SB statt Beratung: Tegut schließt systematisch Frischetheken in Ex-Basic-Filialen

SB statt Beratung: Tegut schließt systematisch Frischetheken in Ex-Basic-Filialen

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Glänzende Edelstahltheken, viel Platz in der Auslage – aber niemand dahinter: In übernommenen Basic-Filialen lässt Tegut gerade erst neu gestaltete Bedientheken leer stehen und setzt nach erneutem Umbau auf Selbstbedienung. Eine Sparmaßnahme, die symbolisch für die gesamte Sanierungsnot der hessischen Supermarktkette steht.

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Es ist ein bemerkenswerter Anblick in den ehemaligen Basic-Märkten, die Tegut in den vergangenen Monaten mit großem Aufwand übernommen und für das eigene Format umgebaut hat. Bedientheken aus Glas und Edelstahl, weiß gekachelte Rückwände mit Akzenten in den Tegut-Farben – und ein Schild, das lapidar mitteilt:

„Aus personellen Gründen hat die Frischetheke dauerhaft geschlossen.“

Auf Tegut umgestellte Ex-Basic-Filiale in München: Hier wird nicht mehr bedient; Foto: Smb

Die Situation ist symptomatisch für die Lage der hessischen Supermarktkette, die derzeit unter dem Druck ihres Eigentümers, der Schweizer Migros Zürich, steht – und für ein Sanierungskonzept, bei dem es derzeit in erster Linie ums Kostensparen zu gehen scheint. Selbst wenn das bedeutet, damit langfristige Positionierungsvorteile aufzugeben.

Tegut hatte nach der Insolvenz des Bio-Händlers Basic im Jahre 2023 ingesamt 19 deutsche Märkte übernommen, auch um in Süddeutschland schneller expandieren zu können. Nach Abschluss der Übernahme wurden die Läden auf das Tegut-Konzept umgestellt, Frischetheken inklusive. Fleisch und Wurst sollten Aussagen der damaligen Geschäftsführung zufolge „zu 100 Prozent bio“ bleiben, das Bio-Angebot an der Käsetheke (80 Prozent) mit konventionellen Sorten ergänzt werden, um für Frequenz zu sorgen.

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Doch unter dem Ende des vergangenen Jahrs von Migros auferlegten Sparkurs (siehe Supermarktblog) erfolgt nun der Rückbau.

Theken ohne Bedienung

In zahlreichen Münchner Filialen – u.a. Maxvorstadt, Schwabing-West – zeigte sich zuletzt dasselbe Bild: Theken in hochwertigem Ambiente, aber ohne Personal, teilweise schon umfunktioniert zu SB-Bereichen, aus denen sich vorgepackter Käse, Fleisch und Wurst sowie Antipasti entnehmen lassen. Auf sonst unbenutzten Glasvitrinen stehen Weinflaschen und Spirituosen zur Dekoration, um die Leere zumindest etwas zu kaschieren. Im Arbeitsbereich lagern noch Scheidemaschinen, Grills und Kühlschränke, davor liegen neue, fast unbenutzte Schneidebretter. An den Wänden hängen Tegut-gebrandete Motive: „Aus der Region, für die Region“.

Fragen an Mitarbeiter:innen, ob dieser Zustand vorübergehend ist, falls neues Personal gefunden wird, werden verneint.


Auch Münchner Bestandsfilialen sind von der Umstellung betroffen: Im Untergeschoss des Einkaufszentrums Elisenhof am Hauptbahnhof blicken Kund:innen in eine aufwändig ausgebaute, voll funktionsfähige Zubereitungs- und Portionierküche, in der niemand mehr arbeitet. Auf der schwarzen Wandtafel steht noch handschriftlich, dass zuletzt Farmerschinken und Delikatessleberwurst im Angebot waren. Die Screens der Waagen werben ungerührt: „Jetzt an der Frischetheke verpackungsfrei einkaufen!“ Aber die Auslage, auf der noch frühere Besonderheiten („direkt aus Italien“) gekennzeichnet sind, bleibt leer.

Ein großes Schild weist auf den bevorstehenden Umbau hin: „Freue dich auf einen neuen SB-Frischebereich.“

Auf Kühltheken montierte Spanplatten

An den ehemaligen Frankfurter Basic-Standorten hat Tegut die Umwandlung bereits abgeschlossen. Die früheren Thekenbereiche der Tegut-Filialen im Frankfurter Stadtteil Nordend und Bornheim wurden nach Auskunft von Mitarbeiter:innen schon zu Beginn des Jahres durch SB-Bedienbereiche ersetzt.

