Budni-Abschied aus Bamberg: Edekas Traum vom Drogeriemarkt-Imperium zerplatzt

Budni-Abschied aus Bamberg: Edekas Traum vom Drogeriemarkt-Imperium zerplatzt

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Eigentlich wollte Edeka seinen selbstständigen Kaufleuten mit Budni dazu zu verhelfen, im Fachhandel mit Drogerieartikeln eigene Schlagkraft zu entwickeln. Doch jetzt schließen zwei der Pioniermärkte – und die Idee vom Fachmarktkonzept für alle scheint sich erledigt zu haben.

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Während es vor ein paar Jahren erst so aussah, als würde nach der Liebesheirat der Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky mit Edeka im Jahr 2018 vor allem der neue Partner mit der Eröffnung von Drogeriemärkten außerhalb der bisherigen Stammregion in die Gänge kommen, hat sich das Bild inzwischen gedreht: Nach einer Corona-Verschnaufpause hat die Budni-Betreiberfamilie Wöhlke Berlin als zentralen Expansionsstandort auserkoren – und eröffnete im Laufe der vergangenen Monate einen Markt nach dem anderen, im Süden, Westen und Osten der Hauptstadt (siehe Supermarktblog).

Inzwischen betreibt die Iwan Budnikowsky Berlin GmbH insgesamt neun Berliner Märkte mit dem neuen Ladenkonzept, den jüngsten davon in der Wilmersdorfer Straße (Titelfoto), in unmittelbarer Nähe von dm und schräg gegenüber der dortigen Rossmann-Vorzeigefiliale.

Budni-Eröffnung in Berlin-Wilmersdorf; Foto: Smb

Zwei weitere Berlin-Budnis werden von der Edeka-Regionalgesellschaft Minden Hannover geführt; ein dritter soll im nächsten Jahr dazu kommen.

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Im übrigen Land allerdings scheint die Drogeriemarktexpansion, mit der Edeka gezielt dm, Rossmann und Müller angreifen wollte, aber leise wieder abgeblasen worden zu sein.

Ein besonders harter Rückschlag

„Verlieren steht (…) nicht auf der Agenda“, ließ sich Edeka Marketing- und Vertriebs-Vorstand Claas Meineke vor drei Jahren gegenüber dpa zitieren, als 50 neue Budni „pro Jahr“ als „mittelfristige Planung“ angekündigt waren. Davon ist Edeka derzeit nicht nur weit entfernt, der in Hamburg geschmiedete Angriffsplan muss auch regelmäßig Rückschläge verkraften. Der neuste ist besonders hart: Die Edeka-Kaufleute Boris und Kristina Massak, die in der Region Nordbayern-Sachsen-Thüringen neun Märkte unter gelb-blauem Banner führen, haben angekündigt, ihre beiden Budni-Drogeriemärkte in der Bamberger Innenstadt und in Litzendorf Ende Oktober dicht zu machen.

Die Filialen gehörten zu den ersten neuen Budnis, nachdem Edeka sich das Konzept zur Freigabe für seine selbstständigen Kaufleute geangelt hatte.

Auf Anfrage von Infranken.de, das zuerst berichtete, erklärt eine Edeka-Südwest-Sprecherin, die Schließung erfolge „[i]m Zuge des derzeit wirtschaftlich angespannten Marktumfelds, unter anderen mit zunehmenden Energiekosten, steigenden Mietpreisen und zurückhaltendem Einkaufsverhalten seitens der Kundinnen und Kunden“. Dies habe dazu geführt, dass „die beiden Budni-Märkte in Bamberg und Litzendorf nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden“ könnten. Mitarbeiter:innen sollen in anderen Läden untergebracht werden.

Krachend gescheiterter Masterplan

Die Schließung ist bitter für die Kaufleute – sie ist aber auch ein herber Rückschlag für Edekas ursprünglichen Masterplan.

Denn laut Filialübersicht auf budni.de verbleibt nach der Schließung der beiden Drogeriemärkte in der Region Bamberg nur noch der Budni in Lahr (Schwarzwald) als einziger unabhängig geführter, in diesem Fall vom Edeka-Aufsichtsratschef und Großfilialist Uwe Kohler.

Auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es zwar vereinzelte Budni-Märkte von Edeka: in Beckingen, Hirschberg an der Bergstraße (Eröffnung für Oktober geplant), Mannheim-Seckenheim, Metjendorf, Offenburg, Potsdam und Wald-Michelbach (Eröffnung ausstehend). Die werden aber allesamt von den beiden Edeka-Regionalgesellschaften Minden Hannover (via Budni Minden-Hannover GmbH) und Südwest (via neukauf markt GmbH) geführt bzw. geplant. Und das bedeutet, dass man in Hamburg zumindest mit seinem Ansinnen, den eigenen Kaufleuten mit Budni dazu zu verhelfen, im Drogeriefachhandel Schlagkraft zu entwickeln, krachend gescheitert ist.

