Wegen Payback: Lässt Rewe die Treueherzen sterben?

Wegen Payback: Lässt Rewe die Treueherzen sterben?

Partner:

Sie müssen jetzt ganz stark sein. Setzen Sie sich erstmal hin. Es ist nämlich gut möglich, dass Rewe – die Treueherzen sterben lässt!

Für alle, die ihren halben Hausrat bisher dadurch erneuert haben, beim Einkaufen Klebepunkte zu hamstern und diese dann gegen monetäre Zuzahlung in Pfannen, Sportartikel oder Reisekoffer zu tauschen, brächen schwere Zeiten an.

Rewe-Treueaktion im Frühjahr 2013

Alle anderen, die jetzt jauchzend in die Luft gesprungen sind, weil sie glauben, Kassierern künftig nicht mehr Auskunft über Treueverhalten geben zu müssen, sollten sich jedoch nicht zu früh freuen: Heute hat Rewe bekannt gegeben, im kommenden Jahr Partner des Payback-Bonusprogramms zu werden und die entsprechenden Kundenkarten zu akzeptieren. Bei deren Vorlage an der Kasse wird dem Besitzer ein Kleinstbetrag pro ausgegebenem Euro in Form von Punkten gutgeschrieben. In welchem Verhältnis, ist noch nicht kommuniziert.

Jetzt muss Rewe überlegen, wieviele unterschiedliche Einkaufsbelohnungssysteme sinnvoll sind – und vor allem: wieviele sich den Kunden zumuten lassen, die schon jetzt  in die Luft gehen, wenn sie bei jedem Bezahlvorgang ihre Klebepunkte-Ablehnung erneuern sollen.

[Nachtrag vom 25. Februar 2014: Eine Aktualisierung steht jetzt hier.]

Da Payback die Möglichkeit anbietet, die gesammelten (nicht-klebenden) Punkte ebenfalls in unnötigen Staubfängerhausrat umzuwandeln („Chefspoon Lafer by WMF“, „Schildkröt Fitness Balance-Kissen“, „Gäste-Pantoffel-Set“), wären die Rewe-eigenen Treueaktionen eigentlich überflüssig. Dass der Kölner Konzern freiwillig die zusätzlichen Klebebildaktionen aufgibt, ist hingegen unwahrscheinlich. Dafür funktioniert der Köder viel zu gut bei Kindern, die darauf bestehen, sämtliche Einkäufe nur noch in den Läden zu erledigen, bei denen die Tante, wenn sie Mama oder Papa zum Schluss die Kohle abknöpft, auch Futter fürs Sammelalbum rausrückt.

(Ewig dürfte die Masche allerdings nicht ziehen; das aktuelle Klebebildchen-Thema „Unser Deutschland“ ist jedenfalls schon arg an den Haaren beigezogen, und auch reichlich peinlich.)

Für Payback ist der neue Partner ein ziemlicher Scoop – weil Rewe mit seinen rund 3300 Märkten und Millionen Kunden dem Unternehmen zahlreiche neue Mitglieder zuspülen dürfte.

Dabei ist Rewe nicht der erste Supermarktpartner von Payback. Die Metro-Tochter Real war Gründungspartner des Programms und ist deshalb von Anfang an dabei, seit 13 Jahren. Lange war es bei Payback üblich, nur jeweils einen Partner aus jedem Handelsbereich zu haben. Die unmittelbare Konkurrenz musste draußen bleiben. Spätestens seitdem im vergangenen Jahr die Biosupermärkte (und Rivalen) Alnatura und Denn’s gleichzeitig Payback-Mitglieder wurden, scheint diese Regel aber außer Kraft gesetzt zu sein. Die „Lebensmittelzeitung“ berichtet, Payback könne Real einen Teil der Kosten für die Mitgliedschaft erlassen, damit der Wettbewerber Rewe duldet.

Der Neuzugang bei Payback erhöht gleichzeitig den Druck auf den Bonusprogramm-Konkurrenten DeutschlandCard, dem Edeka beigetreten ist – allerdings nur in vier der sieben Regionen. Bisher.

Die Wahrscheinlichkeit, an der Kasse künftig seltener Treueauskunft geben zu müssen, ist also gering. Vermutlich ändert sich bloß die Frage. Wer auf die klebenden Treueherzchen partout nicht verzichten mag, kann ja immer noch zu Kaiser’s gehen. Dort sind die Punkte, wie das Kassenpersonal weiß, nämlich immer noch „unaufgefordert aus[zu]händigen“ und definitiv:

„PFLICHT!!!“

Hinweis für Kaiser's-Kassenpersonal

Dank an Lukas für das Foto! 

Fotos: Supermarktblog (2)

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19 Kommentare
  • Aber, das muss ja noch dazu gesagt werden: Auch Real hat (seit Neuestem?) ein Klebeherzchengedöns. Zusätzlich zum Kindersammelspaß (Asterixmurmeln) und offensichtlich Payback. Es geht also wohl doch auch alles zusammen. Nur das im Real die Herzchen einfach mit rausgegeben werden, ohne zu fragen.