Das sieht eher wie aus der Not geboren aus: Statt einer hochwertigen Integration ins Marktkonzept wurden weiße Spanplatten deckenhoch auf die niedrigen Kühltheken gesetzt. Durch die verbliebenen Spalten an den Rändern links und rechts ist noch der gekachelte Bedienbereich dahinter zu erahnen – ein Symbol der Ressourcenverschwendung. Auch weil so natürlich wertvoller Regalplatz verloren geht, der in den kleineren Filialen eigentlich gut gebraucht werden könnte.

An den provisorisch wirkenden Wänden werben Blasen im Tegut-Design für „Regionale Vielfalt“, „Kurze Wege“, „Gute Haltung“ und „Faire Bedingungen“. In den Kühltheken darunter herrscht – je nach Laden – jedoch ein verwirrendes Durcheinander: Preisreduzierte, liegengebliebene Bio-Ware teilt sich den Platz inzwischen mit Produkten der Tegut-Eigenmarke „LandPrimus“, konventionellen Produkten wie „Wiesenhof Bruzzler“ und Billigware der Discount-Preis-Marke „Jeden Tag“. Das 100-Prozent-Bio-Versprechen, um die früheren Basic-Stammkund:innen zu halten, ist definitiv passé.

Und mit dem neuen SB-Konzept dürfte sich diese Hoffnung endgültig erledigt haben. Mancherorts gibt es nicht mal mehr eine klare Abgrenzung – verwirrend insbesondere für alle, die sich Bio plötzlich neben Billig heraussuchen sollen.

Die neuen SB-Bereiche können den Verlust der Bedientheken so jedenfalls kaum kompensieren – weder optisch noch qualitativ. Das wird vermutlich auch Auswirkung auf die jeweiligen Marktumsätze haben.

Symptom einer tieferen Krise

Die systematische Schließung der Bedientheken in mehreren Filialen dürfte eine der Sparmaßnahmen sein, mit denen Tegut wieder aufs Kurs gebracht werden soll. Allein 2024 verzeichnete die Handelskette einen Verlust von 55 Millionen Franken (etwa 57 Millionen Euro), wie Patrik Pörtig, Chef der Migros Zürich, im April im Gespräch mit der Schweizer „Handelszeitung“ (Abo-Text) bekannt gab.

Früherer Basic-Biomarkt in der Frankfurter Berger Straße nach Tegut-Umbau; Foto: Smb

Pörtig hatte der deutschen Tochter zuletzt ein unmissverständliches Ultimatum gestellt: „Es muss 2025 eine signifikante Verbesserung geben, und bis Ende 2026 muss die Firma schwarze Zahlen schreiben. Wenn wir das erreichen, hat das Unternehmen in der Migros eine Zukunft – sonst nicht.“

Der Fuldaer Supermarktbetreiber hatte bereits angekündigt, 120 Vollzeitstellen in den zentralen Diensten abzubauen und sich von 10 Prozent seiner über 300 Filialen trennen zu wollen.

Auch andere Händler setzen auf SB

Mit dem Verschwinden der Thekenbedienung inklusive persönliche Beratung in mehreren Märkten spart Tegut nun zwar Kosten ein, pulverisiert aber gleichzeitig einen Teil seiner Markenidentät, die in den Filialen weiter prominent ausgehängt ist.

Damit verliert der Händler nicht nur an Glaubwürdigkeit, sondern vergrault auch Kund:innengruppen, für die das Thekenangebot bei der Wahl ihrer Einkaufsstätte bislang entscheidend war – auch wenn diese Zielgruppe zunehmend kleiner wird. In Zürich und Fulda scheint man gewillt, das Risiko einzugehen, vermutlich auch um hohe Abschriften unverpackter Frischware zu vermeiden, die in den Theken liegen bleibt, wenn sie nicht zeitnah gekauft wird.

Andere Lebensmitteleinzelhändler wie Edeka und Rewe verlagern ihren Schwerpunkt ebenfalls, setzen stärker auf Selbstbedienung und lassen Mitarbeitende im Markt Frischware vorpacken, um damit jüngere Kund:innen anzusprechen (siehe Supermarktblog). Aber die wenigsten dürften unmittelbar zuvor noch – so wie Tegut bei Basic – in die Modernisierung der klassischen Theken investiert haben.

