Rewe erhöht den Mindestbestellwert für Lieferservice-Kunden auf 50 Euro

Rewe erhöht den Mindestbestellwert für Lieferservice-Kunden auf 50 Euro

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Wer sich frische Lebensmittel nachhause bringen lassen möchte, muss bei Rewes Lieferservice ab sofort mehr Geld ausgeben.

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Wer sich frische Lebensmittel nachhause bringen lassen möchte, muss bei Rewes Lieferservice ab sofort mehr Geld ausgeben: Das Unternehmen hat den Mindestbestellwert für seinen Online-Supermarkt von 40 auf 50 Euro angehoben – gegen die Trends im internationalen Liefergeschäft für Lebensmittel.

Anbieter wie Picnic aus den Niederlanden versuchen Hürden, um Lebensmittel im Netz zu bestellen, abzubauen und Kunden zu regelmäßigen Bestellern zu machen, indem sie sie auch kleinere Warenkörbe bestellen lassen. Dafür müssen Einschränkungen bei den Lieferzeitfenstern in Kauf genommen werden (siehe Supermarktblog). In München testet die regionale Supermarktkette Feneberg mit ihrem Lieferdienst Freshfoods seit kurzem ein ähnliches Prinzip.

Auch Rewe hatte zuletzt versucht, die Wiederbestellrate anzuschieben – und dafür deutschlandweit die zunächst regional getestete „Lieferflat“ eingeführt. Gegen eine feste Monatsgebühr können Kunden beim Rewe Lieferservice so oft bestellen, wie sie wollen – ohne dass weitere Kosten für die Lieferung anfallen. (Pfandzuschläge ausgenommen). Dieses Angebot entwertet Rewe mit der Erhöhung des Mindestbestellwerts nun ein Stück weit.

Der Handelskonzern steckt mit seinem Dienst in einer Zwickmühle: Um die hohen Logistikkosten zu rechtfertigen, muss die durchschnittliche Bestellsumme möglichst hoch ausfallen. Ob sich mit einer Anhebung des Mindestbestellwerts von 40 auf 50 Euro daran etwas Wesentliches ändern lässt, ist jedoch fraglich.

Gleichzeitig dürften dadurch aber z.B. Kunden aus kleineren Haushalten verschreckt werden, die nicht (mehr) auf die benötigte Summe kommen, um sich wöchentlich beliefern lassen zu können.


Screenshot: Rewe/Smb

Das entschärft (vorübergehend) zwar die Problematik der nur begrenzt verfügbaren Zeitfenster. Es schränkt aber auch die Zielgruppe weiter ein; und beinhaltet das Risiko, dass sich das Logistikproblem durch eine reduzierte Frequenz weiter verschärft. Weil im Zweifel zwar größere Warenkörbe ausgeliefert werden können, aber an weniger Besteller, die im schlechtesten Fall auch noch weit auseinander wohnen.

Anders formuliert: Anstatt sich auf die Verbesserung der Tourenplanung zu konzentrieren, um Lieferfahrern lange und teure Wege durch die Stadt zu ersparen, wälzt Rewe das Rentabilitätsproblem auf seine Kunden ab.

(Auch bei der Warenverfügbarkeitsprognose hat sich zuletzt wenig gebessert: Einige Produkte sind mehrere Wochen nacheinander nicht verfügbar, werden aber trotzdem im Shop angeboten; bestellte Artikel, die eigentlich da sein müssten, fehlen regelmäßig; die Ersatzartikellogik ist zum Teil äußerst kreativ.)

Der Druck hält sich in Grenzen

Das liegt womöglich auch daran, dass derzeit wenig Gegendruck aus dem Markt zu erwarten ist: Kaufland hat sich mit seinem Lieferservice zu Beginn des Jahres komplett verabschiedet, bei Amazon Fresh (das in München von Anfang an mit einem Mindestbestellwert von 50 Euro angetreten ist) stagniert die Entwicklung, und der anfängliche Schwung bei Bringmeister nach der Übernahme durch Edeka scheint sich auch wieder verflüchtigt zu haben.

Das rechtfertigt aber noch nicht, wie Rewe die Erhöhung des Mindestbestellwerts gegenüber seinen Stammkunden kommuniziert: (bislang) gar nicht.

Erst auf Kundennachfrage (und ohne wirkliche Erklärung) äußerte sich der Konzern am Wochenende per Twitter mit PR-Gefasel:

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In Köln ist man offensichtlich der Ansicht, dass es am besten ist, Kunden beim nächsten Einkauf alleine herausfinden zu lassen, wenn sich die Bedingungen des von ihnen genutzten Diensts verschlechtern. Womöglich setzt Rewe auf einen Gewöhnungseffekt: Auch das Preise-wie-im-Markt-Versprechen (siehe Supermarktblog) und die praktikable Kostenlos-Belieferung (siehe nochmal Supermarktblog) wurden im Stillen beerdigt.

In jedem Fall sagt es einiges über die Wertschätzung der eigenen (Online-)Kundschaft, wenn im schicken Digital-Hauptquartier der zweitgrößten Supermarktkette des Landes zwar genügend Ressourcen eingeplant sind, um per Newsletter über „5 Fehler, die jeder beim Nudelkochen macht!“ und „Die Ananas – Vielseitig und voll im Trend“ zu informieren – aber man sich nicht dazu durchringen mag, eine zentrale Änderung des Online-Leistungsangebots nachvollziehbar zu erklären.

Ich habe bei Rewe angefragt, was der Grund für die Erhöhung des Mindestbestellwerts ist (und bislang keine Antwort darauf erhalten).

Danke an den Kollegen Florian Treiß, der bei Location Insider ebenfalls kommentiert.