  • Schön wenn man immer was zu meckern hat. Sollte es mal ein Supermarkt wagen keine Zusatzleistungen wie Treuepunkte, Payback oder ähnliches rauszugeben ist das Geschrei groß.

    • Im Gegenteil: ich würde frohlocken und tirilieren, wenn nicht gar ein paar ergriffene Freudentränchen vergießen, wenn ich bei meinem täglichen Mittagspausen- oder wöchentlichen Vorratskauf endlich nicht mehr an der Kasse mit tausend Zusatzfragen („Treuepunkte? Rabattheftchen? Paybackkarte? Bon? Bargeld abheben?“) behelligt würde. Ein simples Dangtschao (Danke / tschau) reicht mir völlig. Wer diesen ganzen unnützen Tinnef wieder abschafft, wird mein Supermarkt des Herzens.

  • Wahrscheinlich bin ich ja ein Einzelschicksal.
    Aber ich hätte es am liebsten, wenn ich einfach freundlich bedient werde – ohne Payback, Treuepunkte/herzen oder irgendwelchen anderen Schnickschnack.
    Offenbar lohnt sich das aber, sonst würden die Ketten so was nicht machen – aber es lohnt wohl nicht so sehr, dass Aldi und Lidl da mit einsteigen würden 😉

  • Je weniger Treue-Klimbim desto erfolgreicher. So könnte das Fazit lauten. Rossmann, Aldi Nord/Süd, Lidl und Kaufland verschonen die Kunden und verbessern eher ihren Service oder sogar die Produkte. Eine Ausnahme bildet dm, wo man Payback-Punkte bekommt und der Laden trotzdem brummt. Bei netto (ohne Hund) gibt es cardnmore-Punkte, wenn man eine entsprechende Maestro-Karte einsetzt. Penny verschreckt die Kunden auch ohne jede Zuwendung.

    Disclaimer: Ich habe ein Payback-Karte.

  • Ich hab noch Herzchen von Tengelmann, mit denen ich aber nichts mehr anfangen kann, seit sich Kaisers-Tengelmann aus dem Ländle zurückgezogen hat. Kann ich die noch irgendwo in Rewe-Herzchen umtauschen, bevor die auch nicht mehr nützlich sind?

  • Schade, und ich hab mich schon so gefreut, bald wieder bei einem Nicht-Discounter kaufen zu können ohne an der Kasse einen Wutausbruch zu erleiden. Diese Fragerei nach irgendeinem Rabattkram ist einfach ärgerlich. Wer jeden Tag bei Rewe, Kaisers oder Real sein Mittagessen kauft, wird jeden Tag gefragt. Sammeln Sie? Nein. Sammeln Sie? Nein. Sammeln Sie? Neeeeeein.

    Das Dumme dabei ist, man kann in seiner Wut nicht mal die Kassierer anscheißen, weil die machen das ja nicht freiwillig, sondern das ist die Idee derer weiter oben, an die man zwecks Schimpfkanonade nicht rankommt. Schade. Sehr schade. So bleiben immer noch Aldi und Lidl als Zentren der Ruhe. Hoffentlich ziehen die nicht nach, sonst muss ich bald nach Polen zum Einkaufen…

  • payback ist mein absoluter lieblings teutoneoanglizismus. quasi der pajero in dieser kategorie.
    denn payback bedeutet treffenderweise auch vergeltung, heimzahlung und rache im englischen, denn irgendetwas müßen wir verbrochen haben das wir mit diesem kundenbindungsmist geschlagen werden.

  • Kleinstbetrag (Payback) contra Treueherzen für Hausrat gegen Zuzahlung (wie bislang)…

    Dann nehme ich lieber die Paybackpukte, die ich auch 1:1 gegen Bargeld bzw. Einkaufsgutscheine einlösen kann, bevor ich Treueherzen sammle die ich nur zeitlich begrenzt für eine bestimmte Art von Prämien (Koffer, Messer, Gläser) sammeln kann.

    Meine Paybackpunkte kann ich notfalls auch noch nach drei Jahren einlösen, während die Treueherzen in dieser Zeit schon 5 mal abgelaufen sind…

  • so leids mir tut für die Herzen Freunde, finden wir das den richtigen Schritt.payback ist in Summe flexibler und der Kunde hat mehr davon, was er sich aussuchen kann. Die Herzen hat einfach nicht jeder toll gefunden, inkl. mir

  • Statt diesem ganzen Punktegedöns wäre es mir viel lieber, die Kosten für diese ganzen Programme in eine Reduzierung der Grundpreise einzuarbeiten.

    Das Programm kommt dem Kunden nicht wirklich zugute, ganz im Gegenteil.
    Er bezahlt dafür mit höheren Preisen. Kein Unternehmen hat auch nur einen Cent zu verschenken. Wenn ich daran denke, wie viel teurer die meisten (Marken-)Produkte bei Real im Gegensatz zu den Konkurrenten sind.

    Aber Kunden, die nur wegen dieser Aktionen irgendwo einkaufen gehen, haben es offenbar nicht verstanden und/oder zu viel Geld über.

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