Nicht alle Tegut-Filialen sind betroffen

Auf die Frage, in welchem Umfang Tegut Frischetheken schließt, und ob vorrangig frühere Basic-Märkte betroffen sind, hat sich das Unternehmen auf Supermarktblog-Anfrage bis zum Erscheinen dieses Texts auch nach längerer Zeit noch nicht geäußert. Journalist:innen, die per E-Mail anfragen, lässt man derzeit per Autoreply wissen:

„Sollten Sie innerhalb der von Ihnen gesetzten Frist keine Rückmeldung erhalten, bedeutet dies nicht zwingend, dass wir keine Stellung beziehen wollen. In einigen Fällen kann die Bearbeitung mehr Zeit in Anspruch nehmen.“

Fakt ist, dass nicht alle Standorte von den Maßnahmen gleichermaßen betroffen sind. An der Frankfurter Galluswarte war die Frischetheke bei meiner Besuch kürzlich nach wie vor ein Aushängeschild der dortigen Tegut-Bestandsfiliale (mit ungebrochen hoher Kund:innen-Frequenz). Möglich wäre, dass man vor allem Kosten in den früheren Basic-Märkten scheut – und dafür bereit war, die teuren Umbaumaßnahmen abzuschreiben. Oder die Kosten in den süddeutschen Filialen zurückfahren möchte.

Die ursprüngliche Tegut-Idee, durch persönliche Beratung und Fachkenntnis eine Brücke zwischen Erzeuger:innen und Verbraucher:innen zu schlagen, wird damit aber – für die jeweiligen Märkte – faktisch aufgegeben.

Nächstes Sparpotenzial: Backwaren?

Inwiefern auch die Bäckereitheken betroffen sind, lässt sich noch nicht abschätzen: In den von mir besuchten Münchner Märkten gab es im Vorkassenbereich weiterhin Brot und Brötchen in Bedienung, gekennzeichnet mit dem Logo der Tegut-eigenen „Herzberger Bäckerei“. Die zunächst in der Filiale in der Frankfurter Berger Straße integrierte Backbedienung wurde inzwischen allerdings durch einen Brötchenknast mit Selbstbedienung ersetzt.

Hier stand nach dem Filialumbau mal eine Bedientheke: Jetzt fischen sich Bio-Fans in Frankfurt ihre Backwaren aus dem Brötchenknast; Foto: Smb

Der Anblick der ungenutzten Thekenanlagen für Käse, Fleisch und Wurst ist in jedem Fall ein irritierendes Symbol für den Niedergang einer einst ambitionierten Handelsidee. In den Frankfurter Ex-Basic-Märkten macht sich inzwischen nicht mal mehr jemand die Mühe, Angebote auf die über die SB-Ware gehängten Schiefertafeln zu schreiben. Dort steht einfach, ganz allgemein: „Weil Gutes Freude macht.“ Oder: gar nichts.

Aus der Vision eines nachhaltigen, beratungsstarken Supermarkts wird an den beschriebenen Standorten so ein konventionelles Format, das sich zunehmend schwerer damit tut, sein Alleinstellungsmerkmal zwischen Discountern und Bio-Fachmärkten zu definieren – und damit auch zunehmend seine Identität, mittelfristig womöglich sogar seine Daseinsberechtigung.

Danke an Sven, Harald und Einkaufswagen für Ihre Kommentare unter diesem Beitrag sowie die Anmerkungen von Aufrechtgehn u.a. unter diesem Beitrag. Wie ist die Situation in Ihrem Tegut-Markt? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!

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10 Kommentare
  • Mal abgesehen von der misslichen Situation, in der sich Tegut inkl. seiner ehemaligen Basic – Läden gerade befindet:

    Immer weniger bis gar keine Bedienung, immer mehr SB, das ist leider die Zukunft für alle entsprechenden Bereiche: Fisch, Fleisch, Wurst und Käse.

    In Brot/Brötchen/Backwaren – Abteilungen werden noch nicht ganz so schnell die Lichter ausgehen. Da ist die personelle Situation etwas entspannter und neue Kollegen müssen nicht so teuer bezahlt werden.

  • Unser Markt in Hanau wird aktuell umgebaut und das während dem normalen Betrieb. Der Eingangsbereich mit Obst und Gemüse ist bereits fast fertiggestellt. Man baut mittlerweile Gänge so auf, dass der Kunde durch den gesamten Laden laufen muss und kaum eine direkte Abkürzung nehmen kann zu den Kassen.

