärt, als längst klar war, dass es wenig helfen würde, bloß ein paar neue Styroporbuchstaben auf bunte Tapeten zu kleben (siehe Supermarktblog).

Man sah den neu entwickelten Ladendesigns an, dass sie nicht viel kosten durften. Die stark renovierungsbedürftigen Märkte grundlegend zu sanieren und umzubauen, war Metro über viele Jahre schlicht und einfach zu teuer. Wie hätte Koch das auch seinem damaligen Großaktionär erklären sollen, dessen Interesse an einer ordentlichen Dividende deutlich höher war als das an der kostspieligen Neuaufstellung eines überholt scheinenden Geschäftskonzepts?

Schleichende Selbstverzwergung

Um nicht investieren zu müssen, blieb nur ein Ausweg: der schleichende Rückzug. Anstatt unrentable Märkte durch Sanierungen wettbewerbsfähig werden zu lassen, konzentrierte man sich in Düsseldorf auf eine „Bereinigung“ des Filialnetzes.

Die hätte eigentlich schon vor sechs Jahren, als es noch 310 Real-Märkte gab, abgeschlossen sein sollen. (Verkauft werden nun noch 276.) „Schwache Filialen, die nur mit hohem Investitionsaufwand in die schwarzen Zahlen zu führen sind, kann sich das Unternehmen offenbar nicht mehr leisten“, schrieb die „Lebensmittel Zeitung“ damals. Und zitierte einen Branchenkenner bereits mit den Worten: „Da ist über Jahre zu wenig investiert worden“ – während Wettbewerber „enorme Summen“ bereitstellten.

Dabei hatte auch die Konkurrenz erst mit reichlich Verspätung erkannt, dass sich Kund:innen zum Einkauf am Stadtrand nicht mehr in heruntergekommene Tropfsteinhöhlen (siehe Supermarktblog) locken lassen würden.

Koch hätte diese Zögerlichkeit für einen radikalen Neuanfang bei Real nutzen können. Stattdessen hat er zugesehen, wie die Handelskette zunehmend ins Hintertreffen geriet, was einen Verkauf als Ganzes, wie ihn der Metro-Chef noch vor zwei Jahren präferierte (siehe Ebay-Kleinanzeige im Supermarktblog), noch unrealistischer werden ließ als bisher schon.

Kein Geld für notwendigste Reparaturen?

Zahlreiche von Real aufgegebene Standorte landeten bei der Konkurrenz. Dort war man bereit, in Neubauten zu investieren und sich auf konzeptionelle Anpassungen, etwa die Verkleinerung von Verkaufsflächen in Center-Lagen, einzulassen. Damit war das Schicksal von Real eigentlich schon besiegelt.

„Bei Real ist so ziemlich alles schief gelaufen, was hätte schieflaufen können, und zwar von Anfang an“, kommentiert die „Süddeutsche Zeitung“ die Entwicklung. Metro muss sich vorwerfen lassen, dass man diese sehenden Auges hingenommen und das Problem dadurch immer größer hat werden lassen.

Während Olaf Koch in Düsseldorf die Abspaltung der Elektronikfachmärkte und die Veräußerung des Warenhausgeschäfts priorisierte, schienen in manchen Real-Märkten nicht einmal finanzielle Mittel für die notwendigsten Reparaturen vorhanden gewesen zu sein. Kühltruhen leckten, beschädigte Bodenbeläge wurden notdürftig verklebt, mancherorts regnete es gar in die Obst- und Gemüseabteilung hinein.

Das ist auch deshalb so bitter, weil sich Metro mit Real über viele Jahre – durchaus zurecht – als „Impulsgeber“ für den Handel verstanden hatte (siehe Supermarktblog). Die Leistungsfähigkeit der Gruppe „basiert auf den Stärken ihrer Vertriebsmarken“, hieß es zu Beginn der Jahrtausendwende in einer Selbstbeschreibung.

Eine vernichtende Bilanz

Davon bleibt fast nichts mehr übrig: Die Elektronikmarkt-Holding Ceconomy steckt in einer tiefen Führungskrise und dürfte auf absehbare Zeitraum kaum mit beiden Kernmarken weiter operieren; Kaufhof ist nach dem Desaster mit Hudson Bay doch noch beim einstigen Rivalen Karstadt untergeschlüpft. Jetzt wird Real zerschlagen. Was für eine vernichtende unternehmerische Bilanz.