„Dies ist der richtige Weg, weil Kunden bestimmte Sortimente in Fachmärkten suchen“, hatte Edeka-Chef Markus Mosa 2019 erklärt. Damals hieß es auch: „Anspruch des EDEKA-Verbunds ist es, den selbstständigen Kaufleuten (…) kontinuierlich neue Optionen für Wachstum und Diffe­renzierung zu erschließen“.

Wenigstens ein paar Synergieeffekte

Ob und wie sich das mit Budni noch ändern soll, ist unklar. Das Aus in Bamberg dürfte jedenfalls nicht dazu führen, dass andere Kaufleute sich im Bemühen, einen Budni in ihre Region zu holen, überschlagen werden.

Womöglich muss man sich in Hamburg mittelfristig mit dem Gedanken arrangieren, mit dem in die Familie geholten und relaunchten Drogeriemarktkonzept und der Betreiberfamilie Wöhlke erfolgreich das eigene Portfolio erweitert und Synergieeffekte für den gemeinsamen Eigenmarkeneinkauf mit Netto (ohne Hund) erzielt zu haben.

Aber vielleicht ist es an der Zeit, sich auch einzugestehen, dass man den beiden Hauptkonkurrenten damit nur bedingt etwas anhaben kann.

Anders gesagt: wenn Verlieren nicht auf der Agenda steht, dann vielleicht – Aufgeben?

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5 Kommentare
  • Kenne Budni noch von früher, in den Neunzigern in Hamburg. War immer sehr schön, dort einzukaufen, fast wie das besagte Einkaufserlebnis. Für die damalige Zeit gab es eine gute Produktauswahl, gerade auch im Biolebensmittelbereich, und sehr beliebte Eigenmarken und insgesamt ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis. Bei den Eigenmarken hatte Budni eine zeitlang dann eine Kooperation mit dm, was aber stimmig war und ebenfalls gut zu Budni passte. Vor einigen Wochen war ich das erste Mal nach fast zwanzig Jahren wieder in einer Budni-Filiale, in Schleswig-Holstein. Es war wie ein Schock… hätte nicht gedacht, dass sich das mal so entwickeln würde. Ein so hochwertiges Konzept so kaputt gehen zu lassen… Sehr schade! Ich wünsche der ursprünglichen Eigentümerfamilie alles Gute und hoffe, dass Edeka von den Wachstumsplänen auf Krampf absieht und sich lieber auf den Norden und die Kerngebiete konzentriert.

  • Gerade die großen Märkte auf dem Land sollten mit Mietkosten (meist in eigenen, finanzierten Gebäuden) und Energiepreisen (oft mit Photovoltaik, Wärmepumpen usw. ausgestattet) weniger Probleme haben. Da sie meist auch flexiblere Räumlichkeiten haben, könnte man dort ja vielleicht Budni store-in-store testen. Die Drogeriemärkte vor den Toren der kleinstädtischen Rewe– und Edeka-Märkte sind jedenfalls meistens recht groß und gut besucht. Und wenn die Märkte in den noch kleineren Orten, wo es gar keine Drogerien mehr gibt, die Kunden von der Fahrt in die Stadt abhalten können, wäre das doch möglicherweise lohnenswert.

  • Schade.Aber das war irgendwie zu erwarten. Budni ist in meinen Augen ein Großstadtkonzept. Viel Bio, viel hochwertige Kosmetik ect. Das kommt wohl in ländlichen Regionen nicht so gut an. Ich war ein paar mal in dem ersten Edeka-Budni in Bamberg der schon im vergangenen Jahr schloß. Der war eigentlich immer leer. Obwohl der Edeka-Markt in dem die Filiale war vor allem an Samstagen brechend voll war.
    Weitgehend unbekannt ist die Marke außerhalb Norddeutschlands dazu immer noch. Die Konkurrenz durch Rossmann, dm und Müller ist halt erdrückend. In Berlin scheint es aber wohl besser zu laufen da eröffnen die Wöhlkes neuerdings recht viele Filialen. Vielleicht, hätte man die ganze Expansion auch nur die Gründerfamilie machen lassen sollen, statt das an Edeka Kaufleute zu deligieren die offensichtlich kein allzu großes Interesse daran haben.

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