  • Der tegut in der Gießener Mall ‚Neustädter‘ ist Ankermieter und hat bis vor kurzem mit seiner Frischetheke geworben. Dort gab es Quiche in Einzelportionen sowie eine heiße Theke mit warmen Gerichten zum Mitnehmen.
    Am 14. Januar 2025 wurde die Theke in das SB-Format umgebaut und alle SB-Theken, die davor standen, entfernt.
    Offenbar hat das der selbe Ladenbauer wie der von den Fotos oben gemacht, denn auch hier wurde der bisherige Metzgereibereich mit weiß gestrichenen MDF-Billo-Platten verkleidet.

  • Ich wollte ja nicht schon wieder kommentieren, und ich weiß, es hat nichts mit den hier besprochenen Themen zu tun, aber es triggert mich einfach zu sehr: die Frankfurter ex-Basics stehen beide im Nordend. Entgegen tief verwurzeltem landläufigem Glauben gehört die untere Berger Straße ganz offiziell zum Stadtteil „Nordend-Ost“, der sich zwischen Cityring, Alleenring (teils ein Stückchen darüber hinaus), Eckenheimer Landstraße und Sandweg erstreckt. Selbst das Bürgerhaus Bornheim gehört noch dazu, absurderweise.

    Wo ich schon hier bin: Leider schwindet meine Hoffnung für tegut immer weiter. Während mir als Vegetarier die Fleischtheke ja noch egal war, traf mich der Wegfall der ehemaligen Herzberger-Backtheke, wo ich mir früher jeden Morgen eine liebevoll handbelegte, leckere Frühstücksstulle für die Arbeit holte und mich über die freundlichen Bäckereifachverkäuferinnen freuen konnte, um so härter. Gut, jetzt kriegt halt der Bio Kaiser gegenüber mein Geld.
    Das früher über zwei Eingänge begehbare O&G-Kühlhaus, einst das Prunkstück dieser Filiale, ist jetzt nur noch von einer Seite zugänglich, was eine echte Abschreckung darstellt. Und dazu erhöht tegut in den letzten Wochen ständig die Preise, und zwar deutlich über das bei der Konkurrenz Übliche hinaus. Bio-Hafermilch (Eigenmarke!) 20 Cent teurer, Bio-Vollmilchjoghurt (Alnatura) 34 Cent, Bio-Gemüsesaft 50 Cent usw. Und da rede ich jetzt nicht von Aldi-Vergleichspreisen, sondern von denn’s, Rewe oder dm.
    Dass man beim Personal einsparen will (oder auch einfach gar keines mehr findet), kann ich ja irgendwie nachvollziehen. Dass ich bei schlechterem Service aber noch mehr geschröpft werde als anderswo, geht gar nicht. Einerseits wünsche ich mir ja sehr, dass tegut überlebt, alleine schon weil mich die Rewe-Dominanz in Frankfurt ankotzt. Aber so beschleunigt die kurzsichtige Sanierungspolitik halt nur den eigenen Untergang.

  • Wo schon das Ex-Basic (offiziell nicht) im Münchner Hbf angesprochen wird: Da kann ich den Niedergang sehr gut „mitfühlen“. Von der ehemals absolut konkurrenzfähigen O/G-Abteilung mit tiefem Sortiment und ohne sichtbare Lücken und Füllartikel ist nur noch ein mit wenig Personal- und Pflegeaufwand zu bespielendes, zusammengeschobenes Skelett übriggeblieben; und das hat eine solch geringe Auswahl, dass ich manches gleiche O/G an bis zu vier (!) Stellen auf kleinster Fläche zählen kann. Da verbleibt viel unnütz gemietete Fläche, wo im besten Fall mit irgendwelchem Saisonalk und ähnlichen Verlegenheitsplatzierungen ein Alibi hingekippt wird. Dass ungeschnittener Salat, Pilze & Co nicht anfrieren sollten, scheint dem Personal auch immer wieder zu entgehen. Und dank der nicht an die Sparplatzierung angepassten Beleuchtung kommt irgendetwas zwischen „Grillgemüse“ und „Dunkelkammer“ heraus.

    Von der vorderen Sofortessen-Insel sind auch nur noch ein paar verpackte Snacks (einfach belegte Semmeln u.ä.) übriggeblieben. SB-Vollautomaten sind manchmal in Betrieb, die Kundenmikrowelle steht m.E. nur noch a.B. herum. Neuerdings hat man plötzlich wieder vorgeschnitten verpacktes Obst entdeckt und preist es als völlige Neuigkeit an – wobei selbst sehr grobe Stücke wie Melonenabschnitte zum höheren Preis als beim Ganzkauf kalkuliert sind, was z.B. bei denn’s kundenfreundlicher gehandhabt wird.