Und bitter obendrein: Das jahrelange Abwarten, um Real als Ganzes verkaufen zu können, hat sich für Metro nicht bezahlt gemacht. Im Gegenteil, nach übereinstimmenden Medienberichten erhalten die Düsseldorfer am Ende wohl knapp 200 Millionen Euro weniger als zu Beginn der Verhandlungen geplant.

„Es spricht nichts dagegen, kleiner zu werden, wenn man besser wird“, sagte Olaf Koch 2013 der „Wirtschaftswoche“. Wenn das der Maßstab war, dann ist er gescheitert.

Und Real? Unabhängig davon, was die neue Eigentümerin mit den verbleibenden Filialen vorhat, dürfte die Handelskette in erster Linie als unendliche Geschichte der verpassten Chancen in die deutsche Handelshistorie eingehen. Anders als bei Michael Endes Roman wird das wohl leider nichts mehr mit Happy End.

Mehr dazu, warum Real die Supermarktkette hätte sein können, die der deutsche Lebensmittelhandel als starke Kraft gebraucht hätte, steht in einem zweiten aktuellen Blog-Text.

Gleich weiterlesen

Fotos: Supermarktblog"

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13 Kommentare
  • Um das Offensichtliche noch einmal klar auszusprechen: Nach Karstadt und Kaufhof gehört nun also auch Real einem Immobilieninvestoren. Der größte Wert hier wie dort wird offenbar in den Grundstücken und Lagen gesehen. Das spricht leider nicht für die Zukunft des (großflächigen) Einzelhandels.

  • Was Koch, Christian Baier
    Andrea Euenheim
    Philippe Palazzi, usw. bestimmt noch nicht klar sein wird: damit wird die METRO AG in spätestens fünf Jahren auch Geschichte sein. Aber ob ein Unternehmen wie Transgormet mit ihrem Tochterunternehmen Selgros die Märkte überhaupt übernehmen werden würde, mag bezweifelt werden. Denn im Vergleich zur METRO investiert das Unternehmen in Ladefläche UND Außenbereich. Wer in Berlin mit der S Bahn von der Warschauer Straße zum Ostbahnhof fährt, sieht wie der METRO AG ihr Erscheinungsbild egal ist und der damit verbundene mangelnde Wartungsaufwand die Philosophie des Unternehmens ist. Besonders, wenn man bedenkt, dass dies einst ein Vorzeigebetrieb war und dafür zwei Märkte aus den 90er Jahre extra geschlossen wurde. Die Aufbauten vielleicht „nur“ paar Jahre alt sind…

  • Ich frage mich wirklich, was so ein Olaf Koch (und Co.) tatsächlich über sich denkt?!?
    Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, welche Bedeutung vor 20+ Jahren Kaufhof plus Saturn plus Media Markt plus real und dann noch Metro plus Metro Osteuropa plus Metro China hatte, und wie es Herr Koch und Konsorten geschafft haben, davon ALLES an die Wand zu fahren!
    Ich bin kein Manager-Hasser und habe im Gegenteil großen Respekt vor zahlreichen Biografien, und ich verstehe auch, dass es manchmal Fehlschläge gibt oder geben muss, aber ein solch umfassendes Versagen lässt einen doch nur mit offenem Mund dastehen. Ich kann schon kaum nachvollziehen, wie jemand trotz Peter-Prinzip eine solche Position erreicht, denn Einfallslosigkeit und komplett fehlende Sensibilität für Märkte und Entwicklungen fallen nicht erst in Top-Positionen auf (da würde anderswo schon ein mittlerer Produktmanager gefeuert oder wenigstens so versetzt, dass er kein Unheil mehr anrichten kann), nein, hier hält sich so jemand noch über Jahre und begleitet sein so offensichtliches eigenes Scheitern mit Positiv-Phrasen. Ist eine so vollständige Selbst-Suggestion möglich?

  • Der Einzelhandel steckt, vielleicht noch mit Ausnahme von Lebesmitteln, in einer massiven Krise.

