Gerade einmal dreizehn Monate nach der Neueröffnung schließt die hessische Supermarktkette Tegut die erste der übernommenen Filialen des früheren Bio-Fachhändlers Basic schon wieder: Nach Medienberichten soll laut einem Aushang in der Filiale bereits an diesem Freitag (28. Februar) der letzte Verkaufstag sein. Die Tegut-Kund:innenbetreuung erklärt hingegen auf Nachfrage, der Laden schließe zum Samstag, 1. März 2025.
Als Grund verweist Tegut auf „wirtschaftliche Gründe“: Die Kund:innen hätten den Markt – der einzige reguläre Tegut in der Mannheimer Innenstadt (B1 3-5) – nicht so angenommen wie erhofft.
Der Tegut-Teo-Markt am Mannheimer Hauptbahnhof sei von der Schließung nicht betroffen und soll weiter geöffnet bleiben.
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Die Tegut-Mutter Migros Zürich hatte Ende des vergangenen Jahres angekündigt, alle Filialen auf den Prüfstand zu stellen und unrentable Märkte im Zuge eines harten Sanierungsprogramms zu schließen oder an Wettbewerber weiterzugeben (siehe Supermarktblog). Ob die Fläche in Mannheim an einen anderen Lebensmitteleinzelhändler übergehen wird, ist derzeit nicht bekannt.
Kund:innen sind nicht vom Konzept überzeugt
Relevant ist die Schließung aber auch deshalb, weil der Mannheimer Markt einer von 19 war, mit denen Tegut eigentlich seine Expansion forcieren wollte: Dafür hatte die Handelskette die Standorte von Basic Bio übernommen und schrittweise auf das Tegut-Konzept umgestellt.
Größere Renovierungen blieben in diesem Zuge aber aus; auch heute erinnern zahlreiche Verkaufsflächen noch an das frühere Basic-Design. Allerdings machte Tegut aus den Bio-Fachmärkten klassische Supermärkte – mit hohem Bio-Anteil und zahlreichen Bio-Eigenmarken zwar. Vorherige Bio-Stammkund:innen schienen sich von der Konzeptumstellung aber – euphorischer Bejubelung in Fachmedien zum Trotz – nicht überzeugen zu lassen, wie u.a. aus Kommentaren im Netz hervorgeht.
Das Argument aus Fulda, die Flächen nur als klassische Supermärkte wirtschaftlich betreiben zu können, erwies sich zumindest in Mannheim nun bereits nach kurzer Zeit als Irrtum.
Für die übrigen umgestellten Basic-Teguts sind das keine besonders guten Vorzeichen.
Schnelle Rolle rückwärts
Zumal auch an anderen Standorten zwischendurch bereits Änderungen am Format vorgenommen wurden. Supermarktblog-Leser Aufrechtgehn berichtete aus einem der umgestellten Basic-Teguts in Frankfurt am Main, dass das Tegut-Konzept dort aus Kund:innensicht überhaupt nicht aufgehe:
„Erstes Problem: der Laden ist von seiner Größe her perfekt für einen reinen Bio-Supermarkt, aber viel zu klein für einen regulären Vollsortimenter. Das Ergebnis ist, dass die Auswahl sowohl bei Bio als auch beim konventionellen Sortiment schlecht ist. Ja, es gibt sehr viel mehr Bio als bei Rewe, aber auch sehr viel weniger als vorher bei basic oder bei Alnatura und denn’s.“

Ausgerechnet die Bio-Preiseinstiegsmarke „Tegut Bio zum kleinen Preis“ sei in dieser Filiale „fast nicht zu bekommen, stattdessen gibt’s Alnatura bis zum Abwinken – nicht gerade ein Plus für die Kundenbindung“.
Wegen fehlenden Personals müsse an der Kasse lange angestanden werden; SB-Kassen wurden erst gar nicht verbaut.
Backtheke, Fleisch- und Wursttheke sowie Obstabteilung führten zur Neueröffnung 100 Prozent Bio-Ware. Inzwischen gebe es aber „immer mehr konventionelle Ware – zulasten der Bio-Auswahl und ohne erkennbaren Mehrwert“. Mitte Dezember wurde die Bedientheke für Fleisch und Käse schließlich komplett geschlossen und durch SB-Ware ersetzt.