    Die vielen Regalmeter an Unverpacktstrecke samt eigener Waage sind auch entsorgt worden und damit auch der Luxus, dass es für O/G, Unverpacktes und Togo mal drei Waagen mit allen Funktionen gab, die für alle drei Sortimente genutzt werden konnten.

    Die Snack-/Mahlzeitentheken, Frischfleisch-/Sushitruhen, Bedientheken für Backwaren/Käse/Fleischwaren und dgl. sind auch dichtgemacht worden (entweder völlig funktionslos abgedeckt oder mit ein paar verlassenen Verpackungen notbestückt). Etwas abgepackt geliefertes Sushi gibt es zwar wieder, allerdings nur vom spezialisierten Lieferanten gebracht.

    Selbst in der Kühlabteilung einschl. Mopro stehen zumindest die Truhen eigentlich nur noch zwecklos herum und werden nur mit ein paar großzügig verteilten Artikeln in Zweit-/Aktionsplatzierung dekoriert. Die Kühlwagen stehen eigentlich „immer“ ewig offen herum, ebenso wie die Türen der Kühlregale. Ich will dem Personal ja nicht zu nahe treten, aber so langsam, untereinander tratschend und stets im Weg herumstehend ist es kein Wunder, dass die oft zwei, drei Kühlartikelverräumer gefühlt nie mit den paar Regalmetern fertig werden und sich die kühlkettengebrochenen Lebensmittel viel zu oft schon weit vor MHD bis zum feuchtfröhlichen Finale aufblähen.

    Die Tiefkühlregale passen auch gut ins verlorene Bild, schon weil sie mancher Tage nahezu komplett leer herumstehen (obwohl schon versucht wird, je Artikel auf zig Facings in die Breite zu gehen). Die Tk-Ecke ist aber ohnehin unwürdig, da gefühlte 90 Prozent nur aus Pizza, Eis und irgendwelcher Billo-Fleischconvenience bestehen. Da hat heute jeder Dorfaldi mehr Bio, Gemüse usw. in der Tiefkühlung.

    So ziemlich das einzige noch nicht radikal eingedampfte Sortiment dürften Alkohol (Wein, Bier usw.), Softdrinks (Limonaden, Energydrinks usw.) und andere Flüssigkeiten sein, wobei es bei den paar Allerweltssäften (bzw. -nektaren) schon ganz schnell wieder aufhört. Wenn schon bei jedem Besuch sogar nicht wenig Bier etc. MHD-bedingt zu 50 % feilgeboten wird, kann man sich den Rest ohnehin denken.

    Da wäre noch so viel zu erwähnen … jedenfalls fragt man sich immer wieder, wie allein die (sicherlich alles andere als niedrige) Miete jemals wieder reingeholt werden soll, zumal extrem viele Flächen nicht oder nur nichtig genutzt werden. Es gibt ja leider kaum noch einen Grund, mehr fürs evtl. Verfügbare zu zahlen, wenn der Lidl direkt nebenan mehr (Bio-) Auswahl und dank höheren Durchsatzes mehr Frische bietet. Und dank der bekloppten örtlichen Regelung hat man auch nicht den starken Bonus wie der ein paar Schritte „gleiseinwärts“ liegende Edeka mit Sonn-/Feiertagsöffnung und darf nur „dörflich“ montags bis samstags von 7.00 bis 20.00 aufsperren – quasi „im“ Hbf!

    • @ Peer Schader: Danke für die Berichtigung! Dann ist es noch trauriger, da ich das dort schon mehrfach vom Personal (!) gehört habe und ein paar Leute kenne, die felsenfest der Meinung sind, dass dort eine ganze Weile lang Ex-Basic-Mitarbeiter tätig waren. Gut, letzteres kann dennoch stimmen, wenn die Arbeitsorte bedarfsgerecht „umverteilt“ wurden.

      Welcher Mieter war auf der verwinkelten Fläche eigentlich vorher aktiv? Irgendwie hatte ich die Ecke nie richtig wahrgenommen.

    • Laut „Münchner Merkur“ (28.02.2020) übernahm Tegut mit der Eröffnung im September 2020 rund 2000 Quadratmeter Fläche, die dort zuvor von der Textilkette Adler genutzt worden waren. (Das Center wurde zuvor massiv umgebaut und modernisiert, siehe dieses pdf.)

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