    Bereits 2010 wurde z. B. eine Real-Filliale (erst Plaza, dann Hypermarkt…) in Hamburg geschlossen, die jetzt nach dem Umbau eine Rindermarkthalle mit Markständen, kleinerem Edeka-Markt und Budnikowsky-Drogeriemarkt ist. Non-Food gibt es dort nicht mehr. Die Berliner Real-Fillialen in den Hallen am Borsigturm (jetzt Media Markt) und im Hansacenter (erst Leerstand, jetzt Edeka und Modehaus Röther) sind auch schon lange dicht.

    Oder die Real-Filliale im Berliner Gesundbrunnencenter. Erstreckte sich über 2 Etagen, unten ist jetzt Mode von TkMaxx, oben ein Rewe-Center. Mit Ausnahme von wenigen Elektroartikeln direkt vor den Kassen gibt es dort kein Non-Food, auch in anderen Rewe Centern (zumindest Ex-Toom Hamburg-Altona und Ex-Toom im Hamburger Billstedt-Center) haben ebenso kaum noch Non-Food.

    Auch im Elektronik-Bereich sieht es nicht besser aus. Medimax schloß viele Geschäfte z. B. in Norddeutschland und in Einkaufszentrum Stadtzentrum Schenfeld hat sich die Ladenfläche fast halbiert, nachdem leerstehende Flächen (u. a. Medimax) zu Büros umgebaut wurden. Und nein da eröffnete in der Nähe kein neues Einkaufszentrum als Konkurrenz. Die Berliner Potsdamer Platz Arcaden beherbergen inzwischen nur noch ganze 2 Geschäfte, Dm und Rewe, der Rest ist komplett leerstehend. Dort leidet man unter der Konkurrenz der nahegelegenen Mall of Berlin und nutzt die auslaufenden 10-Jahres-Verträge jetzt zur Großrenovierung. Künftig soll das Shopping mehr zum Erlebnis mit erhöhter Verweildauer werden, u. a. durch mehr Gastronomie statt Geschäften.

    Und auch bei der Elektronikkette Conrad schließt eine Filliale nach der nächsten, z. B. Hamburg-Altona und Berlin-Steglitz.

    Ein Gang durch kleinere Städte bringt oft immer mehr leerstehende Geschäfte.

    Gewinner: Amazon, da wird ein neues Logistikzentrum nach dem anderen eröffnet.

    • Hier in Kassel lief es ähnlich: Der Real im DEZ-Einkaufszentrum schloss vor etwa vier Jahren, anschließend wurde die Fläche verkleinert und dort ein Rewe Center eröffnet; den Rest der nicht mehr benötigten Fläche nutzt jetzt TK Maxx. Bezüglich des anderen Real-Marktes in Kassel am Franzgraben denke ich mal, dass Kaufland sich den schnappen wird, da diese in Kassel bislang nicht vertreten sind und schon lange Interesse an einer Filiale hier bekundet haben. Leider ist gerade dieser Markt aber auch eine real-typisch ziemlich runtergekommene unschöne 70er-Jahre-Bude, die hoffentlich ordentlich saniert wird, bevor ein eventueller neuer Käufer einzieht.

    • So schwierig und ungeklärt die Lage für die Mitarbeiter:innen derzeit auch sein mag (siehe dazu auch den zweiten zum Thema erschienenen Text): Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass ein Großteil der Real-Angestellten von den Unternehmen, die Real-Filialen übernehmen, weiter benötigt wird. Wäre also schön, wenn Sie bei den Fakten bleiben, anstatt Panik zu verbreiten.

  • Ja, ein wirkliches Armutszeugnis, wie real zugrunde gerichtet wurde, aber wie der Artikel schon andeutet, eben auch ein Symptom dessen, wie der gesamte Metro-Konzern in den letzten 10-15 Jahren an die Wand gefahren wurde. Einst der deutsche Vorzeige-Handelskonzern und der einzige, der auch international Einfluss hatte und als einziger deutscher Konzern Carrefour, Tesco, Walmart & Co. Paroli bieten konnte, jetzt ist davon praktisch nichts mehr übrig, und ob alleine der Großmarkt-Handel reichen wird, um Metro dauerhaft am Leben zu erhalten, ist fraglich – da ist es wohl auch nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese letzte Sparte verkauft oder dicht gemacht wird.

