Nach dem Delticom-Strategiewechsel: Alnatura schließt seinen Online-Shop mit Gourmondo

Nach dem Delticom-Strategiewechsel: Alnatura schließt seinen Online-Shop mit Gourmondo

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Noch im Januar macht Alnatura Schluss mit dem Online-Verkauf seiner Eigenmarken, der bislang vom Partner Gourmondo organisiert wurde.

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Um zurück in die Gewinnzone zu kommen, hat der kriselnde Reifenhändler Delticom Ende des vergangenen Jahres beschlossen, sich „auf das profitablere Kerngeschäft (…) zu fokussieren“. Dass das nicht ohne Konsequenzen für das nebenbei betriebene Online-Lebensmittelgeschäft bleiben würde, hat Exciting Commerce bereits in der vergangenen Woche vermutet.

Bislang betreibt Delticom nebenbei die Shops Lebensmittel.de und Gourmondo, im zweiten Halbjahr 2018 hatte die Gruppe zudem Allyouneed Fresh von DHL erworben („diente hauptsächlich einer Steigerung der Lagerauslastung“; PDF). Die Akquisition führte zu einer „erhöhten Kostenbasis im ersten Halbjahr 2019“. Bis Ende 2019 sollte der Restrukturierungsprozess abgeschlossen sein. Derzeit befindet sich Allyouneed Fresh allerdings im „Wartungsmodus“.

Und in einer Pressemeldung von Delticom heißt es:

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„Die Fortführung aller anderen Aktivitäten der Gruppe wird gegenwärtig geprüft.“


Screenshot: allyouneedfresh.de / Smb

In der Branche wird spekuliert, dass die Online-Supermärkte bald abgestoßen oder geschlossen werden könnten. Für Letzteres spräche auch, dass auch die Darmstädter Biomarktkette Alnatura am Freitag angekündigt hat, ihren in Kooperation mit Gourmondo betriebenen Online-Shop einstellen zu wollen – und zwar bereits zum Ende des laufenden Monats:

„Wir schließen unseren Alnatura Onlineshop zum 31.01.2020 und danken Ihnen herzlich für Ihre langjährige Treue.“

Auf alnatura-shop.de wird derzeit das komplette Sortiment mit 15 Prozent Abschlag verkauft (via).


Screenshot: alnatura-shop.de / Smb

Damit verfügt Alnatura künftig nicht mehr über eine eigene Anlaufstelle für Online-Kund:innen; die Abschiedsformulierung auf der Website erweckt auch nicht den Eindruck, als sei geplant, das mittelfristig wieder zu ändern. Immerhin leiten die Hessen Besteller:innen an ihre Partner weiter, über die sich Alnatura-Eigenmarkenprodukte weiterhin im Netz bestellen lassen. Dazu gehören u.a. die Edeka-Tochter Bringmeister in Berlin und München (die das komplette Sortiment anbietet, allerdings zum Teil mit happigen Preisaufschlägen), Rossmann (Produkte aus dem Trockensortiment) und Edeka24 (wer kennt es nicht?).

(Amazon Prime und Fresh tauchen in der Liste nicht auf, allerdings bezieht der Konzern zahlreiche Alnatura-Eigenmarkenprodukte über den Handelspartner Tegut und kann damit ebenfalls ein ansehnliche Auswahl bieten.)

Fachhändler ohne eigene Online-Shops

Die Schließung des Online-Shops ist insofern nachvollziehbar, als dass Alnatura darüber in den vergangenen Jahren kaum nennenswerte Umsätze erzielt haben dürfte – intensiv für das Angebot werben wollte die Kette bislang freilich auch nicht. Dafür gab es in den vergangenen Jahren zu viele andere Baustellen.

Außerdem fügt man sich mit der Online-Zurückhaltung nahtlos in die Reihen der übrigen deutschen Bio-Fachhandelsketten ein, von denen künftig keine mehr über einen eigenen Online-Shop verfügt. Die Sortimente sind fast ausschließlich stationär zu kaufen. In der Vergangenheit hatte Basic aus München mit Amazon Prime und Fresh kooperiert, die Zusammenarbeit aber aus Aufwands- bzw. Rentabilitätsgründen wieder beendet (siehe Supermarktblog). Bio Company aus Berlin verkaufte Eigenmarken über Allyouneed Fresh.

Die Vorsicht dürfte zum einen daran liegen, dass sich die Umsätze mit online eingekauften Lebensmitteln in Deutschland weiterhin auf verhältnismäßig niedrigem Niveau bewegen – wohingegen die vor allem stationär erzielten Umsätze mit Bio-Lebensmitteln weiter kräftig wachsen. Die Handelsketten expandieren deshalb in erster Linie mit neuen Läden, auch um sich in ihrem Stammgeschäft gegen Supermärkte und Discounter zu behaupten müssen, die sich ein schärferes Bio-Profil zulegen (siehe Supermarktblog).

Geht das von alleine wieder weg?

Dazu kommt, dass der filialiserte Bio-Fachhandel hierzulande ohnehin eher durch Abkapselungstendenzen als durch Kooperationsbereitschaft und Innovationskraft auffällt (Alnatura mal ausgenommen).

Das führt allerdings auch dazu, dass sich im schnell wachsenden Online-Handel mit Lebensmitteln eher die Bio-Eigenmarken der klassischen Handelsketten etablieren können, ergänzt durch die Sortimente ihrer Markenpartner (z.B. Bio Zentrale und Bio Gourmet). Dieser Vorteil wird sich in – wenn überhaupt – von anderen Anbietern in Zukunft nur mühsam wieder aufholen lassen. Auch sonst scheinen die Ketten eher darauf zu hoffen, dass das Internet wieder von alleine weggeht, wenn sie es nur konsequent genug ignorieren.

Vor knapp zwei Jahren hatte Alnatura-Gründer Götz Rehn in einem Interview angekündigt, mit einem Liefer- bzw. Abholdienst experimentieren zu wollen, bei dem die Kommissionierung von Kund:innen-Bestellungen aus den Filialen heraus erfolgen sollte. Falls es ein solches Experiment gegeben haben sollte, hatte es bislang keine sichtbaren Auswirkungen auf die Gesamtstrategie des Unternehmens

Wenig Dynamik im Online-Markt

Damit unterscheidet sich der Bio-Fachhändler allerdings kaum von seinen konventionellen Konkurrenten, die mehrheitlich ebenfalls stark auf den klassischen stationären Verkauf fokussiert sind.

Ein wahrscheinlicher werdendes Aus für Gourmondo, Lebensmittel.de und Allyouneed Fresh würde wiederum bedeuten, dass sich das Geschäft mit online verkauften Lebensmitteln in Deutschland noch stärker als bisher auf die existierenden Anbieter konzentriert, u.a. Rewes Lieferservice und das in NRW schnell expandierende Picnic. Edekas Bringemeister und Amazon Fresh treten momentan auf der Stelle.

Titelfoto [M]: Supermarktblog, alnatura-shop.de"

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