Das alte Jahr im Schnelldurchlauf: Frohe Festtage und ein fortschrittliches 2022!

Das alte Jahr im Schnelldurchlauf: Frohe Festtage und ein fortschrittliches 2022!

Inhalt:

Was hat den Lebensmittelhandel im alten Jahr bewegt, und wie geht’s weiter im neuen? Statt Jahresrückblick: ein zügiger Ausblick auf das, was uns 2022 alles erwarten wird.

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Man wird ja leicht vergesslich in diesen Zeiten, aber macht nix: Im vergangenen April ist das Supermarktblog zehn Jahre alt geworden ????, und aus verschiedenen Gründen hat sich’s zum damaligen Zeitpunkt nicht ergeben, das angemessen zu feiern. Immerhin passt das gut in eine Zeit, in der ohnehin ständig alles auf später verschoben wird, weil es gerade nicht möglich ist. Und wer sagt eigentlich, dass nicht auch so ein 11. Geburtstag zelebrationswürdig ist?

Geschenkwunsch hätte ich auch schon einen: Dass wird diesen absurden Pandemie-Limbo durchbrechen, damit an dieser Stelle demnächst auch wieder Texte stehen, für die es sich zuvor in die Supermärkte anderer Städte und Länder zu reisen lohnt.

Dass es nicht genügend Themen gäbe, um 2022 mit neuen Einblicken in die turbulenter werdende Transformation des Lebensmitteleinzelhandels zu bestreiten, lässt sich jedenfalls nicht behaupten.

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Im Gegenteil: Die zurückliegenden Monate haben für erstaunlich frischen Wind in einer Branche gesorgt, die sich über Jahrzehnte nur sehr, sehr schwergängig bewegt hat (weil sie nicht musste). Und die größte Überraschung ist vielleicht: An Amazon lag’s nicht. Jedenfalls nicht direkt.

Wer kann alles Kassenlos?

Indirekt ist Amazons Kassenlossupermarkttechnik freilich dafür verantwortlich, dass sich auch etablierte Handelsketten zunehmend mit Läden beschäftigen, die Kund:innen keinen separaten Kassiervorgang mehr zumuten, sondern Kameras und Sensoren erkennen lassen, was eingekauft wurde, um Artikel automatisch abzurechnen. Rewe hat vor wenigen Wochen seinen ersten Kassenlos-Markt in Köln eröffnet, gerade ist Netto (ohne Hund) – wie prognostiziert – gefolgt. Der erste „Netto Pick & Go“-Markt steht im Münchner Stadtteil Schwabing, und damit ist die Kassenlos-Technik nun also auch im deutschen Discount angekommen.

Dass 2022 damit große Teile des hiesigen Ladennetzes transformiert werden, ist trotzdem eher unwahrscheinlich: dazu fehlt den Handelsketten bislang schlichtweg die Notwendigkeit. Man will gerüstet sein, falls ein Wettbewerber in großem Stil Kassenlosmärkte aufmachen würde.

Das scheint bislang aber (noch) nicht der Fall zu sein. (Zumal viele schon mit dem Start der Scan-&-Go-Technologie von vor zehn Jahren ausgelastet zu sein scheinen.)

Konsolidierung der Sofortlieferdienste

Amazon konzentriert sich zunächst auf Großbritannien, um Amazon Fresh zur Kassenlos-Supermarktkette auszubauen. „Business Insider“ (Abo-Text) berichtete kürzlich über ein (älteres) internes Strategiepapier, dem zufolge für 2022 auch die ersten zehn Fresh-Ladeneröffnungen in Deutschland und jeweils fünf in Italien und Spanien vorgesehen gewesen seien. Nach demselben Bericht hinkt man aber schon den ursprünglich für Großbritannien formulierten Zielen von 100 neuen Läden im Jahr hinterher. So langsam, wie Amazon hierzulande bisher mit seinen Fresh-Ambitionen vorangekommen ist, sollte man für die kommenden Monate vermutlich nicht mit wesentlichen Änderungen rechnen. (Es sei denn, der neue Deutschland-Chef hat andere Pläne – und kriegt die Erlaubnis, sie auch umsetzen.)

Im Lebensmittel-Liefermarkt wird sich auch ohne Amazons Zutun einiges bewegen: Nach dem Boom der Sofortlieferdienste dürfte sich der Markt in den nächsten Monate endgültig konsolidieren. Ist ja schon losgegangen: Das amerikanische Quick-Commerce-Schwergewicht GoPuff hat in Großbritannien die Dienste Dija und Fancy übernommen und auf die eigene Marke umgestellt („We want to build a trillion-dollar company“); Rivale Getir hat sich derweil das britische Liefer-Start-up Weezy geschnappt.

Und auch in Deutschland sind die Claims so langsam verteilt: Delivery Hero ist bei Gorillas eingestiegen – und will seinen eigenen Lieferdienst Foodpanda, wie gerade bekannt gegeben, nach wenigen Monaten schon wieder einstellen; der US-Liefergigant Doordash hat sich eine Beteiligung am stark expandierenden Minuten-Lieferservice Flink gesichert und mit der Übernahme von Wolt ein gut funktionierendes Europa-Geschäft eingekauft. Mal abwarten, welche Marken übrig bleiben, wenn der gerade in Stuttgart erfolgte Doordash-Europa-Start erfolgreich sein sollte.

Foodpanda Deutschland: ambitioniert gestartet und schon wieder Geschichte; Foto: Smb

Wie stark werden Knuspr & Picnic?

Richtig interessant wird, ob Knuspr und Picnic die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen können, wenn sie sich aus ihren bisherigen Stammgebieten – München und NRW – heraus bewegen. Zumindest die (zuerst genannten) Tschechen haben große Ambitionen formuliert, gegen die das Angebot der Niederländer mit ihrem Partner Edeka fast schon ein bisschen altbacken (und vor allem deutlich unflexibler) wirkt.

Von anderen Diensten dürfen wir uns direkt wieder verabschieden: Getnow hat nach dem Neustartversuch zu Beginn des Jahres gerade bekannt gegeben, sein Liefergeschäft in Deutschland erneut einzustellen – und sich als Quick-Commerce-Anbieter in Polen wieder zu erfinden.

Es könnte sich also lohnen, den Lebensmitteleinzelhandel auch im neuen Jahr nicht aus den Augen zu lassen, und selbstverständlich sind Sie herzlich dazu eingeladen, dies weiterhin hier im Blog zu tun.

Dankeschön!

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In jedem Fall: frohes Fest und einen guten Start ins neue Jahr! Stehen Sie zwischen den Feiertagen nicht so lange an Kassen herum, erst recht nicht in der aktuellen Situation.

Der Text wurde nachträglich mit dem Hinweis auf den Foodpanda-Rückzug ergänzt.


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