    Schade um real, vernünftig saniert und an die neuen Konsumgewohnheiten angepasst wäre die Kette sicher zukunftsfähig gewesen, wie man es richtig macht, siehe Rewe-Center, V-Markt, Hit, Marktkauf & Co., aber nach dem jahr(zehnt)elangen Schlingerkurs ist da halt leider nichts mehr zu retten.

  • Bei Real wird es nie langweilig: Heute in der Berliner Filliale Wedding (Müllerstraße) weist ein Schild darauf hin, daß die Angebotspreise dort und im Real Neukölln nicht mehr gelten. Man möchte Kundenwünschen nachkommen und sich als Nahversorger mit konstanten Preisen profilieren, die ggf. durch Real Pro (69 Euro im Jahr) weiter reduziert werden können.

    Im Wochenprospekt für diese und nächste Woche werden diese beiden Fillialen auch nicht mehr aufgeführt. Von den 6 Berliner Fillialen werden jetzt nur noch 4 aufgezählt, in denen die Werbeangebote gelten.

    In beiden Fillialen wurde allen Mitarbeitern zum 31.12.2019 gekündigt. Findet sich niemand, der die Geschäftsräume übernimmt, gehen dort zum die Lichter aus. Quelle: Kommentar eines Real-Mitarbeiters unter einem RBB-Artikel und eigene Nachfrage bei Real-Mitarbeitern heute.

    • Danke für den Hinweis. 🙂 Wedding/Müllerstraße ist definitiv Geschichte, das Center wird größtenteils für Büroflächen aufgegeben: https://www.berliner-woche.de/wedding/c-wirtschaft/real-verlaesst-das-schillerpark-center_a247258

      Zu Neukölln findet man noch nichts, der Standort läuft eigentlich recht ordentlich (ich würd sagen, Nr. 2, nach Spandau)! Vielleicht ja was für nen Rewe / Edeka Center, Großfläche ist dort auf jeden Fall wirtschaftlich machbar.

      Grundsätzlich läufts in den verbleibenden Berlinern Häusern aber eher schlecht, Treptow, Hellersdorf und Teltow, A10, Rangsdorf und Müggelpark knapp hinterm Stadtrand sind definitiv Abschusskandidaten. Mein real Lichtenberg/Ring Center hier gegenüber hat bereits alle Untermieter verloren und hat nur noch den Mini-Flyer mit 50% weniger Angeboten.

  • Non-Food-Reduktion? Ernsthaft? Damit hätte Real seinen größten Vorteil aufgegeben. Real suche ich gerne auf, um Schuhe, Kleidung, Handtücher, Wasserkocher, etc. einzukaufen. Nur für Lebensmittel kann ich auch zum näheren und schöneren Kaufland gehen. Sollte es Real irgendwann einmal nicht mehr geben, werde ich für Non-Food wohl zu Amazon wechseln müssen.

  • Es ist schon beachtlich, wie einst große Handelsimperien durch Misswirtschaft komplett heruntergewirtschaftet wurden. Vor allem wenn man bedenkt, welche Unternehmen einst (zeitweise) zur metro gehörten und was aus diesen geworden ist (z. B. Praktiker). Aber auch andere haben sich leider nicht mit Ruhm bekleckert, ähnliches (wenn auch nicht in solch einem Umfang) gilt auch für die Tengelmanngruppe. (Veräußerung von Plus an Edeka als größtes Beispiel, immerhin war Plus jahrelang der Platz 3 der deutschen Discounter). Auch hier hat es zumindest für damalige Verhältnisse, an Ideen und Innovationen (erster Discounter mit Onlineshop oder Bioartikel, als die anderern Discounter das Potenzial von Bio noch gar nicht erkannten)nicht gemangelt. Wie bei Metro und deren Töchtern auch, hat man auch hier seitens der Eigentümer am falschen Ende gespart, sich zu sehr mit wichtigen Investitionen zurückgehalten und den aufkeimenden Ideen somit gar keine richtige Chancen gegeben.

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