Keine pro-aktive Medienkommunikation
All das klingt sehr danach, dass Tegut mit seiner ursprünglichen Annahme, die Märkte durch neue Bio-affine Supermarkt-Kund:innen wirtschaftlich betreiben zu können, falsch lag – oder dass man nicht genügend dafür getan hat, dieses Konzept erfolgreich umzusetzen.
Wie – und ob – es mit Tegut nach den vollzogenen Filialschließungen weitergeht, ist weiterhin völlig unklar: Auf einen Bericht zur Umsatzentwicklung, wie er in den vergangenen Jahren regelmäßig Mitte Januar veröffentlicht worden war, hat die Fuldaer Handelskette in diesem Jahr bislang verzichtet.
Die bisherige Leitung der Unternehmenskommunikation, die zuletzt ohnehin nur die Sanierungsmitteilung der Mutter spiegeln durfte, hat die Handelskette verlassen. Die pro-aktive Medienkommunikation scheint man mit Ende des vergangenen Jahres vorerst komplett eingestellt zu haben – obwohl sie gerade nötiger wäre denn je.
Tegut-Teo-Expansion stockt ebenfalls
Inwiefern die Expansion mit dem Hybrid-Format Tegut Teo weitergeht, ist unklar. Nach aktuellen Medienberichten sollen vormals geplante Teos im Raum Göppingen ausgesetzt worden sein, „weil sich die Expansionsstrategie des Unternehmens aufgrund der Übernahme der Bio-Supermarktkette Basic verändert hat“, teilte die Stadt Göppingen der „Stuttgarter Zeitung“ mit.
Die ausgegliederte Vermarktungstochter Smart Retail Solutions hat auch ein Jahr nach der Gründung noch keinen Franchise-Partner für das Format benannt.
Zuletzt hatte Ende des vergangenen Jahres erstmals ein vollständig kassenloser Indoor-Teo in Marburg eröffnet.
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Ähnlich ist die Lage im Tegut München Fürstenrieder Straße. Wenn ich da mal reingehe (weil der „Bäcker“ beim Edeka 50 Meter weiter Semmeln in Discountqualität, aber zum Bäckereipreis verkauft, dagegen schmecken die vom Tegutbäcker sehr gut) ist da immer wenig los. Die Fläche ist nicht sehr groß und die Preise für normale Ware kommen mir recht hoch vor, der Eingang ist komisch verbaut und nicht einladend. Die Umgebung ist natürlich auch schwierig mit Edeka, Rewe und Aldi auf wenigen hundert Metern, da fehlt mir der Impuls genau dort einzukehren, außer wenn ich mal Langeweile habe und ungewöhnliche Marken sehen will.
Das wundert mich nicht – von den vier teguts in München, die ich kenne, sind zwei ehemalige Basics und bei meinen Besuchen stets menschenleer.
Ein tegut-Neubau befindet sich neben einem gut besuchten Einkaufscenter, davon abgetrennt durch eine vielbefahrene Straße, in einem Untergeschoß hinter einer Ladenzeile. Beim einzigen Besuch an einem Freitagmuttag war ich der einzige Kunde in einem riesigen, tollen, aber menschenleeren Laden.
Die Vorzeigefiliale im Hauptbahnhof: eine lange Wand am Eingang, an der Obst und Gemüse waren sowie unverpackte Waren: seit Wochen eine lange, nackte Wand, an der noch sinnlose Beschriftungen über nichts hängen.
Bedientheken oft geschlossen, und am Eingang ein schäbiger kopierter Zettel, dass man aufgrund technischer Probleme erst um acht Uhr öffnen könne. Seit Wochen.
Mein Eindruck:
tegut hat bei uns entweder schon aufgegeben, oder sie haben tatsächlich niemanden mehr, der sich um die Läden kümmern kann.
Die Marke aber auch überhaupt nicht zu bewerben, sondern an die neuen Läden einfach nur Schilder mit der hier fast unbekannten Marke dranzuschrauben, erschien mir aber von Anfang an kühn.
Die (jetzt ehemalige) Tegut-Filiale im Mannheimer Quadrat B1 war am 1. März geschlossen. Was auf dem Aushang stand, stimmte also.
Eine der beiden Tegut-Filialen in der Eichleitnerstraße in Augsburg (ehemals Basic) hat ebenfalls zum 28.02. geschlossen. Der Laden lief leider auch nie so richtig, zumal es Lidl, Edeka, Aldi, Netto und Kaufland in direkter Umgebung gibt.