Titelfoto: Supermarktblog"

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12 Kommentare
  • Und das Angebot von Getränkekästen wurde – zumindest hier in Frankfurt/Kelsterbach – stark reduziert. Mein bevorzugtes (regionales) Wasser, das ich früher immer bestellte (und brav den Kisten-Aufschlag zahlte) gibt es z.B. nicht mehr. So klappt das nicht mit der Wiederbestellung…

  • Ich habe schon beim letzten Feedback an Rewe die Kosten und die Lieferfenster bemängelt. Spontan geht nicht, nächster Tag ausgeschlossen. 2 – 3 Tage – wo leben die Rewe-Leute denn. Ich bin von Berlin weggezogen, da gab es Amazon now. Das vermisse ich hier in Potsdam.

  • Hier bei mir in Köln (direkt an der Quelle sozusagen) fehlen über die letzten Monate immer mehr Produkte, für die es nicht wirklich annehmbare und bezahlbare Alternativen gibt. Mir fällt auf, dass vor allem Produkte der Eigenmarken (ja!, Beste Wahl) immer weniger verfügbar sind. Da ist wohl die Marge nicht hoch genug und der Verbraucher soll zu höherpreisigen Markenprodukten gedrängt werden. Ich gehe heute Abend das erste Mal seit Monaten mal wieder in den Supermarkt. Der Lieferservice hat sich für mich erst mal erledigt… Trotz hoher Rabatt-Coupons und Extra-Punkten von Payback, die man beim Lieferservice immer bekommt/bekam.

  • „….aber man sich nicht dazu durchringen mag, eine zentrale Änderung des Online-Leistungsangebots nachvollziehbar zu erklären.

    Nun ja, was haben Sie erwartet?

    „Mit den Kostenstrukturen für Personal und Betrieb in Deutschland und den Handelsspannen ins Deutschland und der Verbraucherbegeisterung für niedrige Preise in Deutschland lässt sich keine kostendeckende Belieferung kleiner Bestellungen realisieren – insbesondere nicht abseits der Großstädte mit ihren Wohnsilos, bei denen mehr Menschen pro qm in die Höhe wohnen als auf dem flachen Land (die dafür aber weniger wohlhabender sind als die Bewohner des flachen Lands in ihren schicken Landhausvillen und deshalb eher bei Aldi & Co. einkaufen.“.

    Ok, die Wahrheit kommt den Presse-Sprechern meist nur schwer über die Lippen … 😉

  • Mit 50 EUR Mindestbestellwert ist das Angebot nicht mehr attraktiv, um mich als Kompakt-Lieferflat-Kunden halten zu können. Zumal ja auch viele Produkte fehlen und/oder deutlich teurer als im stationären Handel sind (besonders Getränke). Und dann gab es auf einmal nichtmal mehr Lieferfenster in den für mich über die Flat buchbaren Tage. Ein großer Schritt zurück…

    Die bereits gezahlten Kosten für die Lieferflat für 6 Monate habe ich problemlos zurückerstattet bekommen. Hoffe, dass die Konkurrenz bei mir (Köln) bald vernünftige Angebote bietet. AYNF, Bringmeister und real sind zumindest derzeit leider such noch keine bessere Wahl und Picnic wird sicher erst viele andere Städte erobern, bevor sie sich in den Heimatmarkt von Rewe vorwagen.

  • Inzwischen bewirbt man bei Rewe den Service zum Abholen der vorbestellten Sachen. Ich denke, dass sich das Angebot langsam Stück für Stück erledigt.
    Ich bin von den 50,- Euro auch nicht angetan. Zusammen mit einigen anderen Dingen, die mich stören, die teilweise auch schon hier genannt wurden, werde ich nun doch zukünftig die Supermärkte in der Umgebung wieder häufiger nutzen.

  • Also für ältere Menschen und vielleicht noch ohne PKW ist so ein Lieferdienst eine feine Sache. Fahrerei, Einlaufsstress und Schlepperei entfallen. 50 Euro hat man doch ruckzuck zusammen, nimmt man halt mal 2 Kaffee statt einen oder ein Fläschchen Wein dazu. Ich persönlich würde auch 10 oder 15 Euro feste Liefergebühr akzeptieren.

  • Für mich als „Einzelfallschicksal“ ist Rewe die einzigste Möglichkeit bequem eine Vielzahl von Artikeln einzukaufen. Ich bin schwer Herzkrank und kann kaum noch mehr als 500m gehen. Da wickle ich seit beginn an über Rewe meine kompletten Besorgungen ab. Ich bestelle aller zwei Wochen für ~60 Euro meine Lebensmittel. Somit sind mir die 50 Euro Mindestbestellwert ziemlich schnuppe. Sollte es aber mal über 60 Euro gehen dann muss ich mich auch nach alternativen umsehen… leider, denn so bequem am Browser seinen Einkaufswagen zu befüllen ist einfach genial (für mich). Wie gesagt ich bin die Ausnahme… die Masse wird über mich entscheiden 🙂

  • Die Masse scheint damit klarzukommen: gerade versucht eine Bestellung innerhalb einer Woche zu erstellen, die nächsten freien Liefertermine sind am 6.3. nur vormittags! Damit hat es sich für mich erledigt.

  • Sehr schade, als Schwerbehinderte würde ich gerne regelmäßig über den Lieferdienst bestellen. Doch was soll ich als Single-Haushalt alles bestellen, um auf 50€ Mindestlieferung zu kommen? So viel esse ich gar nicht und die Lagermöglichkeit in dem kleinen Zimmer ist begrenzt. Schade, aber da bezahl ich lieber Studenten für’s einkaufen.

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